Großbritannien fast fertig mit dem Kohleausstieg

RWE schließt Kraftwerk auf der Insel 2020 - Kosten für CO2 nehmen zu - Stilllegungen auch in USA

Großbritannien fast fertig mit dem Kohleausstieg

cru Frankfurt – In Deutschland dauert der Ausstieg aus der Kohleverstromung noch bis 2038. In Großbritannien ist der für 2025 geplante Kohleausstieg schon 2020 fast perfekt. Der deutsche Energiekonzern RWE kündigt an, sein Kohlekraftwerk Aberthaw im März kommenden Jahres vom Netz zu nehmen. Nach der Schließung des 1971 gestarteten Kraftwerks, das mit 1 600 Megawatt Kapazität 1,5 Millionen versorgen konnte, wird es im gesamten Königreich nur noch vier Kohlekraftwerke geben. Die Stromversorgung des Landes beruht dann auf Gas, Kernenergie und erneuerbaren Energien.Auslöser für den schnellen Kohleausstieg Großbritanniens ist der 2013 eingeführte “carbon price floor” – ein üppiger Aufschlag von 18 Pfund (20 Euro) auf den CO2-Emissionspreis aus dem EU-Emissionshandel, der der Kohle binnen weniger Jahre den Garaus machte.Auch außerhalb Europas ist die Kohle in vielen Ländern auf dem Rückzug – unter anderem in den USA, trotz gegenteiliger Versprechen von Präsident Trump. In den vergangenen zehn Jahren gingen in den USA 546 Kraftwerkseinheiten mit einer Gesamtkapazität von 102 Gigawatt vom Netz – halb so viel Kapazität, wie ganz Deutschland zur Stromerzeugung hat. Auch in den USA wird die Kohle durch preiswertes und weniger CO2-intensives (Schiefer-)Gas ersetzt. Der Anteil der Kohle am Strommix ist binnen fünf Jahren von 40 % auf 24 % gefallen. Hohe CO2-KostenZu der Entscheidung von RWE, das britische Kohlekraftwerk in Wales zu schließen, haben unter anderem die wachsenden Kosten für CO2-Emissionen beigetragen. Großbritannien nimmt am EU-Emissionshandel teil und wird auch nach dem Austritt aus der EU an einer Bepreisung der CO2-Emissionen festhalten. In Großbritannien wie auch in Deutschland setzen die Stromkonzerne zunehmend auf Gas und erneuerbare Energien. Schon 2018 war der Anteil von Kohlestrom am britischen Strommix auf ein historisches Tief von 4 % gefallen, während Kohle zum deutschen Strommix immer noch 40 % beiträgt.Seit dem 1. Mai ruhen die Kohlekraftwerke in Großbritannien ganz. Deshalb hat sich RWE zur Schließung entschlossen. “Die Bedingungen auf dem britischen Energiemarkt haben diese Entscheidung unausweichlich gemacht”, sagte RWE-Stromerzeugungschef Roger Miesen.In Großbritannien werden die Betreiber konventioneller Kraftwerke staatlich vergütet dafür, dass sie Reservekapazitäten zum Ausgleich der schwankenden Ökostromeinspeisung vorhalten. In der jüngsten Auktion auf diesem sogenannten Kapazitätsmarkt im Juni 2019 waren Kohlekraftwerke nicht mehr wettbewerbsfähig. Das gilt nicht nur für RWE. Auch der schottische Konkurrent SSE schließt sein letztes Kohlekraftwerk im Jahr 2020, weil es nicht mehr profitabel war. Nur noch vier KohlemeilerDie bestehenden Verpflichtungen des RWE-Kraftwerks Aberthaw aus dem britischen Kapazitätsmarkt für 2019/2020 und 2020/2021 werden auf Dritte übertragen. Ein kleinerer Teil gehe auf andere Einheiten der RWE-Kraftwerksflotte über, teilte der deutsche Konzern mit. Die durch den Kapazitätsmarkt garantierte verfügbare Leistung für Großbritannien bleibe so unverändert.Nach der Schließung gibt es noch ein Kohlekraftwerk in Nordirland sowie zwei kleinere im britischen West Burton und Ratcliffe. Zwei Kohleblöcke der Drax Group werden bis 2021 auf Gas umgerüstet.