IM INTERVIEW: STEPHAN GEMKOW

Haniel-Chef macht "dicke grüne Haken"

Statements des Metro-Investors sind belastbar

Haniel-Chef macht "dicke grüne Haken"

– Herr Gemkow, Sie verabschieden sich Ende Juni. Wie fällt Ihre persönliche Haniel-Bilanz nach sieben Jahren an der Spitze aus?Das ist ein differenziertes Bild. Wenn ich auf unsere Entscheidungen in der Sanierungsphase blicke, ist uns das sehr gut gelungen – in sehr kurzer Zeit und ohne Kollateralschäden durch Overhang-Diskussionen. Da mache ich einen dicken grünen Haken dran. Dann kam die Investitionsphase, die wir durch eine etwas andere Positionierung von Haniel eingeläutet haben. Denn es war klar, dass niemand auf eine weitere Beteiligungsgesellschaft gewartet hat.- Sie treten als Family Equity Investor am Beteiligungsmarkt auf. Was bringt das?Auf der Käuferseite gibt es im Grundsatz zwei Gruppen, Private Equity und Strategen. Bei den Strategen ist es meistens so, dass diese an Marken, dem Kundenstamm und einzelnen Teilen interessiert sind. Das Unternehmen wird aber in der Regel komplett auf das aufnehmende Unternehmen verschmolzen. Dies ist weder für das Management noch für die Eigentümer speziell von Familienunternehmen attraktiv. Das ist bei Private-Equity-Unternehmen zwar anders, aber die haben wiederum nur einen sehr begrenzten Zeithorizont, und es mangelt stark am langfristig orientierten Investitionswillen. Haniel ist anders. Wir bieten dezentrale Eigenständigkeit in der Gruppe und haben mehr als genug Kapital, um die Unternehmen organisch oder anorganisch wachsen zu lassen.- Wie sieht es dann mit dem grünen Haken für die Investitionsphase aus?Die Fakten liegen auf dem Tisch. Das können Sie bewerten, das muss ich nicht bewerten. Operativ haben wir eine sehr gute Entwicklung gesehen. Wir sind heute deutlich kleiner, wir haben nur noch 25 % des einstigen Umsatzes, aber wir haben 100 % des Cash-flow von 2012, und wenn Sie sich das operative Ergebnis anschauen, dann sind wir dort, wo wir damals waren, dabei aber deutlich solider aufgestellt. An dieser Stelle mache ich also auch einen dicken grünen Haken. Tatsache ist aber auch, dass unsere gelisteten Unternehmen Metro und Ceconomy 2018 erneut über 1 Mrd. Euro an Wert vernichtet haben. Diese Milliarde macht das Bild unter Wertentwicklungsaspekten zunichte. Das hat uns in der Wertbetrachtung um Jahre zurückgeworfen.- Warum gehen Sie mit 59 Jahren?Ich habe mir vor vielen Jahren gesagt, mit 58 aufzuhören, das wäre richtig cool. Jetzt bin ich 59 und finde es nicht cool. Es fühlt sich fremd an. Dann schaue ich aber in die Runde und sehe, dass die Vorstände bei manchen Dax-Unternehmen auch mit 59 oder 60 Jahren gehen. Ich befinde mich also in ordentlicher Gesellschaft. Zudem kehrt Herr Schmidt nach zwei Jahren bei CWS nun vollständig in den Holding-Vorstand zurück. Das markiert für mich einen guten Zeitpunkt zu gehen, auch wenn es früher ist als ursprünglich vorgesehen. Die Ausgangslage ist gut, es gibt eine gefüllte Kriegskasse, die Bilanz ist gesund, und auch die Ertragskraft kann sich sehen lassen.- Daniel Kretinsky hat die Frist zur Ausübung der Call-Option bis Ende Juni verlängert. War es in der Rückschau ein Fehler, so viel Zeit zu geben?Nein, das war kein Fehler. Das war von Anfang an in den Verträgen so festgelegt. Das machte damals Sinn, weil wir verstanden haben, dass die Transaktion für Herrn Kretinsky komplex ist. Wir fanden das fair, und es war auch nicht zu unserem Schaden. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Wir finden nach wie vor, dass Herr Kretinsky ein angenehmer und fairer Verhandlungspartner ist, der bis heute in seinen Statements belastbar und glaubwürdig ist. Wir haben überhaupt keinen Grund zu der Annahme, dass die Transaktion am Ende des Tages nicht vollzogen werden sollte.- Wird die Option nicht gezogen, bleibt Haniel dauerhaft Metro-Aktionär?Ein Financial Investment von 15 % ist etwas völlig anders als von 34 oder 25 %. Das lässt sich deutlich einfacher handhaben. Wenn man sich unser Portfolio heute anschaut, dann ist CWS der größte Brocken im Haniel-Portfolio, längst nicht mehr die Metro.—-Das Interview führte Annette Becker.