Healthineers peilt mehr Erlös und Gewinn an
Das Medizintechnikunternehmen Siemens Healthineers will Umsatz und Gewinn im Geschäftsjahr 2018/2019 steigern. Der Vorstand rechnet mit einem Hochlauf der Diagnostik-Erlöse und mit Marktanteilsgewinnen in der Sparte Bildgebende Systeme. Auf Akquisitionen ist das Management nach eigener Meinung nicht angewiesen.mic Frankfurt – Der Börsenneuling Siemens Healthineers sieht keinen Zwang zu Akquisitionen in der sich wandelnden Medizintechnik-Branche. “Wir sind sehr happy mit dem Portfolio, das wir haben”, sagte Vorstandsvorsitzender Bernd Montag auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Die drei Healthineers-Säulen Bildgebende Systeme, Labordiagnostik und Neuartige Therapien seien Wachstumssegmente: “Es ist in keiner Weise so, dass wir irgendwo einen Trend verschlafen hätten oder dass wir auf langweiligen Segmenten säßen.”Der Konzern sei der größte Medizintechnik-Anbieter in Europa und das weltweit größte B2B-Unternehmen der Branche, betonte Montag: “Wir sind in der wunderbaren Situation, dass wir Akquisitionen machen können, aber nicht müssen.” Interessante Felder für einen Zukauf seien die molekulare Diagnostik, bildgeführte Therapie und digitales Gesundheitswesen (Digital Health). Das Management habe ein wachsames Auge, bereits in den vergangenen Jahren habe es kleinere Zukäufe gegeben: “Wir werden diesen Weg weitergehen.” Das Gesicht des Unternehmens werde sich durch eine Akquisition aber nicht ändern, betonte Montag: “Wenn wir eine Akquisition machen – auch wenn es eine große ist – wird sie zu den drei Segmenten passen.”In zunehmendem Maße bekommt Siemens Healthineers die weltweiten Handelskonflikte zu spüren. Die Belastungen durch die Zölle würden das Ergebnis vor Steuern im laufenden Geschäftsjahr um 30 bis 40 Mill. Euro verringern, erklärte Montag. Verursacht werde dies vor allem durch Zölle für den Export aus China in die USA. Es käme aber eine Vielzahl weiterer Belastungen hinzu. Beispielsweise verlange Indien in Reaktion auf die US-Stahlzölle Abgaben bei der Einfuhr mancher Medizintechnik-Produkte aus den USA. Optimistisch für 2018/19Trotzdem blickt Montag optimistisch in das angelaufene Geschäftsjahr. “Nach einem sehr guten Geschäftsjahr 2018 legen wir uns die Messlatte erneut ein Stück höher”, erklärte er. Der Healthineers-Chef begründete den Optimismus mit Marktanteilsgewinnen in der Sparte Bildgebende Systeme und den steigenden Umsätzen in der Sparte Labordiagnostik infolge der laufenden Auslieferung der neuen Plattform Atellica Solution.Der Umsatz soll auf vergleichbarer Basis um 4 bis 5 % zulegen. Im Vorjahr war ein Plus von 3,7 % erreicht worden – allerdings waren die Erlöse, wenn die Wirkung veränderter Wechselkurse nicht eliminiert wird, gesunken: von 13,7 Mrd. Euro auf 13,4 Mrd. Euro. Schmitz erklärte, im laufenden Geschäftsjahr solle der Umsatz dagegen auch in absoluten Beträgen deutlich wachsen.Die Ergebnismarge, die Siemens Healthineers um die Kosten für Personalabbau und Börsengang bereinigt, wird der Prognose zufolge von 17,2 % auf 17,5 bis 18,5 % steigen. Die höhere Rendite werde hauptsächlich durch die erhöhten Umsätze getrieben, erläuterte Schmitz. Einen nur leichten Rückenwind brächten bei unveränderten Kursen die Währungseffekte. Im vergangenen Geschäftsjahr dagegen hatten Währungseffekte die Marge um 1,2 Prozentpunkte gedrückt.Im Gespräch mit Analysten detaillierte Schmitz, dass die Sparten Bildgebende Systeme und Labordiagnostik ihre Margen von zuletzt 19,4 % bzw. 12,1 % nach oben schrauben sollen, während die Neuartigen Therapien unverändert blieben – sie hatten zuletzt 19,6 % erreicht.Ein sehr positives Bild zeichnete er von der Situation in der Sparte Bildgebende Systeme, die aktuell den Geschäftserfolg bestimmt – sie steuerte im vergangenen Geschäftsjahr 61 % des Umsatzes und 69 % des bereinigten operativen Ergebnisses bei. Im vierten Quartal habe das Auftragswachstum der Sparte auf organischer Basis 13 % betragen. Der Großteil stamme aus Service-Verträgen, aber auch die Bestellungen für Neugeräte hätten mit einem hohen einstelligen Prozentsatz zugelegt. Montag erklärte, im vergangenen Geschäftsjahr sei jeder zweite neue Kernspintomograf in den USA bei Siemens Healthineers bestellt worden. Damit schlagen die Münchner den Konkurrenten General Electric vor dessen Haustür aus dem Feld. 700 Mill. Euro Ausschüttung Einen stärkeren Anstieg als beim operativen Ergebnis erwartet das Management beim Nettogewinn. Das Ergebnis pro Aktie soll ausgehend von 1,3 Mrd. Euro um 20 % bis 30 % zulegen. Aus operativer Kraft speise sich ein knapp zweistelliger prozentualer Anstieg, erläuterte Schmitz. Der Rest gehe zurück auf den Wegfall der Kosten für den Börsengang, die niedrigeren Ausgaben für Personalabbau und sinkende Zinsaufwendungen. Die Steuerquote werde auf dem Niveau des Geschäftsjahres 2017/2018 liegen.Siemens Healthineers kommt mit der Prognose 2018/2019 den Zielen näher, die sich der Vorstand für die mittlere Frist gesetzt hatte. Im Januar 2018 hatte er angekündigt, den Umsatz innerhalb von drei bis vier Jahren auf ein jährliches Wachstum von 4 bis 6 % zu bringen. Der entscheidende Hebel ist ein Schub in der Labordiagnostik, denn sie lag zuletzt klar unter der Vorgabe. Sie ist auch noch deutlich von ihrem mittelfristigen Ziel einer bereinigten Ergebnismarge von 16 bis 19 % entfernt. Dagegen haben die beiden anderen Sparten ihre Vorgabe von jeweils 20 bis 22 % praktisch erreicht.”Für das abgelaufene Geschäftsjahr haben wir das eingehalten, was wir versprochen haben”, bilanzierte Montag (siehe Tabelle). Die Dividende soll 0,70 Euro je Aktie betragen. Damit werden rund 700 Mill. Euro ausgeschüttet, dies entspricht einer Ausschüttungsquote von 55 %. Das Unternehmen will immer 50 bis 60 % des Gewinns an die Aktionäre überweisen.Planmäßig verläuft nach Darstellung von Montag die Auslieferung der Labordiagnostik-Plattform Atellica Solution, mit deren Hilfe Siemens Healthineers Marktanteile zurückgewinnen will. Bis Ende September seien 999 Geräte ausgeliefert worden. Der Konzern hatte sich ein Ziel von 800 bis 1 000 Systemen gesetzt. Im laufenden Geschäftsjahr sollen 2 200 bis 2 500 Systeme hinzukommen. Der Neukundenanteil liege weiterhin höher als 35 %, sagte Montag. Bisher geht gut die Hälfte der Auslieferungen nach Europa.