Hedgefonds verschaffen Senvion zunächst Luft
wb Frankfurt – Der finanziell angeschlagene Windkraftanlagenbauer Senvion hat zwar wieder etwas Luft, doch sind noch nicht alle Bedingungen erfüllt, um die vorläufige Insolenz in Eigenverwaltung maßgeblicher Einheiten zu beenden. Nach einem zähen Streit mit den vorrangig besicherten Kreditgebern haben zwei Hedgefonds, die sich in die ausstehende Anleihe von Senvion eingekauft hatten, einen Kredit über 100 Mill. Euro gegeben. Die Senvion-Aktie legte am Donnerstag daraufhin um 77 % auf 1,47 Euro zu. Die Marktkapitalisierung liegt damit bei 107 Mill. Euro, was im Vergleich mit der vorrangig besicherten Verschuldung über 950 Mill. Euro und der Anleihe über nominal 400 Mill. Euro zu sehen ist.Den Massekredit (vgl. BZ vom 18. April) stellen, wie zu hören ist, die beiden US-Adressen Anchorage und Davidson Kempner. Diese haben klar Schiff gemacht und sich versichern lassen, dass es von anderen Gläubigern keine Anfechtungen gibt. Die Kreditgeber mit BayernLB, Deutscher Bank und Euler Hermes an der Spitze hatten sich dagegen gewehrt, dass die Hedgefonds in dieselbe Rangigkeit wie sie selbst kommen, heißt es in Finanzkreisen. Der neue Senvion-CEO Yves Rannou ist in die Suche nach einem Investor als “sicherem Hafen” involviert. Centerbridge, die gut 70 % des Eigenkapitals hält, müsste entweder die Schlüssel an die Hedgefonds abgeben oder mit ihnen teilen. Diese dürften es mit der Strategie “loan to own” darauf anlegen, über das Eigenkapital die Kontrolle zu übernehmen.Centerbridge geht kaum mit finanziellem Verlust vom Platz. Denn der US-Finanzinvestor, der die damalige Repower 2015 von der indischen Suzlon mit geringem Eigenkapitalanteil erworben hatte, hat seinen Einsatz längst wieder eingespielt – maßgeblich mit dem IPO 2016.Der Massekredit mit einer Laufzeit von zwölf Monaten ermögliche die Fortführung der Geschäftstätigkeit. Es lägen sämtliche erforderlichen Gremienzustimmungen vor, so dass Senvion den zu Jahresbeginn gestarteten Transformationsprozess fortsetzen könne. “Substanzielle Ziehungen” seien umgehend möglich. Dies soll der “Stabilisierung des Geschäftsbetriebs” und der Finanzierung der nicht insolventen Töchter dienen. Gewinnwarnungen, Lieferprobleme und der Preiskampf am Windenergiemarkt hatten die Aktie des Hamburger Konzerns binnen eines Jahres um 95 % abstürzen lassen – und trieben Senvion in die Zahlungsunfähigkeit.