Baustoffhersteller

Heidelberg Cement bringt Rendite voran

Heidelberg Cement hat die Rendite auf das eingesetzte Kapital auf 7,9% gehievt und strebt für 2021 einen Anstieg auf mehr als 8% an. Umsatz und Betriebsergebnis sollen leicht zulegen.

Heidelberg Cement bringt Rendite voran

hek Frankfurt

Der Baustoffhersteller HeidelbergCement hat im Coronajahr 2020 den Gewinn je Aktie vor Einmaleffekten auf den Höchstwert von 6,88 Euro gehievt. Ohne Bereinigungen steht aber ein Verlust von 10,78 Euro je Aktie zu Buche, der auf hohe Sonderabschreibungen auf Goodwill und Sachanlagen zurückgeht. Wie der Dax-Konzern mitteilt, wird die Dividende auf 2,20 Euro angehoben. Das sind 0,10 Euro mehr, als für 2018 gezahlt wurde. Die Dividende für 2019 hatte Heidelberg Cement angesichts der Pandemie auf 0,60 Euro gekürzt.

Kapitaleinsatz gesenkt

Für das vergangene Jahr zeigen die Heidelberger einen kräftigen Anstieg der Rendite auf das eingesetzte Kapital von 6,5% im Vorjahr auf 7,9%. Der Sprung geht vor allem auf den von 26,5 Mrd. auf 21,2 Mrd. Euro verringerten Kapitaleinsatz zurück. Hier schlagen sich neben operativen Verbesserungen auch die Wertminderungen im Vermögensportfolio von 3,4 Mrd. Euro nieder. Laut Finanzvorstand Lorenz Näger entfallen 0,6 Prozentpunkte des Renditeanstiegs auf den Impairmenttest und 0,8 Punkte auf operative Effekte. Heidelberg Cement habe eine klare Prämie auf die Kapitalkosten verdient, wird versichert.

Für das laufende Jahr zeigt sich Heidelberg Cement zuversichtlich. CEO Dominik von Achten berichtet von einem guten Jahresbeginn, der die optimistische Sicht des Managements bestätige. Die ersten beiden Monate seien trotz der zweiwöchigen Kältephase in Europa und den USA im Februar ordentlich verlaufen. „Durch die teils massiven Infrastrukturprogramme in vielen Ländern dürfte es Rückenwind geben“, sagt der seit Februar 2020 amtierende Vorstandschef bei der Bilanzvorlage. Auch der private Wohnungsbau wird nach seiner Einschätzung weiter zulegen.

Der Konzern stellt für 2021 einen leichten Anstieg des Betriebsgewinns auf vergleichbarer Basis, also ohne Wechselkurseinflüsse sowie An- und Verkäufe, in Aussicht. Damit ist eine Zunahme im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich gemeint. Dabei geht die Prognose von einem leichten Umsatzplus aus, dem höhere Kosten für Rohstoffe und sekundäre Zementmaterialien sowie moderat steigende Energiekosten vor allem für Strom, Diesel und Petrolkoks gegenüberstehen. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital soll deutlich auf über 8% vorankommen, so dass das 2025er Ziel von „klar über 8%“ zumindest greifbar nah erscheint.

Analysten zeigen sich allerdings nicht sonderlich beeindruckt von der Prognose. Die Aussagen des Managements zu Umsatz und operativem Ergebnis könnten mit Blick auf die aktuellen Markterwartungen etwas vorsichtig klingen, meint die US-Investmentbank Goldman Sachs. Die britische Bank Barclays stuft den Ausblick als ein wenig enttäuschend ein.

Als „extrem positiv“ bewertet von Achten das Umfeld in den Vereinigten Staaten: „Die USA können vor Kraft schon nicht mehr laufen.“ Neben dem hohen Wirtschaftswachstum schieben große Infrastrukturprogramme die Nachfrage in den USA an. Daher ist von Achten optimistisch, „dass wir unsere Preisvorstellungen umsetzen können“. Nach wie vor unzufrieden ist der CEO aber mit der Marge in Nordamerika, die 2020 nur geringfügig auf 22,1% des Umsatzes vorankam. Ein mit dem US-Management aufgesetzter Akti­onsplan soll Abhilfe schaffen. „Es gibt Wettbewerber, die besser sind als wir“, sagt von Achten. Auch Heidelberg Cement habe in der Vergangenheit schon höhere Margen in Nordamerika erzielt als derzeit. Dass die operative Rendite in West- und Südeuropa mit 17,3% niedriger ausfällt als jenseits des Atlantiks hat laut Vorstandsangaben strukturelle Gründe wie den höheren Anteil des margenschwächeren Transportbetongeschäfts.

Bei dem angekündigten Rückzug aus verschiedenen Märkten sind laut von Achten erste Resultate im ersten Halbjahr zu erwarten. Man arbeite am Verkauf von fünf Geschäftseinheiten. Als erster Schritt gilt die Veräußerung der Mehrheitsbeteiligung von 51% am kuwaitischen Zement- und Transportbetonunternehmen Hilal Cement Ende Januar. Zugleich wolle Heidelberg Cement die Kernmärkte stärken, versichert der CEO: „Da kann schon 2021 etwas passieren. Wir wollen uns gesundwachsen.“ Man werde aber nicht auf Großwildjagd gehen. Akquisitionen über mehrere Kontinente hinweg seien ausgeschlossen.

CO2-Ziele im Bonus verankert

Bei der Verminderung der CO2-Emissionen beansprucht Heidelberg Cement eine Vorreiterrolle für sich. Im vergangenen Jahr sei der spezifische CO2-Ausstoß im Vergleich zu 2019 um 2,3% auf 576 Kilogramm je Tonne zementhaltiges Material gesunken. Bis 2025 sollen es weniger als 525 Kilogramm sein. Drei Projekte zur CO2-Abscheidung und -Verwertung bzw. -Lagerung gingen in die nächste Phase. Die CO2-Ziele seien im Vergütungssystem verankert worden, betont von Achten. Wird die CO2-Vorgabe erreicht, steigt der Bonus um bis zu 30%, bei Nichterreichung sinkt er entsprechend.

Beim vergleichbaren Umsatzrückgang im vergangenen Jahr um 4,6% auf 17,6 Mrd. Euro spielt die Verringerung des Brennstoffhandels eine erhebliche Rolle. Ohne diesen Effekt bleibe ein Umsatzminus von 2%, sagt von Achten. Einsparungen aus dem zu Beginn der Pandemie aufgesetzten Aktionsplan, Preiserhöhungen und niedrigere Energiekosten führten zu einem Margenanstieg vor Abschreibungen um 2,1 Prozentpunkte auf 21,1% des Umsatzes. Unter dem Strich steht infolge der Abschreibungen auf Vermögenswerte ein auf die Gruppe entfallender Fehlbetrag von 2,1 Mrd. Euro. Die bereinigte Rechnung zeigt einen Überschuss von knapp 1,4 Mrd. Euro, 8% mehr als 2019.

Heidelberg Cement
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Zementabsatz1122126
Absatz Zuschlagstoffe1296308
Umsatz1760618851
Geschäftsergebnis vor Abschreibungen  3707  3580
  in % des Umsatzes21,119,0
Betriebsergebnis23632186
Jahresüberschuss–20091242
Gewinn je Aktie (Euro)26,886,40
Dividende je Aktie (Euro)2,200,60
Operativer Cash-flow30272664
Nettofinanzschulden68938410
1) in Mill. Tonnen; 2) bereinigtBörsen-Zeitung