Heidelberg streckt die Fühler aus

Finanzchef Kaliebe wittert Morgenluft - Dividendenzahlung in weiter Ferne

Heidelberg streckt die Fühler aus

Von Walther Becker, FrankfurtDer erste Nettogewinn seit fast einer Dekade lässt Dirk Kaliebe zufrieden nach vorne schauen. “Mission erfüllt”, sagt der seit 2006 amtierende Finanzchef von Heidelberger Druckmaschinen und spricht schon von “nachhaltiger” Ertragskraft. 2015/16 weist der SDax-Konzern einen Überschuss von 28 Mill. Euro aus (vgl. BZ vom 11. Mai), wenn auch die operative Zielmarge von 8 % verfehlt wurde. Die Aktionäre werden noch länger leer ausgehen – auf Sicht von zwei bis drei Jahren sicherlich, sagt Kaliebe im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Vor einer Wiederaufnahme der Ausschüttung müsse die Eigenkapitalquote von jetzt 13 auf etwa 20 % gestiegen sein. Eher schraubt der CFO weiter an Finanzierungsstruktur und Fälligkeiten – und schielt auf M & A. Druck von Aktionärsseite verspürt er keinen, Aktivisten sitzen Heidelberg nicht im Nacken. Größter Anteilseigner ist über eine Sachkapitalerhöhung per Sacheinlage die Schweizer Gallus. Als Schutz gegen Übernahmeversuche sieht Heidelberg die hohen Pensionslasten.Für Zukäufe könne der Druckweltmarktführer einen “zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag” lockermachen. Den Finanzrahmen aus revolvierender Kreditlinie, Hochzinsanleihe, Bankdarlehen und neuerdings EIB-Mitteln beziffert er auf knapp 700 Mil. Euro. “Wenn wir zukaufen, dann um das Servicegeschäft zu stärken”, sagt Kaliebe. Er beziffert den fragmentierten Aftersalesmarkt auf 8 Mrd. Euro. Farben und Papier kämen nicht in Frage. Für rund 2 Mrd. Euro des Volumens stehen die Druckplattenhersteller, also vor allem Kodak, Agfa und der Heidelberg-Partner Fuji. Die Kurpfälzer zielen bei Zukäufen vor allem auf Verbrauchsmaterialien, nicht das Digitalgeschäft. Luft verschafft, dass die Nettoschulden auf 281 Mill. Euro gedrückt sind – kommend von einst etwa 1 Mrd. Euro. Wenn die Mittel da sind, will Kaliebe, der Mitte Juni den ausstehenden Hochzinsbond über 50 Mill. Euro zurückkauft, vorzeitig darangehen, den 2022 fälligen Bond zu tilgen, was von 2018 an möglich sei. Dies könne in einzelnen Tranchen aus dem Cash-flow laufen.Strategisch soll Equipment, wozu das angestammte Maschinengeschäft zählt, von derzeit leicht über 50 % im Anteil zurückgehen – es stand vor Jahren noch für rund vier Fünftel. Der Service soll auf 1,5 Mrd. Euro wachsen; 2015/16 waren es gruppenweit 2,5 Mrd. Euro. Die Ziele für die Ebitda-Marge liegen in der Ausrüstung bei 4 bis 6 %, für den Service bei 9 bis 11 %, woraus sich konzernweit die von Heidelberg angestrebten 8 % ergeben.