Helikoptercrash weckt Erinnerungen an 9/11
Als am frühen Montagnachmittag in Midtown New York das Bürogebäude an der Adresse 787 Seventh Avenue wackelte, nachdem kurz zuvor ein lauter Knall wie bei einer Explosion zu hören gewesen war, wurden nicht nur bei vielen Gästen des noblen Restaurants “Le Bernardin” im Erdgeschoss Erinnerungen an den 11. September 2001 wach. Als kurz darauf die Nachricht die Runde machte, dass ein Helikopter in den Büroturm gekracht war und auf dem Dach ein Feuer ausgebrochen sei, beschäftigte vor allem die hunderte Angestellten, die unter anderem für BNP Paribas, Citi und UBS in dem Gebäude arbeiten, ob es sich bei dem Zwischenfall vielleicht um mehr als um einen Unfall handelte. “Wenn man ein New Yorker ist, hat man eine posttraumatische Belastungsstörung von 9/11”, erklärte kurz darauf der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, der rasch zu dem Unglücksort zwischen der 51. und 52. Straße in Manhattan geeilt war und klarstellte, dass es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gibt. Der New Yorker Bürgermeister versuchte ebenfalls zu beruhigen, auch wenn er den Vorfall an der Unfallstelle als “absolut betäubendes, schockierendes Ereignis” einstufte, was wohl nicht zuletzt mit der Erinnerung an den Schrecken der Terrorattacke auf das World Trade Center vor bald 18 Jahren zusammenhing. *Auch wenn der Zwischenfall vielen New Yorkern den Schrecken in die Glieder fahren ließ, ist der Helikoptercrash vom Montag, abgesehen von den gespenstischen Parallelen zum Terroranschlag im Herbst 2001, kein Unfall, der aus der Reihe tanzt. Immer wieder kommt es im New Yorker Luftraum zu Unglücken mit Hubschraubern, die den ganzen Tag wie fleißige Bienen um Manhattan fliegen und mit Sondergenehmigung auch schon einmal die Insel queren. Auch für Timothy McCormack, der als Pilot des Unglückshubschraubers am Montag ums Leben kam, war es deshalb ein ganz normaler Arbeitstag, als er Daniele Bodini, den Chairman Emeritus der Immobilienfirma American Continental Properties, für die er seit mehreren Jahren fliegt, vormittags auf dem Heliport am East River auf Höhe der 34. Straße absetzte. Nur das Wetter und die schlechte Sicht machten McCormack nach Angaben von Kollegen bereits Sorgen, weshalb der Pilot zwei Stunden wartete, bis der Himmel etwas aufklarte. Kurz nach der Mittagszeit hob McCormack, der keine Erlaubnis hatte, ohne Sicht und allein gestützt auf seine Instrumente zu fliegen, schließlich doch ab in Richtung Linden, New Jersey, auf der anderen Seite des Hudson River. Doch schon wenige Minuten nach dem Start machte er kehrt und bog aus bisher nicht bekannten Gründen Richtung Midtown ab. Der Helikopter verschwand für kurze Zeit in den Wolken, und wenige Sekunden später kam es zu dem fatalen Crash. *Es ist innerhalb eines Monats der zweite tödliche Unfall mit einem Helikopter über New York. Erst im vergangenen Jahr war es über dem East River zu einem der schwersten Hubschrauberunglücke gekommen, als fünf Passagiere zu Tode kamen und nur der Pilot überlebte. 2011 kamen bei einem Touristenflug drei Menschen ums Leben, als der Hubschrauber ebenfalls über dem East River abstürzte und sofort unterging. Vor zehn Jahren kam es auf der anderen Seite von Manhattan zu einem Zusammenstoß mit einer kleinen Passagiermaschine, die den Hudson River entlangflog und mit einem Helikopter kollidierte, der vom Heliport an der West Side aufstieg. Daraufhin verschärfte die Luftfahrtaufsicht FAA die Regeln für Flugzeuge, die über dem Fluss unterwegs sind.Unabhängig von den Unfallgefahren wehrt sich die Bürgerinitiative “Stop the Chop” seit Jahren gegen die Hubschrauberflüge rund um Manhattan. Anfang 2016 hat sich die Stadtverwaltung mit den Vertretern der Branche darauf geeinigt, die Zahl der Flüge zu halbieren, nachdem 2015 fast 60 000 Touristenflüge von Pier 6 an der Südspitze von Manhattan abgehoben hatten. Von Juli an bietet der Fahrdienstvermittler Uber für gut 200 Dollar Flüge von Lower Manhattan zum John F. Kennedy Airport an.