Henkel arbeitet am eigenen Start-up-Portfolio

Beteiligung an 20 Jungunternehmen - Digital Hub in Berlin vor Eröffnung - Rund 100 Mill. Euro bisher investiert

Henkel arbeitet am eigenen Start-up-Portfolio

Von Antje Kullrich, DüsseldorfHenkel treibt die Investments in Start-ups und junge Geschäftsmodelle voran. Der jüngst verkündete Kauf von Invincible Brands, einer erst 2015 gegründeten Direktvermarktungsplattform für junge Kosmetikmarken, ist nur ein Beispiel für das zunehmende Augenmerk.In diesem Jahr will Henkel die Start-up-Aktivitäten in der Hauptstadt ausbauen: “Wir wollen einen Digital Hub in Berlin eröffnen”, sagte Konzernchef Carsten Knobel der Börsen-Zeitung. Weitere Zentren für digitale Innovationen will der Konsumgüter- und Klebstoffkonzern im Silicon Valley und in Asien einrichten. Durch die Coronakrise haben sich die Pläne zeitlich jedoch etwas nach hinten verschoben. “Marktorientierte Inkubation und Innovation” lautet das Ziel, dass sich das zuständige Team von Henkel Digital auf die Fahnen geschrieben hat.Einen Topf von 150 Mill. Euro hat der Konzern bereits vor einiger Zeit bereitgestellt, um in junge Unternehmen zu investieren. Rund zwei Drittel davon sind nach Unternehmensangaben mittlerweile ausgegeben oder verplant. Jeweils etwa 50 Mill. Euro sind in Start-ups und Venture-Capital-Aktivitäten geflossen. Aktuell ist Henkel an rund 20 Jungunternehmen und zehn Venture-Capital-Fonds beteiligt. Zipjet scheitertVon den beiden Start-ups, die unter Knobels Vorgänger Hans Van Bylen häufig als Beispiele für Henkels Aktivitäten in der Szene genannt wurden, hat jedoch nur eins überlebt. 2016 hatte der Persil-Hersteller in den Berliner Online-Wäsche- und Reinigungsservice Zipjet investiert, ein Jungunternehmen aus dem Rocket-Internet-Reich. Henkel beteiligte sich auch an weiteren späteren Finanzierungsrunden. Mitte 2019 schloss sich Zipjet dann mit Laundrapp, einem anderen Start-up zusammen. Doch das fusionierte Unternehmen blieb hinter den Erwartungen zurück, so dass Henkel wie auch die anderen Investoren nicht zu einer weiteren Finanzierungs bereit waren. Anfang dieses Jahres gab der Konzern das Engagement auf.Fehlschläge findet Henkel-Chef Knobel in diesem digitalen Experimentierfeld nicht tragisch: “Wir haben ein sehr breites Portfolio an Start-up-Investments. Wir können dabei immer etwas lernen, auch wenn nicht jedes Start-up letztlich erfolgreich ist. Aber das gehört dazu.” In anderen Märkten haben Online-Wäscheservices nach Ansicht von Henkel durchaus Potenzial: In Dubai hat sich der Konzern Mitte vergangenen Jahres an einer 6,2 Mill. Dollar schweren Finanzierungsrunde für Washmen beteiligt, einen App-basierten Wäscheservice mit Abhol- und Bringdienst sowie eigener Wäscherei.Ein Grundmuster durchzieht viele digitale Investments von Henkel: Der Konzern rückt mit den Geschäftsmodellen der Start-ups näher an die Endverbraucher heran. Der stationäre Einzelhandel als wichtigster Absatzkanal der traditionellen Henkel-Marken spielt bei den Jungunternehmen und ihren neuen Marken keine Rolle mehr.Ein weiteres Beispiel ist Esalon, ein Unternehmen aus Los Angeles, an dem Henkel Mitte vergangenen Jahres 51 % übernommen hatte. Esalon entwickelt und versendet personalisierte Haarcolorationen. Im Nischenmarkt der Haarfärbemittel verfügt Henkel – anders als in anderen Kosmetiksegmenten – über beträchtliche Marktanteile. Der Hauptmarkt von Esalon sind bisher die USA, das Unternehmen ist aber auch in einigen europäischen Märkten präsent.Einen Fehlschlag personeller Art hat Henkel mittlerweile ausgebügelt: Für sämtliche Digitalaktivitäten zeichnet seit Anfang des Jahres Michael Nilles verantwortlich. Der frühere Schindler-Manager war im Oktober zum Chief Digital & Information Officer ernannt worden und hatte einige Monate später auch die Venture-Aktivitäten von Henkel übernommen. Sein Vorgänger, der frühere Accenture-Partner Rahmyn Kress, hatte den Konzern nach nur drei Jahren wieder verlassen.