Henkels institutionelle Investoren werden kritischer

Denkzettel für Chefkontrolleurin Simone Bagel-Trah - Keine Wertminderungen wegen Corona

Henkels institutionelle Investoren werden kritischer

ak Köln – Henkel hat auf der Hauptversammlung viel Gegenwind von institutioneller Seite zu verschiedenen Punkten der Tagesordnung bekommen. Die Kritik entzündete sich vor allem an den vorgeschlagenen Besetzungen der Kontrollgremien – des Aufsichtsrates und des mächtigen Gesellschafterausschusses – sowie an dem gewünschten neuen Kapitalrahmen.Zwar kamen alle HV-Beschlüsse am Ende wegen der Stimmrechtsdominanz der Familie Henkel ungefährdet durch, doch Familienchefin Simone Bagel-Trah, die Aufsichtsrat und Gesellschafterausschuss leitet, erhielt einen kleinen Denkzettel: Mit nicht ganz 90 % der Stimmen erhielt sie das schlechteste Ergebnis unter allen Mitgliedern der Kontrollgremien. Das bedeutet, dass – setzt man voraus, dass die Familie geschlossen für sie stimmte – mehr als ein Drittel der vertretenen außenstehenden Stammaktionäre gegen Bagel-Trah votierten.Der neue Kapital-Vorratsbeschluss sieht vor, dass Henkel bis zu 43,8 Millionen neue Anteilscheine ausgeben kann – allerdings ausschließlich Vorzugsaktien. Die potenzielle Kapitalerhöhung würde damit ein Volumen von 10 % des bisherigen Grundkapitals haben. Henkel verzichtet auf einen Bezugsrechtsausschluss und zieht nur eine reine Barkapitalerhöhung in Betracht. Damit sei der Konzern bereits den Kritikern entgegengekommen und habe die Anregungen aufgegriffen, betonte Bagel-Trah. Der US-Stimmrechtsberater ISS, Deka Investment und die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz hatten im Vorfeld der HV dennoch angekündigt, gegen den Vorschlag zu stimmen, da das Prinzip “Eine Aktie – eine Stimme” verletzt werde. Der Kapitalrahmen erhielt am Ende eine Zustimmung von 91,6 %. Die Akzeptanz von Vorzugsaktien sinkt: Beim vergangenen Mal vor fünf Jahren noch hatte die Zustimmungsquote bei 98,6 % gelegen.Aus verschiedenen Gründen lehnten institutionelle Investoren auch Kandidatinnen und Kandidaten für die Kontrollgremien ab. So bemängelte Ingo Speich von Deka Investment grundsätzlich die Performance der Führungsgremien in jüngster Zeit. Bis zur Ablösung des früheren Vorstandsvorsitzenden Hans Van Bylen zum Jahreswechsel hatte Henkel mehrfach die Prognosen senken müssen. “Die Wettbewerber sind Henkel enteilt. Ein entscheidungsfreudigeres Management wäre wünschenswert gewesen und der Aufsichtsrat hat zu lange tatenlos zugeschaut”, kritisierte Speich in einem schriftlichen Statement zur Hauptversammlung. Viele MandateDeka Investment sprach sich gegen die Wahlen von Telekom-Chef Timotheus Höttges und Heineken-Lenker Jean-François van Boxmeer in Aufsichtsrat bzw. Gesellschafterausschuss aus, da beide zusätzlich zu ihren exekutiven Funktionen zu viele Mandate hätten. ISS sah zu viele Kontrolleurinnen und Kontrolleure als nicht unabhängig an. Prognose fehltVorstandschef Carsten Knobel bekräftigte den Willen, das Portfolio im Markenartikelgeschäft zu überarbeiten. Henkel will Geschäfte mit einem Umsatz von mehr als 1 Mrd. Euro überprüfen und etwa die Hälfte davon verkaufen oder einstellen. Der Zeitplan, das bis Ende 2021 durchzuziehen, gelte weiter, betonte Knobel. Neue Finanzziele für das Gesamtjahr mochte der Konzernchef auch am Mittwoch nicht ausgeben. Henkel hatte die bisherige Prognose im April wegen der Covid-19-Pandemie zurückgezogen.Finanzvorstand Marco Swoboda sagte auf eine Aktionärsfrage, Wertminderungen hätten sich durch die Coronakrise bisher nicht ergeben. Ende 2019 habe Henkel Buchwerte von 17,25 Mrd. Euro ausgewiesen. Davon bezogen sich 12,9 Mrd. Euro auf Geschäftswerte und 4,3 Mrd. Euro auf sonstige immaterielle Vermögensgegenstände wie Marken.