Hochtief-Aktionäre besorgt

Hauptversammlung diskutiert Bilanzkosmetik-Vorwurf gegen Tochter Cimic

Hochtief-Aktionäre besorgt

Die Hochtief-Australien-Tochter Cimic weist den Vorwurf der Bilanzkosmetik zurück. Doch Investoren sind skeptisch. Laut Researchhaus GMT wurden die Gewinne um 1 Mrd. Dollar aufgebläht. Ebenso viel hat Hochtief an Börsenwert verloren, seit die Vorwürfe vor einer Woche erstmals erhoben wurden.cru Düsseldorf – Die Aktionäre von Hochtief haben auf der Hauptversammlung Besorgnis über die am Vortag bekannt gewordenen Vorwürfe der Bilanzkosmetik durch aggressive Umsatzverbuchung gegen die Australien-Tochter Cimic geäußert, aber letztlich relativ gelassen darauf reagiert. Geäußert hatte den Vorwurf einer ungerechtfertigten “Aufblähung” des Gewinns von Cimic um 1 Mrd. Dollar oder 100 % das Hongkonger Analysehaus GMT Research, hinter dem Leerverkäufer stehen könnten.Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), griff das Thema vor den Aktionären im Congress Center Essen auf: “GMT macht nicht den Eindruck, einzig für den Zweck der Vorwürfe gegen Cimic gegründet worden zu sein. Wenn es aber keine Shortseller-Attacke sein sollte: Was ist es dann?”, fragte Hechtfischer.Hochtief-Vorstandschef Marcelino Fernández Verdes wies die Vorwürfe der Bilanzkosmetik mit Verweis auf die umsatzsteigernde Wirkung der neuen Bilanzregel IFRS 15 und das Testat des Wirtschaftsprüfers Deloitte zurück und bekräftigte die guten Geschäftsperspektiven von Cimic: “Für 2019 rechnet Cimic mit einem Nettogewinn nach Steuern zwischen 790 Mill. und 840 Mill. austr. Dollar nach 781 Mill. austr. Dollar im Jahr 2018″, sagte Fernández Verdes.”Wir gehen davon aus, dass Cimic im schlimmsten Fall sehr aggressiv, aber legal bilanziert hat”, meint Analyst Sven Diermeier von Independent Research. Hochtief sei nach wie vor “kerngesund”. Auch Analyst Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe pflichtet bei: “Wir denken, dass die Bilanzierung den Regeln entspricht, wie auch von den Wirtschaftsprüfern bestätigt wurde.” Kooperation mit AbertisDer deutsche Baukonzern hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem italienischen Mautstraßenkonzern Atlantia und dem eigenen spanischen Mutterkonzern ACS den spanischen Autobahnbetreiber Abertis für 18 Mrd. Euro übernommen. Hochtief hält 20 % der Anteile an Abertis, die den deutschen Konzern 1,4 Mrd. Euro gekostet haben, und plant, sich gemeinsam mit den Spaniern auf Straßenbauprojekte mit einem potenziellen Gesamtvolumen in Höhe von 230 Mrd. Euro zu bewerben.Abertis hat eine starke Stellung in Frankreich, Spanien, Chile und Brasilien und schüttet verlässlich planbare Dividenden an Hochtief aus. Auf Nachfrage der Aktionäre bekräftigte Fernández Verdes die Pläne zur Zusammenarbeit mit Abertis – und schilderte die schon jetzt bemerkbaren positiven Effekte der Milliardenübernahme: “Der nominale Konzerngewinn von Hochtief erhöhte sich um 29 % auf 541 Mill. Euro. Darin ist ein Beitrag in Höhe von 84 Mill. Euro aus unserer 20-%-Beteiligung an Abertis für den Zeitraum Juni bis Dezember 2018 enthalten.”Auch infolge der weiter erhöhten Gewinnentwicklung, die sich aus der Investition in Abertis ergebe, steige die Ausschüttungsquote für die Dividende von 50 % auf 65 % des nominalen Konzerngewinns. Vor diesem Hintergrund zahlt Hochtief den Aktionären für 2018 eine Dividende von 4,98 Euro je Aktie – eine Steigerung um knapp die Hälfte gegenüber 2017.Der Kurs der im MDax notierten Hochtief-Aktie reagierte nach dem Kursrutsch am Vortag wegen der Vorwürfe gegen Cimic mit einem Plus von zeitweise 2,1 % auf 121,90 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit seit Anfang 2015 verdoppelt auf 8,6 Mrd. Euro. Mehrheitsaktionär mit 50,4 % der Anteile ist die spanische Holding ACS.