Hochtief rennt durch virtuelle HV
ak Köln – Hochtief hat die erste virtuelle Hauptversammlung im Schnelldurchgang beendet. Von der Begrüßung bis zur Bekanntgabe der Abstimmungsergebnisse benötigte der Essener Baukonzern nur gut eineinhalb Stunden.Obwohl Vorstandschef Marcelino Fernández Verdes viel Zuversicht in seinen Äußerungen verbreitete und Hochtief als robust in der Coronakrise ansieht, erntete Hochtief für die Umsetzung der virtuellen Hauptversammlung Kritik. Es sei “kein Vergleich zu einer Präsenz-HV”, urteilte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Qualität der Antworten auf Aktionärsfragen sei dürftig gewesen, Verdes sei schnell über den Komplex Naher Osten hinweggegangen. Der Rückzug der Tochter Cimic aus dieser Region hatte Hochtief 2019 rund 830 Mill. Euro nach Steuern gekostet und den Konzern in die Verlustzone gezogen. Hechtfischer bemängelte, dass nicht alle seine Fragen beantwortet worden seien. So habe er schriftlich im Vorfeld nach dem Aufsichtsratsmitglied Carsten Burckhardt gefragt, der ein Viertel der Aufsichtsratssitzungen und 60 % der Treffen des Prüfungsausschusses verpasst habe. Die Gründe für sein Fehlen seien nicht dargelegt worden. Genug Liquidität vorhandenVorstandschef Verdes indes zeichnete in seinem Vortrag das Bild eines Konzerns, der bislang solide durch die Krise kommt. Liquidität und Bilanzlage bezeichnete er als robust, zum Jahresende 2019 habe die Netto-Cashposition 1,5 Mrd. Euro und die Liquidität 4,5 Mrd. Euro betragen.Hochtief leistet sich auch in der Krise diverse Wohltaten für die eigenen Investoren: Die Anteilseigner erhalten trotz eines Konzernverlustes eine Dividendenerhöhung – im Juli sollen 5,80 Euro je Aktie ausgekehrt werden -, und das im März angekündigte Aktienrückkaufprogramm läuft. Hier seien bereits fast 680 000 eigene Titel gekauft worden. Verdes sagte, der Konzern habe das äußerst günstige Einstiegsniveau nach dem coronabedingten Kursverfall nutzen wollen.Verdes erläuterte auch, dass Hochtief in den vergangenen Wochen rund 100 Mill. Euro aufgewendet habe, um den Anteil an Cimic um fast 3 % zu erhöhen. Die Beteiligung belaufe sich jetzt auf 76,7 %.Die Geschäfte bei Hochtief liefen: “Im ersten Quartal wurden der Betrieb und die große Mehrheit unserer Baustellen, Minenprojekte und Servicestandorte trotz der Coronakrise fortgeführt”, teilte Verdes mit. Auch für die weitere Nachfrage verbreitete der Konzernchef Zuversicht: “In unseren Märkten erwarten wir, dass Regierungen und Privatsektor weiterhin investieren werden, um die anhaltende Nachfrage nach kritischer wirtschaftlicher und sozialer Infrastruktur trotz der Auswirkungen der Coronakrise zu decken.” In Bezug auf die konkreten finanziellen Effekte herrscht jedoch auch bei Hochtief Unsicherheit: “Sobald wir eine bessere Vorhersehbarkeit der Folgen der Coronakrise in unseren Märkten haben, werden wir unsere Gewinnprognose für 2020 gegebenenfalls aktualisieren”, sagte Verdes.Im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie hat die US-Tochter Turner den Auftrag erhalten, an 20 Orten in den USA Räumlichkeiten für die Notversorgung von Patienten zu schaffen. Die australische Tochter Cimic modernisiert und erweitert Krankenhäuser in Australien und Neuseeland.