Höhere Preise treiben Linde-Gewinn
Im schwachen Aktienmarkt war Linde am Montag der klare Gewinner im Dax. Mit höheren Preisen und niedrigeren Kosten stemmt sich der Gasekonzern gegen die sinkende Industrieproduktion in wichtigen Märkten. Die Fusion von Linde und Praxair läuft offenbar besser als geplant – abzulesen an den Synergien. jh München – Der deutsch-amerikanische Industriegasekonzern Linde plc profitiert von erhöhten Preisen und gesenkten Kosten. So will sich der Weltmarktführer bis zum Jahresende gegen eine schwächer erwartete Gesamtwirtschaft wappnen. Trotz negativer Währungseffekte strebt der Vorstand für dieses Jahr einen Anstieg des Ergebnisses je Aktie um 12 bis 16 % auf 6,95 bis 7,18 Dollar je Aktie an. Ohne negative Währungseffekte würde dies ein Plus von 15 bis 19 % bedeuten.Schon im Mai hatte Linde die Prognose von bestenfalls 12 auf 13 % erhöht und dies mit Synergien der Fusion der Linde AG und Praxair begründet, die höher ausfielen als erwartet. Finanzvorstand Matthew White wiederholte diese Aussage in einer Telefonkonferenz mit Analysten und sprach nun von 300 Mill. Dollar, die bis Ende dieses Jahres erreicht würden. Nach früheren Angaben sollen es innerhalb von drei Jahren insgesamt 1,1 Mrd. bis 1,2 Mrd. Dollar sein.Der Wert der Linde-Aktie legte am Montag um 2,5 % auf 171,55 Euro zu, nachdem er in den vergangenen zwei Wochen rund 10 % verloren hatte. Mit einer Marktkapitalisierung von 94,7 Mrd. Euro ist Linde nach SAP der zweitgrößte Dax-Titel.Im zweiten Quartal blieb der Umsatz von Linde bereinigt und pro forma mit 7,18 Mrd. Euro stabil. Ohne ungünstige Währungseffekte ergibt sich nach Angaben des Konzerns ein Anstieg um 4 %, der jeweils zur Hälfte von höherem Volumen und höheren Preisen herrühre. Die bereinigten Pro-forma-Zahlen klammern unter anderem die Kosten für die Fusion aus und die von den Kartellbehörden vorgegebenen Verkäufe von Konzernteilen.Auch auf dieser Basis sanken die Erlöse in großen Weltregionen, abgesehen von Nord- und Südamerika, zusammengefasst dem wichtigsten Markt von Linde (siehe Grafik). In Europa machen dem Konzern die sinkende Industrieproduktion in Deutschland und Großbritannien zu schaffen sowie negative Währungseffekte. In China verlangsame sich wie in ganz Asien das Wachstum, berichtete Konzernchef Steve Angel. Wenn die Weltwirtschaft ins Stocken geraten sollte, könne Linde mit einem widerstandsfähigen Geschäftsmodell dagegenhalten. Als Hebel nannte Angel die Synergien aus der Fusion, niedrigere Kosten, weniger Investitionen und ein Preismanagement. Für das zweite Halbjahr rechnet Angel im besten Fall mit einem stabilen Umsatz, im ungünstigsten Fall mit einem Rückgang um einen mittleren einstelligen Prozentwert. Hinter Air LiquideDas Analysehaus Bernstein Research in den USA schätzt die Geschäftsentwicklung von Linde als recht krisenfest ein. Allerdings hinke das Wachstum verglichen mit den Konkurrenten Air Liquide und Air Products hinterher.Air Liquide, nach Linde der zweitgrößte Anbieter in der Branche, steigerte im ersten Halbjahr den Umsatz sowohl in Amerika als auch in Europa und Asien/Pazifik (vgl. BZ vom 31. Juli). Der Konzernerlös nahm um 7,8 % auf 10,95 Mrd. Euro zu – allerdings auch dank der Akquisition von Tech Air in den USA. Für die ersten sechs Monate weist Air Liquide eine operative Marge von 16,6 % aus, Linde 18,0 % (siehe Tabelle).Den Anstieg des Ergebnisses je Aktie begründete Linde-Finanzchef White mit niedrigeren Zinsen und Steuern sowie einer geringeren Zahl von Aktien aufgrund des Rückkaufs eigener Anteile. Für das laufende Programm hat Linde im zweiten Quartal eigene Aktien für 498 Mill. Dollar erworben.Den Auftragsbestand von Linde bezifferte Angel mit dem Rekordwert von 4,7 Mrd. Dollar. Das ist die Summe, die der Konzern selbst im Auftrag von Kunden in große Projekte wie Luftzerlegungsanlagen investiert. In den zehn bis 15 Jahren nach Fertigstellung fließen dann in der Regel die Einnahmen von den Kunden an Linde. – Wertberichtigt Seite 6