Holcim spaltet Nordamerikageschäft erfolgreich ab
Eine der größten Transaktionen der Baustoffbranche der vergangenen Jahre ist in trockenen Tüchern: Der Zementkonzern Holcim hat die Abspaltung seiner Nordamerika-Sparte Amrize vollzogen. Die Amrize-Aktien nahmen den Handel an der Schweizer Börse am Montag auf. Gegen Mittag notierten die Titel bei 42 Franken. Damit kommt der neugeschaffene Konzern auf einen Börsenwert von 23,8 Milliarden Franken. In Holcim sind die Geschäfte in Europa, Afrika und dem Nahen Osten sowie in Lateinamerika gebündelt. Die Gesellschaft ist insgesamt 30,4 Milliarden Franken wert.
„Als unabhängiges, börsennotiertes Unternehmen wird Amrize von Nordamerikas attraktivem Baumarkt profitieren, der von langfristigen Megatrends angetrieben wird – von der Modernisierung der Infrastruktur und der Verlagerung der Produktion in andere Länder bis hin zum Ausbau von Rechenzentren und der Möglichkeit, die Wohnungslücke zu schließen“, erklärte Amrize-Chef Jan Jenisch, der zuvor Holcim gelenkt und die Abspaltung vorangetrieben hatte.
Amrize setzte im vergangenen Jahr 11,7 Milliarden Dollar um. Die Gesellschaft ist etwas profitabler als Holcim mit einem Umsatz von 16,3 Milliarden Franken. Mit dem US-Listing folgt Holcim einem Branchentrend. So wechselte der Baustoffkonzern CRH von der Börse in Dublin an die New Yorker Börse. Sowohl Holcim als auch Amrize sind Teil des Schweizer Standardwerte-Index SMI.
Bei der Ankündigung der Transaktion im Januar 2024 hatte Jenisch für Amrize einen Börsenbewertung in der Größenordnung von gut 30 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Unter Berücksichtigung der Währungsentwicklung wurde diese Vorgabe nun erreicht.
Amrize ist Vontobel-Analyst Mark Diethelm zufolge der größte Zementlieferant und auch der größte Anbieter von Gebäudehüllen wie Dächern und Außenwänden. Holcim peilt dank seiner starken Position im Bereich Nachhaltigkeit Wachstum in Europa, Australien und Nordafrika an. In Lateinamerika werde der Heidelberg-Materials-Rivale das Wachstum beschleunigen, um von den dortigen Industrialisierungstrends zu profitieren. Dazu sollen Zukäufe kommen. Für Amrize ist Nachhaltigkeit weniger bedeutend.
Während die Holcim-Aktien am Montag gegenüber dem Referenzpreis anzogen, mussten die Amrize-Titel Federn lassen. Einige der Holcim-Investoren dürften ihre Amrize-Aktien sofort verkauft haben, erklärte ZKB-Analyst Martin Hüsler. „Viele Schweizer Investoren sind eher an der Dekarbonisierung von Holcim interessiert. Für das US-Geschäft ist es eine andere Geschichte, bei der es mehr um Wachstum geht, und das könnte mehr amerikanische Investoren anziehen.“ An der New Yorker Börse startet der Amrize-Handel am Nachmittag.