Home24 lässt Vorsicht walten

Möbelversender senkt untere Zielmarke für Umsatzwachstum - Große Unsicherheit durch Covid-19

Home24 lässt Vorsicht walten

hek Frankfurt – Der Online-Möbelhändler Home24 hält am Ergebnisausblick für 2020 fest, macht aber Abstriche bei der Wachstumsprognose. Das Management rechnet nun mit einem währungsbereinigten Umsatzanstieg zwischen 10 % und 20 %. Im Februar hatten die Berliner noch eine Erlösausweitung in ähnlicher Größenordnung wie 2018 und 2019, also um 15 % bis 20 % bei konstanten Wechselkursen, in Aussicht gestellt. Das operative Ergebnis, bezogen auf das um Sonderfaktoren bereinigte Resultat vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), siedelt Home24 weiter zwischen plus 2 % und minus 2 % des Umsatzes an.Die Covid-19-Pandemie bezeichnet der Konzern als großen Unsicherheitsfaktor für die Planungen. Betroffen seien vor allem die Lieferketten in Europa, Brasilien und China. CEO Marc Appelhoff zeigt sich jedoch “vorsichtig zuversichtlich”, den Wachstumskurs fortsetzen zu können und die Profitabilität zu verbessern. Nach wie vor habe der Onlinemarkt für Home & Living großes Potenzial. Zu Beginn der Coronakrise sei die Nachfrage auch online zurückgegangen, habe aber nach der Schließung der Möbelmärkte deutlich zugenommen, berichtet Appelhoff. In den letzten drei Wochen habe man eine signifikant stärkere Nachfrage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und zur eigenen Planung erlebt. Das betreffe zunächst Produkte, die häufig mit einer kürzeren Entscheidungszeit gekauft würden, etwa Bürostühle, Schreib- und Beistelltische oder Lampen.Generell profitieren Onlinehändler tendenziell von Ladenschließungen. Doch halten Verbraucher sich aufgrund der coronabedingten Verunsicherung bei Anschaffungen zurück. Home24 verweist darauf, dass die Kundennachfrage schwieriger zu prognostizieren und volatiler sei. Zudem betreibt das Unternehmen auch stationäre Möbelhäuser, die nun geschlossen sind. Die Folgen der Pandemie für die Weltwirtschaft und für Home24 seien kaum vorhersehbar, meint der Vorstand. Der Ausblick basiere auf der aktuellen Informationslage zu Covid-19. Zusätzliche negative Effekte, die nicht berücksichtigt seien, könnten sich aus einer tiefen Rezession, größeren Verzögerungen in der Lieferkette oder Schließung der Retailflächen über den Mai hinaus ergeben. Rote Zahlen im GesamtjahrIm vierten Quartal 2019 schrieb der Möbelversender erstmals operativ schwarze Zahlen (vgl. BZ vom 12. Februar) und erreichte damit das beim Börsengang ausgegebene Ziel, bis Ende 2019 auf operativer Basis die Gewinnschwelle zu erreichen. Dazwischen lagen allerdings Quartale mit unerwartet hohen Verlusten, die unter anderem auf Softwareprobleme sowie Investitionen in Logistik und Outlets zurückgingen. Die Resultate für das Gesamtjahr fallen weiter tiefrot aus. So lag der bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei 28,2 Mill. Euro oder 8 % des Umsatzes (i.V. – 40 Mill. Euro oder 13 % der Erlöse). Der Jahresfehlbetrag fiel mit 67,9 Mill. Euro ähnlich hoch aus wie 2018 mit 73,1 Mill. Euro.Auf die Bremse trat das Management bei den Marketingausgaben, die 2019 noch 17 % des Umsatzes absorbierten gegenüber 21 % im Vorjahr. Die Marketingeffizienz sei signifikant erhöht worden, heißt es im Geschäftsbericht. Der Cashbestand schrumpfte auf 45,6 Mill. Euro per Ende 2019, doch ließen die Barmittel für 2020 ausreichend Spielraum, da die Kernprofitabilität erreicht sei und große Investitionsprojekte abgeschlossen seien. Der Cash-flow aus dem operativen Geschäft habe sich im gesamten zweiten Halbjahr positiv gestaltet.Ende 2019 zählte das Unternehmen 1,5 Millionen aktive Kunden, ein Anstieg um 16 % binnen eines Jahres. Die Zahl der Bestellungen nahm im vergangenen Jahr um 15 % auf 2,2 Millionen zu. Der durchschnittliche Bestellwert lag bei 255 Euro, ein leichter Rückgang um 1 %. Home24 verkauft Möbel in Deutschland, Frankreich, Österreich, den Niederlanden, der Schweiz, Belgien und Italien sowie unter der Marke Mobly in Brasilien. Die im Juni 2018 zu 23 Euro platzierten Aktien kosten derzeit nur noch etwa 3 Euro. Die Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet hält nach letzten Angaben 10,9 % der Anteile. – Wertberichtigt Seite 6