Huawei avisiert starken Umsatzverlust
Huawei gerät durch den umfassenden US-Bann an allen Ecken und Enden in die Klemme. Im zuvor rasant wachsenden internationalen Smartphone-Geschäft droht ein drastischer Rückgang. Der Konzern rechnet insgesamt mit 30 Mrd. Dollar Umsatzausfällen im laufenden Geschäftsjahr.hei Frankfurt – Der von der US-Regierung verfügte Bann gegen Huawei, der amerikanischen Firmen und allen anderen, die auch nur teilweise aus den USA stammende Komponenten verwenden, die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Technologiekonzern verbietet, trifft Huawei härter als gedacht, wie Gründer und Konzernchef Ren Zhengfei einräumte. Obwohl Huawei seit längerem mit einem Schlag der US-Administration gerechnet habe, “haben wir nicht erwartet, dass sie uns an so vielen Fronten angreifen würden”, bekannte CEO Ren. Rund 30 Mrd. Dollar wenigerHuawei rechnet für 2019 mit Erlösausfällen von rund 30 Mrd. Dollar. Die Konzerneinnahmen dürften bei etwa 100 (i. V. 104) Mrd. Dollar landen, avisierte der Konzernchef. Ursprünglich war der innovative und preisaggressive Technologiegigant von einem Umsatzsprung auf 125 Mrd. bis 130 Mrd. Dollar ausgegangen. Ren verwies auf Engpässe in der Lieferkette, den Ausschluss aus vielen internationalen Organisationen und die mittelbaren Wirkungen des US-Banns, die sogar die Verbindung mit Netzwerken, die US-Komponenten nutzten, unmöglich mache.Brutale Rückschläge muss Huawei insbesondere im bisher rasant gewachsenen Smartphone-Geschäft hinnehmen. Dort brach der Absatz im vergangenen Monat im internationalen Geschäft um 40 % ein, nachdem Google infolge des Banns erklärt hatte, Huawei keinen durchgängigen Zugriff auf die Systemsoftware Android und wichtige Apps wie Google Maps oder Youtube mehr einräumen zu können. Dies gelte für alle neuen Modelle, die Huawei verkaufe, hieß es aus Mountain View.Huawei ist bisher der global zweitgrößte Systempartner für die Google-Software Android, bei der die Chinesen künftig nur noch auf die Basisversion zugreifen können.Von den 206 Millionen verkauften Huawei-Smartphones im vergangenen Jahr entfiel rund die Hälfte auf Märkte außerhalb Chinas, wo das Unternehmen von den Sanktionen besonders betroffen ist. In China verfügt der Konzern über einen eigenen App-Store, weil zahlreiche Apps von Google oder Facebook in dem Land verboten sind. Daher sind die chinesischen Kunden von dem Bann weniger beeinträchtigt.Allerdings hatte Huawei jenseits des Heimatmarktes, vor allem in Westeuropa, zuletzt eine Erfolgsgeschichte geschrieben und Marktführer Samsung bedrängt. Diese wurde nun jäh gestoppt, auch weil viele europäische Telekomnetztreiber, darunter Vodafone, Orange und die Telekom, davor zurückschrecken, ihren Kunden weiter neueste Huawei-Handys anzubieten. Der Konzern hat daraufhin den Marktstart des in Barcelona vorgestellten faltbaren Smartphones verschoben und erwägt auch den Stopp des kürzlich herausgebrachten Honor 20. Eigenes Betriebssystem Im Gesamtjahr rechnet das Huawei-Management beim internationalen Smartphone-Absatz nun mit einem Rückgang von 40 bis 60 %.Um gegenzusteuern, will Huawei die Entwicklung eines eigenen Smartphone-Betriebssystems beschleunigen, um von Android unabhängig zu werden. Die Hongmeng genannte Software ist bereits in der heißen Testphase auf rund einer Million Geräte, wie kürzlich bekannt wurde. Ein Geräteverkauf mit vorinstalliertem Hongmeng OS sei jedoch frühestens für den Herbst oder nächstes Frühjahr angedacht.Im Netzwerkgeschäft kämpft Huawei ebenfalls mit Gegenwind in zahlreichen Ländern. Die USA machen Druck, um Huawei vom Bau von 5G-Netzen auszuschließen. In Europa, dem wichtigsten Markt für den Konzern außerhalb Chinas, gibt es dazu keine einheitliche Meinung. In einigen Ländern, zum Beispiel Spanien, sind Telekomnetzbetreiber vorgeprescht und haben Huawei mit dem Bau von 5G-Technik beauftragt.