Huawei-Bann hilft Ericsson

Kräftiger Umsatzschub im US-Markt - Erlösausblick für 2020 angehoben - Korruptionsfall bringt rote Zahlen

Huawei-Bann hilft Ericsson

Der Ausschluss des chinesischen Wettbewerbers Huawei vom US-Markt und steigende Investitionen der Telekomkunden in den neuen Mobilfunkstandard 5G haben die Aussichten für Ericsson weiter aufgehellt. Eine Korruptionsstrafe hat das Unternehmen im dritten Quartal dennoch tief in die roten Zahlen gedrückt.scd Frankfurt – Die Entwicklungsinvestitionen für den schnellen Mobilfunkstandard 5G belasten das operative Ergebnis von Ericsson bei wachsendem Umsatz weiter. Der schwedische Netzwerkausrüster hat für das dritte Quartal zwar einen 6-prozentigen Umsatzanstieg auf 57,1 Mrd. skr (5,3 Mrd. Euro) berichtet. Zugleich drehte aber auch das operative Ergebnis auf -4 Mrd. skr in den negativen Bereich. Fragwürdige Geschäfte kostenSowohl in der Vorjahresperiode als auch im vorangegangenen zweiten Quartal hatte Ericsson operativ jeweils knapp 4 Mrd. skr verdient. Allerdings belasteten hier im Wesentlichen die Rückstellungen für die erwartete Beilegung eines US-Korruptionsverfahrens den Netzwerkausrüster. Ohne diesen Sondereffekt in Höhe von rund 11 Mrd. skr hätte der operative Gewinn im dritten Quartal um gut zwei Drittel zugelegt, wie das Unternehmen im Zwischenbericht herausstellt. Bereits Ende September hatte Ericsson mitgeteilt, rund 12 Mrd. skr zurückzustellen, um Untersuchungen der US-Börsenaufsicht SEC und des US-Justizministeriums zu begegnen. Das Unternehmen rechnet mit einer Strafzahlung von rund 1 Mrd. Dollar wegen fragwürdiger Geschäftspraktiken in China und fünf weiteren Ländern in früheren Jahren. Mittlerweile profitiert Ericsson davon, dass die Telekomunternehmen rund um den Globus ihre Investitionen in Mobilfunk-Infrastruktur wegen des neuen Übertragungsstandards 5G wieder hochzufahren beginnen. China wird größter 5G-MarktZudem hilft den Schweden, dass der chinesische Wettbewerber Huawei vom wichtigen US-Markt praktisch ausgeschlossen und die Geschäfte in anderen Ländern erschwert wurden. In Nordamerika legte der Umsatz im dritten Quartal um währungsbereinigt gut ein Viertel zu. Auch in Nordostasien mit China und Südkorea zog der Umsatz prozentual zweistellig an (siehe Grafik). “Der größte Markt für 5G-Infrastruktur wird China sein”, erklärte CEO Börje Ekholm. Ericsson habe in dem Land viel investiert, um Marktanteile hinzuzugewinnen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob sich im Mobilfunk-Infrastrukturgeschäft ein ähnlicher Effekt zeigt wie im Smartphonemarkt. Hier hatte Huawei – wohl auch aus Solidarisierungsgründen wegen der US-Attacken auf das Unternehmen – Marktanteile in der Heimat gewonnen. Ekholm rechnet dann auch erst einmal mit herausfordernden Margen zu Beginn des 5G-Geschäfts, die sich aber über die Vertragslaufzeit ausweiten sollten.In anderen Regionen läuft es für die Schweden indes noch weit weniger rund. In Europa und Lateinamerika schrumpften die Erlöse etwa um gut 5 %. Laut Ericsson war dies allerdings einzig auf die Schwäche in Süd- und Mittelamerika zurückzuführen. In Europa sei der Umsatz hingegen gestiegen.Ericsson-CEO Börje Ekholm hob die Umsatzziele für 2020 angesichts der positiven Aussichten im 5G-Geschäft kräftig an. Statt mit 210 Mrd. bis 220 Mrd. skr rechnet das Unternehmen nun fürs nächste Jahr mit 230 Mrd. bis 240 Mrd. skr . Die bereinigte operative Marge soll weiterhin mehr als 10 % erreichen. Darin seien schon die höheren Kosten für die Einführung der neuen 5G-Technologie enthalten, erläuterte der Konzern. Die Bruttomarge kletterte bereits in der abgelaufenen Dreimonatsperiode unerwartet kräftig um 1,2 Prozentpunkte auf 37,7 %. Aktie legt kräftig zuDie Anleger reagierten am Donnerstag positiv auf Zwischenbericht und Ausblick. Die B-Aktie legte in Stockholm um gut 7 % auf 89,74 skr zu.