Hybridisierung soll Amazons Cloud-Dominanz brechen
Von Sebastian Schmid, FrankfurtKräftiges Wachstum in der Cloud verspricht sich IBM von der Übernahme von Red Hat. Doch der Linux-Distributeur wächst auch im angestammten Geschäft mit Betriebssystem-Installationen für Großrechner weiterhin gewaltig. Dem Marktforschungsunternehmen IDC zufolge steigerte Red Hat die Zahl der bestückten Server 2017 um knapp ein Fünftel und wuchs damit fast dreimal so kräftig wie der Gesamtmarkt. Mit knapp einem Drittel Marktanteil ist das Unternehmen hinter Microsoft, die auf knapp die Hälfte kommt, weltweit die Nummer 2 und die klare Nummer 1 unter den Linux-Distributoren. Das Unternehmen aus Redmond (Washington) ist laut IDC in dem Geschäft zudem zuletzt geschrumpft, so dass Red Hat weiter aufholen dürfte.Das angestammte Geschäft bleibt also gesund. Sorge bereitete einigen Analysten indes in den vergangenen Jahren, dass immer mehr Unternehmen von eigenen Servern, auf denen die Linux-Variante von Red Hat oft präferiert wurde, auf Cloud-Dienste umsteigen dürften. In diesem Geschäft wimmelt es von Schwergewichten wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft, Google und eben IBM. Während Microsoft auf die eigene Plattform Azure setzt, bieten AWS oder Google den Kunden eigene Linux-Varianten an, so dass hier kaum Bedarf für Red Hats Software entsteht. Erschwerend kommt hinzu, dass die Marktverhältnisse mehr als eindeutig erscheinen. Dem Technologieberater Gartner zufolge, dominiert Amazons Tochter AWS in dem Infrastructure as a Service genannten Geschäft quasi nach Belieben. AWS kam 2017 mit einem Umsatz von 12,2 Mrd. Dollar auf mehr als 50 % Weltmarktanteil. Auf den Rängen folgen Microsoft mit 3,1 Mrd. Dollar bzw. 13,3 %, Alibaba mit 1,1 Mrd. Dollar bzw. 4,6 %, Google mit 780 Mill. Dollar entsprechend 3,3 % sowie IBM mit 457 Mill. Dollar bzw. 1,9 % Marktanteil. Software soll überall laufenUm der Irrelevanz zu entkommen, hat Red Hat eine Multi-Cloud-Plattform namens Openshift entwickelt und setzt damit darauf, dass die Unternehmen künftig mit hybriden Cloud-Umgebungen klarkommen müssen. Statt sich um ein Firmennetzwerk zu kümmern, müssen IT-Abteilungen künftig in hybriden Umgebungen navigieren mit diversen Clouds und Heimnetzwerken, lautete die Wette, die Red Hat eingegangen ist. “Unsere Software läuft überall”, verspricht CEO Jim Whitehurst. Damit verspricht er den Kunden, dass sie Arbeitsschritte nach Gusto und dabei nahtlos vom Firmennetzwerk in die Cloud auslagern können. Laut Whitehurst ist erst ein Fünftel der potenziell in die Cloud auslagerbarenen IT-Prozesse tatsächlich aus dem Firmennetzwerk umgezogen. Wesentlicher Grund sei die geschlossene Natur der Cloud-Umgebungen. Sowohl das Teilen von Daten über verschiedene Clouds, Datensicherheit in einer Multi-Cloud-Umgebung und deren konsistentes Management seien Herausforderungen für die Unternehmen. Gemeinsam mit IBM wolle man zum Marktführer im Hybrid-Cloud-Geschäft werden, hieß es am Sonntag.Das Marktpotenzial gilt als gigantisch. Verschiedene Marktforscher erwarten, dass sich der globale Hybrid-Cloud-Markt binnen fünf Jahren auf 90 Mrd. bis 130 Mrd. Dollar verdoppelt bis verdreifacht. Allied Market Research prognostiziert bis 2025 ein Wachstum auf 172 Mrd. Dollar.