Iberdrola beschafft sich Milliarden für Netzausbau in USA und Großbritannien
Iberdrola beschafft sich Milliarden für Netzausbau in USA
ths Madrid
Der spanische Energieversorger Iberdrola vollzieht zum ersten Mal seit 16 Jahren eine Kapitalerhöhung. Das Geld ist ausschließlich für Investitionen in Netze in den USA und Großbritannien vorgesehen. Die neuen regulatorischen Rahmenbedingungen in diesen Märkten böten eine „einmalige Gelegenheit für die Investition in Netze“, mit einer durchschnittlichen Rendite (ROE) von 9,5%, erklärte Iberdrola.
Der Konzern wird neue Aktien im Wert von 5 Mrd. Euro an „qualifizierte Investoren“ ausgeben, wie das Unternehmen bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am Mittwoch bekannt gab. Das entspricht ungefähr 5% der Marktkapitalisierung von fast 100 Mrd. Euro. Die spanische Börsenaufsicht CNMV setzte den Kurs von Iberdrola am Mittwochmorgen vorübergehend vom Handel aus.
Konzernchef Ignacio Sánchez-Galán beklagte auf einer Analystenkonferenz, dass die kürzlich festgelegten Tarife in Spanien „unzureichend“ seien, um Investitionen in die heimischen Stromnetze anzulocken. Iberdrola erzielte im ersten Halbjahr 35% des Betriebsergebnis (Ebitda) in Spanien und Portugal. Dahinter folgten die USA mit 23% und Großbritannien mit 21%.
Iberdrola plant weltweit bis 2031 Investitionen in Netze von 55 Mrd. Euro. Die Schulden wurden im ersten Halbjahr um 3 Mrd. Euro auf 56,7 Mrd. Euro reduziert.
Die Spanier wollen sich mit dem Schritt frisches Kapital verschaffen, ohne ihr Kreditrating von Baa1/BBB+ zu gefährden, hieß es in einer Pflichtmitteilung an die CNMV.
Kosten des Blackouts
Wegen der Erlöse aus dem Verkauf von Kraftwerken in Mexiko im ersten Halbjahr 2024 fielen der Reingewinn und das Ebitda bis Juni um jeweils 14% auf 3,57 Mrd. Euro und 8,3 Mrd. Euro. Ohne diesen Sondereffekt wäre der Gewinn um 20% und das Ebitda um 5% gestiegen, erklärte Iberdrola. Der Umsatz stieg leicht auf 22,74 Mrd. Euro. Die Folgen des massiven Blackouts auf der Iberischen Halbinsel am 28. April kosteten Iberdrola 135 Mill. Euro.
Am Dienstag scheiterte ein neues Gesetz der spanischen Minderheitsregierung, welches das Stromnetz besser vor Schwankungen rüsten sollte, im Parlament. Die Kurse der spanischen Energieversorgen, mit Ausnahme der suspendierten Iberdrola-Aktie, fielen daraufhin am Mittwoch.