FRÜHJAHRSKONFERENZ VON EQUITY FORUM -- IM INTERVIEW: MARKUS EHRET

"Ich hätte nichts dagegen, bis zur Rente zu bleiben"

Der Singulus-CFO über den Großaktionär, Wachstum mit Medizintechnik und seine beruflichen Pläne

"Ich hätte nichts dagegen, bis zur Rente zu bleiben"

Der Maschinenbauer Singulus ist nach der Beinahe-Insolvenz auf Stabilisierungskurs. Der Beschichtungsspezialist aus Kahl am Main, der vom Niedergang der CD- und DVD-Produktion gebeutelt wurde, hängt jetzt vor allem am Tropf der chinesischen Solarindustrie. CFO Markus Ehret (52) äußert sich auf der Frühjahrskonferenz im Interview der Börsen-Zeitung zu seinen Plänen. Herr Ehret, Ihr Vertrag bei Singulus wurde gerade um fünf Jahre verlängert. Wollen Sie bis zum Rentenalter bei Singulus bleiben?Das wäre aus meiner Sicht absolut wünschenswert. Singulus ist ein sehr gutes Unternehmen. Wir haben einen guten Weg geschafft von einem Serienhersteller, der CD- und DVD-Anlagen produziert bis hin zu einem Unternehmen mit breitem Technologieportfolio. Ich hätte nichts dagegen, bis zur Rente zu bleiben. In einem Satz bitte: Was reizt Sie an Ihrem Job bei Singulus?Ich kann in einer mittelständisch geprägten Gesellschaft als Vorstand sehr unternehmerisch handeln, und wir arbeiten sehr vertrauensvoll mit allen Partnern zusammen. Singulus ist mit einer Marktkapitalisierung von rund 80 Mill. Euro nur noch ein Schatten ihrer selbst und nur knapp der Pleite entkommen. Wo sehen Sie Singulus in fünf Jahren?Basierend auf dem Produktportfolio, das eine breite Basis über mehrere Industrien reflektiert, werden wir in den nächsten fünf Jahren unsere Umsätze weiter deutlich steigern, so wie es in den letzten Jahren bereits der Fall war. Mit steigenden Umsätzen und stärkerer Profitabilität wird sich die Marktkapitalisierung sicher wieder erhöhen. In fünf Jahren werden wir ein breit aufgestelltes Technologieunternehmen sein, und die Kernkompetenz in der Oberflächenbehandlung werden wir behalten. Im laufenden Jahr sollen die Erlöse auf 135 Mill. bis 155 Mill. Euro steigen, das Ebit soll 6 bis 11 Mill. Euro betragen. Im ersten Quartal sind der Umsatz von 17,3 Mill. auf 20,8 Mill. Euro und das Ebit von minus 1,6 auf plus 1,1 Mill. Euro gestiegen. Wie ist das zweite Quartal angelaufen?Wir bewegen uns gemäß den Erwartungen für das Geschäftsjahr und bestätigen unsere Jahresprognose. Wir erwarten in den nächsten Wochen und Monaten im Solarbereich noch deutliche Auftragseingänge, vor allem aus China. Das Schicksal von Singulus ist eng verknüpft mit der Entwicklung des Solarmarktes in China und dem Großkunden China National Building Materials (CNBM), einem chinesischen Staatskonzern, der mit 16,75 % der Aktien zudem Ankerinvestor ist. Was tun Sie, um die Abhängigkeit zu verringern?Zunächst sind wir als Marktführer für Dünnschicht-Solarmodulanlagen auch bei anderen großen Kunden in dem Markt sehr präsent und beliefern alle namhaften Hersteller, wie auch Manz Automation und Hanergy. Weiterhin vergrößern wir unseren Footprint im Bereich der kristallinen Zellproduktion für Hochleistungssolarzellen. Dort konnten wir Anfang des Jahres einen richtungsweisenden Auftrag mit mittlerem einstelligem Millionenbetrag bei einem chinesischen Tophersteller platzieren. Gleichzeitig sind wir natürlich auch in anderen Märkten mit neuen Applikationen sehr erfolgreich, wie zum Beispiel Medizintechnik. Was genau machen Sie in der Medizintechnik?Wir sind 2017 in die Produktion der Reinigung und Beschichtung von Kontaktlinsen eingestiegen. Wir erlösen mittlerweile in diesem Segment einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Außerdem sind wir in der Reinigung und Beschichtung von Implantaten aktiv. Mit unseren Maschinen lassen sich auch Verpackungen für hochwertige Kosmetik beschichten, genauso wie Teile für den Automobilinnenraum. Muss man fürchten, das CNBM einen alternativen Lieferanten aufbaut?Nein, denn unser Technologievorsprung und die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Kunden bei der nächsten Generation der Anlagen würden dem entgegenstehen. Das Interview führte Daniel Schauber.