EIGENKAPITALFORUM 2018 - IM INTERVIEW: ENIS ERSÜ

"Ich kenne kein Rentenalter"

Der 65-jährige Isra-CEO über Alter, Akquisitionen und Aktienkursverfall

"Ich kenne kein Rentenalter"

Der Automatisierungsspezialist Isra gehört zu den Überlebenden des Neuen Marktes. Die Aktie der Darmstädter, die inzwischen im TecDax gelistet ist, hat seit September kräftig Federn gelassen und ist von rund 60 Euro auf 34 Euro gestürzt. Zur aktuellen Entwicklung äußert sich im Interview der Börsen-Zeitung auf dem Deutschen Eigenkapitalforum Gründer und CEO Enis Ersü. – Herr Ersü, der Aktienkurs hat sich in kurzer Zeit fast halbiert. Was ist passiert?Von der Unternehmensseite ist nichts passiert. Wir entwickeln uns weiter wie geplant. Wir gehen davon aus, dass Gewinnmitnahmen von Großinvestoren den Aktienkurs entsprechend beeinflusst haben.- Welcher Anteil der Erlöse entfällt aktuell auf die Autoindustrie?Die Automobilindustrie ist im Moment mit circa 20 % an den Umsätzen und den Ergebnissen beteiligt. Hinzu rechnen müssen wir die Autozulieferindustrie, die mit weiteren 5 % des Umsatzes und der Ergebnisse ihren Beitrag leistet.- Viele Autohersteller mussten Gewinnwarnungen verschicken. Beunruhigt Sie das? Spüren Sie auch eine Abkühlung?Die Autohersteller sind für uns als Investoren in ihre eigene Produktion interessant. Wenn es den Autoherstellern schlecht geht, investieren sie gerade in die Automatisierung, um die Kosten zu senken, was Isra wieder zugutekommt. Automatisierung mit Isras Produkten senkt in der Produktion die Kosten. Im Allgemeinen amortisieren sich unsere Produkte innerhalb von drei bis sechs Monaten.- Für das Geschäftsjahr 2017/18, das am 30. September endete, war ein Umsatzplus von 10 % auf deutlich mehr als 150 Mill. Euro geplant, und die Margen sollten mindestens stabil bleiben. Wie ist es gelaufen?Wir sind mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr sehr zufrieden. Da wir bisher keine negativen Nachrichten veröffentlichen mussten, sind wohl die Margen auch stabil und hoch geblieben. Die vorläufigen Zahlen werden wir am 14. Dezember veröffentlichen und die endgültigen Zahlen am 31. Januar 2019.- Mittelfristig wollen Sie beim Erlös die Marke von 200 Mill. Euro knacken, unter anderem mit Zukäufen. Können Sie dazu mehr sagen?Wir sind im Moment intensiv beschäftigt mit circa fünf Projekten, bei denen wir entweder in der Due-Diligence-Phase oder der Verhandlungsphase sind. Wir gehen davon aus, dass wir von diesen Projekten ein bis zwei in den nächsten drei Monaten zu einem positiven Abschluss bringen können. Diese Projekte haben vom Umsatz her Größenordnungen von 5 Mill. Euro bis hin in den höheren zweistelligen Millionenbereich, wobei wir zusätzlich noch in ein eigenes Start-up investieren wollen.- Sie kontrollieren selbst 28,5 % der Stimmrechte bei Isra und halten circa 25 % der Aktien direkt. Was haben Sie mit dem Paket vor: ausbauen oder abbauen?Das Ziel ist ganz klar: halten. Nur im Falle eines strategisch sinnvollen und zukunftsweisenden Übernahmeangebots würde ich mein Aktienpaket insgesamt zum Wohle des Unternehmens zur Verfügung stellen. Solch ein Angebot liegt aber zurzeit nicht vor.- Sie sind mit 65 Jahren langsam im Rentenalter. Wie lange wollen Sie noch an der Spitze von Isra bleiben?Diese Altersdefinition des Rentenalters ist nicht meine. Ich kenne kein Rentenalter, aber die Vorbereitungen für Nachwuchsmanager sind im vollen Gange. Die Gewinnung der neuen Kollegen Sandra Cameron, Guido Hettwer und Matthias Nelischer für unser Topmanagement zum 1. November ist eine vorbereitende Maßnahme für das sogenannte Rentenalter.—-Das Interview führte Daniel Schauber.