Gentechnik-Konzern

Illumina will Krebstesthersteller Grail nach Kartellärger loswerden

Der Gentechnikkonzern Illumina will den Krebstesthersteller Grail bis Mitte des kommenden Jahres entweder an eine Drittpartei veräußern oder über den Kapitalmarkt abspalten. Für die Wettbewerbsbehörden in den USA und der EU bedeutet die Entscheidung einen Erfolg.

Illumina will Krebstesthersteller Grail nach Kartellärger loswerden

Illumina stößt Grail nach Kartellärger ab

Gentechnikkonzern könnte Krebstesthersteller an die Börse bringen – Sieg für Regulatoren in EU und USA

Der Gentechnikkonzern Illumina will den Krebstesthersteller Grail entweder an eine Drittpartei veräußern oder über den Kapitalmarkt abspalten. Aktionäre reagieren nach monatelangen Streitigkeiten mit Kartellbehörden erleichtert auf die Ankündigung. Doch ein aktivistischer Investor setzt Illumina erneut zu.

xaw New York

Illumina will den Krebstesthersteller Grail nach Ärger mit Kartellbehörden auf beiden Seiten des Atlantiks loswerden. Wie der Gentechnikkonzern am Sonntag mitteilte, plant er entweder einen Verkauf des Biotech-Unternehmens an eine Drittpartei oder eine Abspaltung über den Kapitalmarkt. Die konkreten Bedingungen will Illumina bis Mitte des neuen Jahres festzurren.

Für die Wettbewerbsbehörden in den Vereinigten Staaten und Europa bedeutet die Ankündigung einen Punktsieg. Der Konzern aus San Diego hatte 2020 angekündigt, die Teile von Grail, die sich noch nicht in seinem Besitz befanden, für 7,1 Mrd. Dollar aufzukaufen und somit neue Potenziale in der diagnostischen Medizin zu erschließen. Der US-Regulator FTC legte daraufhin ebenso sein Veto ein wie die EU-Kommission, die im Juli eine Strafe von 432 Mill. Euro gegen Illumina verhängte, weil diese die Akquisition ohne die erforderliche Freigabe vorangetrieben habe. Im Oktober folgte die Anweisung aus Brüssel, dass der Konzern den Deal rückgängig machen muss.

Konzern gibt Kampf auf

Illumina wehrte sich sowohl in Amerika als auch in Europa vor Gericht gegen das regulatorische Vorgehen – bereitete sich aber auf negative Urteile vor, indem sie die 2016 schon einmal abgespaltene Grail weitgehend nicht in die Konzernprozesse integrierte. In der vergangenen Woche urteilte ein US-Berufungsgericht in dem Fall und folgte dabei in weiten Teilen der Argumentation der FTC, gemäß der die Übernahme wettbewerbsschädliche Auswirkungen hätte. Illumina will nun keine weiteren Widersprüche mehr einlegen.

Die Aktionäre reagierten im frühen New Yorker Handel am Montag erleichtert auf die Veräußerungspläne, nachdem die rechtliche Unsicherheit um den Deal in den vergangenen Monaten schwer auf dem Kurs gelastet hatte. Zudem brachte die Auseinandersetzung mit den Regulatoren Illumina eine Attacke des ehemaligen Corporate Raiders und aktivistischen Investors Carl Icahn ein.

Investor spricht von Führungsversagen

Dieser warf dem damaligen CEO Francis deSouza Führungsversagen vor und drang darauf, Ex-Vorstandschef Jay Flatley zurück an die Unternehmensspitze zu bringen. Nachfolger des im Juni abgetretenen deSouza wurde allerdings Jacob Thaysen, zuvor Spartenchef beim Messgerätehersteller Agilent. Am Montag kündigte Icahn unterdessen an, die Direktoren von Illumina absetzen zu wollen – und setzte den Konflikt damit fort.

Illumina will den Trubel nun allerdings so schnell wie möglich hinter sich lassen und sich auf ihr Kerngeschäft in der DNA-Sequenzierung konzentrieren. Die Perspektiven von Grail dürften laut Analysten indes entscheidend davon abhängen, für welche Form der Veräußerung sich der Mutterkonzern entscheidet.

Sollte Illumina eine Kapitalmarkttransaktion wie ein Initial Public Offering anstreben, müssten die Kalifornier den Krebstesthersteller nach Vorgabe der europäischen Regulatoren mit ausreichend Kapital für zweieinhalb Jahre ausstatten. Zudem müsse Grail nach der Veräußerung noch so wettbewerbsfähig sein wie vor der Übernahme. Das Biotech-Unternehmen, dessen Jahresumsatz 2023 Analysten am unteren Ende der Prognosespanne von 90 bis 110 Mill. Dollar erwarten, operiert durchaus in einem Markt mit hohem Potenzial. Research-Dienste gehen davon aus, dass die Erlöse im Segment der Krebs-Bluttests über 2030 hinaus 50 Mrd. Dollar erreichen könnten.

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