Im Konsum-Mekka hat das Kaufhaus ausgedient
Die Vereinigten Staaten von Amerika gelten als Konsum-Mekka. Riesige Einkaufszentren mit oft über hundert Geschäften und zahlreichen Gastronomie- sowie Unterhaltungsangeboten finden sich zu Tausenden in großen und kleineren Städten im ganzen Land. Mit dem Online-Handel haben allerdings viele der sogenannten Malls Laufkundschaft eingebüßt und müssen schließen. Strategien gegen den Niedergang gibt es viele. So diente etwa die Mall im Stadtzentrum von Stamford (Connecticut) mit ihrem riesigen Parkhaus über Jahre als Autoabstellplatz für viele, die in der Innenstadt Erledigungen vornehmen mussten. Sämtliche Behörden sind im Nachbargebäude untergebracht. Zwei Kinos sowie unzählige Bars und Restaurants befinden sich in Laufdistanz. Ein Grund, warum das Mall-Parkhaus benachbarten Parkhäusern vorgezogen wurde, war lange der Preis. 50 Cent für drei Stunden Parkdauer waren in der nur 45 Minuten Bahnfahrt von Manhattan entfernt liegenden Regionalmetropole ein unschlagbares Angebot. Dann verlor die Mall allerdings einen wichtigen Mieter. Der Kaufhausbetreiber Saks Fifth Avenue zog aus, und die zweitgrößte Verkaufsfläche nach der von Macy’s blieb plötzlich unvermietet. Um dies aufzufangen, haben die Mallbetreiber die Parkhausrechte an einen privaten Betreiber weiterverkauft. Dieser versechsfachte mal eben den Preis auf drei Dollar für drei Stunden. Die Folge war absehbar. Die Laufkundschaft nahm spürbar ab. Mittlerweile sind die Saks-Flächen wieder vermietet. Erneut an Saks, die dort nun ihren Discount-Ableger “Saks off Fifth” jahrealte Ladenhüter mit bis zu 70 % Ermäßigung verramschen lässt – dem Vernehmen nach bei viel niedrigerer Miete. Ein Erfolgsrezept scheint das nicht zu sein.Andere Mall-Betreiber haben kreativere Lösungen überlegt, dafür allerdings auch etwas Geld in die Hand nehmen müssen. So hatte etwa in Danbury (Connecticut) der Kaufhausbetreiber Sears bis Ende 2015 die größte Verkaufsfläche angemietet. Nach monatelangem Umbau ist Sears zwar noch in der Mall, allerdings nur noch auf etwa der halben Fläche. In der anderen Hälfte hat sich der Modediscounter Primark ausgebreitet. In der “Florida Mall” in Orlando wurden noch umfangreichere Umbauten vorgenommen. Das Kaufhaus Nordstrom wurde abgerissen und mit der Familienattraktion namens “Crayola Experience” sowie der Sportausrüstungskette Dick’s Sporting Goods ersetzt. Die Filiale von Saks wurde ebenfalls abgerissen und an deren Stelle ein gigantischer Gastronomiepavillon mit 23 Restaurants und Imbissständen gebaut. Wo früher die Kaufhauskette Lord & Taylor ihre Waren feil bot, sind derweil die Modeketten American Girl, H & M, Forever 21 und Zara untergebracht.In Malls, in denen noch mehrere Warenhausketten zu finden sind, kann man sich am Wochenende ein Bild davon machen, wie sehr die Dinosaurier des Einzelhandels vom Aussterben bedroht sind. Wem es in den Gängen und Geschäften wegen des guten Besuchs zu laut ist, der kann sich im Kaufhaus im wahrsten Sinne des Wortes eine Ruhepause gönnen. Weite Teile von deren Flächen sind völlig verwaist. Aus ehemals mehr als 50 verschiedenen US-Warenhausketten sind binnen drei Jahrzehnten kaum mehr als ein Dutzend geworden. In den vergangenen zehn Jahren sind die Erlöse in den Warenhäusern der Malls um ein Zehntel geschrumpft, während Spezialgeschäfte ihren Umsatz um ein Drittel steigern konnten – von einer bereits höheren Basis kommend.Für die Mall-Betreiber ist die Trennung von den Großmietern zwar kurzfristig kostspielig. Insbesondere, wenn noch ein umfangreicher Umbau hinzukommt. Allerdings winkt auch eine üppige Belohnung. Während Kaufhäuser teils jährlich nur 20 Dollar Miete je Quadratmeter zahlen, winkt bei kleineren Spezialgeschäften oft mehr als das Zehnfache, wie das “Wall Street Journal” berichtet. Das ist möglich, weil diese weit mehr Umsatz erzielen. In der “Cool Springs Galleria” in Franklin, Tennessee wurde etwa ein Sears mit zwei Modeläden (American Girl, H & M) sowie einer Filiale der Cheesecake Factory ersetzt. Die Erlöse der Mall stiegen 2015 vor allem dank des Umbaus um 15 % auf mehr als 5 800 Dollar je Quadratmeter. Im Konsum-Mekka USA hat das Kaufhaus zunehmend ausgedient.