Inditex fährt die Rollläden hoch
Die spanische Inditex erwartet, dass bis Ende des Monats die Modeläden von Zara und anderen Konzernketten auf allen Märkten wieder geöffnet haben. Die Corona-Pandemie hat dem größten Textilkonzern der Welt den ersten Quartalsverlust seit zwanzig Jahren beschert. Nun wird eine weitere Milliarde in das Online-Geschäft investiert.ths Madrid – Nach dem globalen Lockdown herrscht in den meisten Geschäften der Modeketten von Inditex wieder Betrieb. “Abgesehen vom Tragen der Schutzmasken, verhalten sich die Kunden in den Läden total normal”, befand der Vorsitzende des weltweit größten Modekonzerns, Pablo Isla, in der Präsentation der Quartalszahlen vor Analysten. Anfang Juni waren 78 % der 7 400 Läden geöffnet. Bis Ende des Monats wollen die Spanier nach den Lockerungen auf all ihren Märkten wieder die Pforten öffnen. In China, Japan und Südkorea sei der Umsatz bereits wieder nahe dem Vorjahresniveau.Doch in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres von Inditex, das im Februar beginnt, schrieb das Unternehmen einen Verlust von 409 Mill. Euro – der erste seit dem Börsengang 2001. Darin enthalten sind Rückstellungen von 308 Mill. Euro für den Abbau von Filialen. Der Umsatz fiel wegen der pandemiebedingten Schließungen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 44 % auf 3,3 Mrd. Euro. Im Mai sanken die Erlöse sogar um 51 %. Vom 2. bis 8. Juni ging der Konzernumsatz noch um 34 % zurück, wobei der Rückgang auf jenen Märkten, in denen alle Geschäfte wieder geöffnet hatten, nur 16 % betrug.”Diese Entwicklung liegt über unseren Erwartungen”, kommentierten die Analysten der spanischen Bankinter. Barclays sieht “ermutigende Tendenzen”, wenngleich die britische Bank ein schwieriges zweites Quartal erwartet. An der Börse legte der Kurs nach Bekanntgabe der Ergebnisse am Mittwoch zu, am Donnerstag sackte die Aktie jedoch in einem sehr schwachen Marktumfeld deutlich ab. Mehrere Research-Häuser setzten ihre Kursziele herauf. Inditex sieht durch die Sars-CoV-2-Pandemie ihr Geschäftsmodell bestätigt und kündigte neue Investitionen an. Die Spanier haben in ihren Ketten den Online-Handel mit dem Verkauf in den Läden vollständig integriert. Die Geschäfte dienen als Lager für den Versand an die Kunden. Das machte sich während der Krise bezahlt. “Wir kaufen auf einer wöchentlichen Basis ein, nicht jährlich”, erklärte Isla. “Anfang März begannen wir zu reagieren, als wir sahen, was auf uns zukam”, so der Inditex-Chef. Es wurde nicht dazugekauft, wodurch die Bestände im ersten Quartal trotz Lockdown um 10 % reduziert werden konnten.Der Online-Verkauf legte im gesamten Quartal um 50 % zu. Allein im April, als fast überall die Rollläden dicht waren, verdoppelte sich das Geschäft übers Internet sogar. “Wir haben viele Online-Kunden hinzugewonnen”, sagte Isla, wobei es seiner Meinung nach zu früh sei, darin einen dauerhaften Trend zu sehen.Die Spanier wollen nämlich nicht auf die Modeläden verzichten. Sie setzen jedoch auf weniger, dafür größere Filialen, wo den Kunden eine bessere Einkaufserfahrung geboten werden kann. Bis 2022 sollen 1 000 bis 1 200 Geschäfte geschlossen werden und gleichzeitig neue, größere Flagship-Stores entstehen. Gemäß den Planungen wird die Verkaufsfläche dadurch jährlich um 2,5 % wachsen. Die Spanier erwarten nach wie vor ein jährliches Umsatzwachstum von 4 bis 6 % bei einer höheren Rentabilität und einem geringeren Kapitalaufwand als bisher.Bis 2022 will Inditex jährlich 900 Mill. Euro in den Ausbau seines Modells investieren, wovon insgesamt 1 Mrd. Euro in den Online-Handel gehen, dessen Anteil am Konzernumsatz auf 25 % wachsen soll, nach 14 % im Vorjahr. Analysten bescheinigen Inditex eine Vorreiterrolle im E-Commerce. Ein weiterer wichtiger Bestanteil der Strategie der Zara-Mutter ist die Nachhaltigkeit, mit umweltfreundlicheren Materialen und der Wiederverwertung der Kleidungsstücke. Damit will man “den neuen Kaufgewohnheiten der Kunden” entsprechen, wie Isla sagte. Denn viele Experten glauben, dass das Modell der schnelllebigen, billigen Mode wegen des gestiegenen Umweltbewusstseins ausläuft.Wegen der Coronakrise verschiebt Inditex die Sonderausschüttung von 0,78 Euro pro Aktie aufs nächste Jahr. Die für 2019 fällige Dividende von 0,35 Euro wird aber im November ausgezahlt, und der Konzern versichert, an der bisherigen Politik einer Ausschüttung von 60 % des Nettogewinns plus Sondervergütung festzuhalten. “Das scheint eine vernünftige Maßnahme, um die Bilanz zu stärken”, kommentierte Bankinter. Trotz der Rückschläge durch Corona hat Inditex 5,7 Mrd. Euro an liquiden Mitteln. – Wertberichtigt Seite 8