IM GESPRÄCH: JÜRGEN ABROMEIT

Indus peilt sechstes Rekordjahr an

Dividende soll abermals steigen - Ausbau der Sparten für Medizintechnik, Bautechnik und Maschinenbau geplant

Indus peilt sechstes Rekordjahr an

In Tausenden deutscher Familienunternehmen fehlt ein Nachfolger. Solche Firmen übernimmt die Bergisch Gladbacher Beteiligungsgesellschaft Indus – und wählt dabei möglichst die Perlen im deutschen Mittelstand aus. In den vergangenen sechs Jahren hat das für stetig steigende Dividenden gesorgt.Von Christoph Ruhkamp, DüsseldorfFür die Bergisch Gladbacher Beteiligungsgesellschaft Indus Holding könnte 2018 das sechste Rekordjahr in Folge werden. “Die Wirtschaft läuft weltweit ungebremst auf Hochtouren. Wir werden 2018 unseren Wachstumskurs fortsetzen”, sagte Indus-Chef Jürgen Abromeit im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Den Ausblick eines Umsatzes im Jahr 2017 von mehr als 1,5 Mrd. Euro und eines Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 145 Mill. und 150 Mill. Euro bekräftigte er.Für 2016 hatte Indus eine Dividende von 1,35 Euro gezahlt. Das entsprach einer Ausschüttung von 35 Mill. Euro und einer Dividendenrendite von 2,5 %. “Wir werden weiterhin 40 % bis 50 % vom Überschuss ausschütten sowie rund 80 Mill. Euro im Jahr in unsere Töchter investieren und jährlich 40 Mill. bis 50 Mill. Euro für Zukäufe ausgeben”, kündigte Abromeit an. Der Markt erwartet für 2017 eine Dividende von 1,45 Euro. Vielleicht könnte es ein wenig mehr werden – nämlich bis zu 1,50 Euro, wie Finanzkreise berichten.Der Kurs der im SDax notierten Indus-Aktie gab am Freitag um 0,6 % auf 63,60 Euro nach. Der Börsenwert der Finanzholding hat sich aber auch so seit April 2014 mehr als verdoppelt auf 1,6 Mrd. Euro. Das Unternehmen gehört damit zu den drei schwersten Titeln im SDax. Größter einzelner Ankeraktionär ist die Bayerische Versicherungskammer mit einem Anteil von 19 %. Inklusive eines festen Kreises aus mehreren Privataktionären, die 6 % halten, ergibt sich eine Sperrminorität, die vor ungewollter Übernahme schützt. Fahrzeugtechnik stagniertDie 45 Tochtergesellschaften von Indus mit 10 000 Beschäftigten agieren in fünf Geschäftsfeldern. In zweien davon will Abromeit nicht mehr zukaufen: “In der Fahrzeugtechnik und der Metalltechnik werden wir nicht mehr zukaufen, sondern nur noch optimieren und effizienter werden”, sagte Abromeit. Wachstum sei dagegen in den drei anderen Geschäftsfeldern für Medizintechnik, Bautechnik und Maschinenbau geplant: “Da geben wir Vollgas.”Ein neues Geschäftsfeld könnte sich aus den Zukunftsthemen Energie, Demografie oder Sicherheitstechnik ergeben, kündigt Abromeit an. Als spannend bezeichnete er technische Neuerungen wie etwa digital ausgestattete Rollstühle oder Verfahren zur Renaturierung radioaktiv verseuchter Bauteile beim Rückbau von Kernkraftwerken sowie neue Verfahren zur mobilen Sicherung von Trinkwasser in Ländern mit Wasserknappheit.Das Geschäftsmodell von Indus bleibt jedoch klar begrenzt: In Tausenden deutscher Familienunternehmen fehlt ein Nachfolger. Solche Firmen übernimmt Indus – ganz oder teilweise – und wählt dabei möglichst die Perlen im deutschen Mittelstand aus. Abromeit hat gerade die erste Akquisition dieses Jahres in Arbeit. Abermals gehe es um ein Unternehmen aus dem Maschinenbau, dessen Namen er noch nicht verraten will. Zuletzt hatte Indus die kleine Hannoveraner Messtechnikfirma M+P GmbH und den Remscheider Werkzeugmaschinen-Teilehersteller Peiseler erworben.Die Kaufpreise im M & A-Markt sieht Abromeit derzeit als überhitzt an. Ursache sei die lockere Geldpolitik der EZB. Indus werde vorsichtig agieren. “Wir beteiligen uns niemals an Bieterwettbewerben, und wir kaufen keinesfalls um jeden Preis”, sagte Abromeit. Zweistellige MargeDer 57-Jährige hat das Finanzierungsgeschäft von der Pike auf gelernt. Fast 16 Jahre arbeitete Abromeit für die Dresdner Bank. Dann agierte er als Manager im Bereich Finanzen, M & A sowie Maschinen- und Anlagenbau für Jürgen Großmann, den Eigentümer des Stahlkonzerns Georgsmarienhütte, bevor er im Jahr 2008 zu Indus wechselte und seit 2012 an der Spitze des Unternehmens steht.Anders als viele andere Beteiligungsgesellschaften bürdet Indus den übernommenen Firmen keine Schulden auf – im Gegenteil: oft wird ihnen Kapital zugeführt, damit sie ihre Geschäfte ausbauen können. Das Ergebnis sind – je nach Geschäftsfeld – operative Margen um die 10 %. Auf Konzernebene wurde nach neun Monaten eine Ebit-Marge von 9,4 (i.V. 9,9) % gezeigt.