DEUTSCHES EIGENKAPITALFORUM - IM GESPRÄCH: JOHANNES SCHMIDT

Indus schleift am Umsatzziel für 2025

Der Vorstandschef der Industrieholding über Portfolioumbau, Margenziele und Internationalisierung

Indus schleift am Umsatzziel für 2025

Die Coronakrise hat Auswirkungen auf die strategischen Ziele von Indus. Die Beteiligungsgesellschaft hatte sich für 2025 einen Umsatz von 2,5 Mrd. Euro vorgenommen. Wie Vorstandschef Johannes Schmidt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt, sieht er die Erlöse nun “zumindest deutlich über 2 Mrd. Euro”. Der CEO äußert sich zudem zu den Margenzielen, die auch mit Hilfe des Portfolioumbaus erreicht werden sollen, und hält einen Zukauf noch vor Jahresende für möglich.Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtDas im Strategieprogramm “Parkour” der Indus-Gruppe genannte Umsatzziel für 2025 von über 2,5 Mrd. Euro wackelt. Wie Vorstandschef Johannes Schmidt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt, stammt diese Vorgabe aus der Zeit vor der Coronakrise. “Das müssen wir uns jetzt noch mal anschauen”, so Schmidt auf dem Deutschen Eigenkapitalforum. “Ich sehe Indus 2025 zumindest deutlich über 2 Mrd. Euro.” “10 Prozent plus x”Dagegen steht der CEO hinter den übrigen Vorgaben des Programms. Allen voran soll die Holding in fünf Jahren eine Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern zum Umsatz) von “10 % plus x” erreicht haben. Im Vorjahr lag sie bei 7,8 %; dieses Jahr wird sie gemäß den Planungen bestenfalls 1 % erreichen. Mit Ausnahme des Segments Fahrzeugtechnik sei das strategische Margenziel auch für die Unternehmen der übrigen Segmente die Guideline, obwohl klar sei, dass nicht jedes Unternehmen zu jeder Zeit diese Vorgabe erreichen kann.Darüber hinaus soll das Portfolio bis 2025 aus 55 bis 60 direkten Beteiligungen bestehen. Gegenwärtig sind es 46, von denen 42 ihren Sitz in Deutschland haben und vier in der Schweiz. Indus hat sich vorgenommen, im Schnitt pro Jahr zwei bis drei Zukäufe zu tätigen. Auch in diesem Geschäftsjahr seien trotz der Coronakrise Übernahmen grundsätzlich möglich, sagte Schmidt. “Ich bin optimistisch, dass uns da im laufenden Jahr noch etwas gelingen wird.” Doch verhehlen will Schmidt die Probleme nicht: “Unser Planziel werden wir nicht erreichen können. Dafür ist der M&A-Markt zu gestört.” Er spüre aber eine gewisse Belebung.Darüber hinaus gibt es die Vorgabe, bis zu vier Ergänzungsakquisitionen auf Beteiligungsebene pro Jahr zu tätigen. Hier habe es Anfang des Jahres einen Zukauf gegeben. Inklusive der Enkelgesellschaften komme die Gruppe derzeit auf rund 200 Unternehmen, die konsolidiert werden. Im deutschsprachigen RaumEine Zielsetzung für 2025 lautet, dass die Internationalisierung in den Beteiligungen “deutlich weiter fortgeschritten” sein soll. Damit ist zum einen ein Anstieg der Produktion und des Vertriebs im Ausland gemeint, zum anderen das Wachstum der Umsätze, die außerhalb Deutschlands erzielt werden – hier liegt die Quote gemäß Schmidt derzeit bei 50 %. Schmidt stellt jedoch klar: “Auf Ebene Indus werden wir uns weiter auf Übernahmen im deutschsprachigen Raum konzentrieren.” Dies gelte aber nur für die direkten Beteiligungen, nicht für Zukäufe der Töchter.Die Geschäftsführer seien in ihren Akquisitionsentscheidungen weitgehend frei. Überhaupt sei die Unabhängigkeit, die Indus den Geschäftsleitungen der Töchter gewähre, im Vergleich mit anderen Unternehmensholdings sehr groß. Das sei Teil der Indus-DNA und des Geschäftsmodells. “Unseren Portfoliounternehmen lassen wir größtmögliche operative Eigenständigkeit, denn sie sind als Hidden Champions auch deshalb Teil der Indus-Gruppe geworden, weil sie bereits gezeigt haben, dass sie ihr Geschäft beherrschen”, erklärt Schmidt. Für Insolvenz- oder Sanierungsfälle interessiere sich Indus nicht, stellt Schmidt klar. Die Freiheit im operativen Geschäft kann für die Chefs der Indus-Töchter aber auch ins Auge gehen: “Wenn die Geschäfte eines Unternehmens nicht so laufen wie gewünscht, kann sich der Chef nicht damit herausreden, dass dies an Entscheidungen der Holding liegt.” Verkauf von Fahrzeugtechnik Indus setzt auf Kaufen, Halten und Entwickeln von mittelständischen Industrieunternehmen. 2020 kam es aber zu mehreren Verkäufen, wobei mit einer Ausnahme alle das Segment Fahrzeugtechnik betrafen. Der Teilrückzug aus diesem Segment sei auch schon im Strategieprogramm formuliert worden. Denn “die Automobilindustrie steckt in einer strukturellen Krise”, meint Schmidt. Das habe sich schon vor der Coronakrise gezeigt. Daher habe sich Indus zu einem Portfolioumbau entschlossen. Der Anteil des Fahrzeugtechniksegments am Konzernumsatz, der 2019 noch 20 % (350 Mill. Euro) betrug, wird kleiner, auch wenn laut dem CEO dieses Jahr nicht mit weiteren Verkäufen zu rechnen ist. Wie Schmidt erläutert, werden durch Verkäufe und Betriebsschließungen, die dieses Jahr umgesetzt oder beschlossen wurden, im Vergleich zu 2019 Erlöse im mittleren bis oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich wegfallen. Andererseits werde sich das mit einem Zuwachs von einem Prozentpunkt positiv auf die Ebit-Marge auswirken. Abschreibungen abgehakt Goodwill-Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Sachanlagen, teils coronabedingt, haben das jüngst veröffentlichte Neunmonatsergebnis mit insgesamt 47 Mill. Euro belastet. Der größte Batzen (44 Mill. Euro) war bereits im Halbjahresergebnis verbucht worden. Weitere wesentliche Wertkorrekturen kann Schmidt in diesem Jahr “nicht sehen”.Insgesamt habe die Gruppe im dritten Quartal eine deutlich positive Entwicklung gezeigt. Wie Indus mitteilte, lag das operative Ergebnis (Ebit) bei 22,6 (i.V. 24,2) Mill. Euro. Die Zahlen der ersten neun Monate sind in Summe aber von der Coronakrise gekennzeichnet: Die Beteiligungen erwirtschafteten den Angaben zufolge einen Umsatz von 1,16 (1,31) Mrd. Euro. Das Ebit brach von 90,6 auf 4,3 Mill. Euro ein. Der operative Cash-flow lag bei 98,2 (106,5) Mill. Euro, die Nettoverschuldung bei 550 Mill. Euro. Großen Wert legt Indus auf die Liquidität, die mit 196 Mill. Euro “auf einem gesteuert hohen Niveau liegt, um auch mögliche weitere Auswirkungen der Pandemie abfedern zu können”.Anfang August hatte Indus eine neue Prognose für 2020 genannt, nachdem die ursprüngliche im Mai aufgrund der Folgen der Coronakrise kassiert worden war. Nunmehr wird der Konzernumsatz in einer Spanne zwischen 1,45 und 1,6 (1,74) Mrd. Euro erwartet und das Ebit zwischen 0 und 20 (135) Mill. Euro. Schmidt unterstrich, Indus sei auf bestem Weg, diese Schätzungen zu erreichen. Die vorherige Prognose lautete 1,5 bis 1,65 Mrd. Euro Umsatz und ein Ebit von 85 bis 95 Mill. Euro.