Industriegasekonzern Messer plant Mega-Refinanzierung
Industriegasekonzern Messer plant Mega-Refinanzierung
Familienunternehmen will in kommenden Monaten 2 Mrd. Euro neu ausleihen
cru Frankfurt
Die Messer SE & Co. KGaA plant die Refinanzierung eines großen Teils der Schulden von 3,5 Mrd. Euro. „Wir haben eine starke Bankengruppe mit einer bereits vereinbarten Kreditfinanzierung von etwas mehr als 1,2 Mrd. Euro und einer Laufzeit von fünf Jahren“, sagte Helmut Kaschenz, CFO des Industriegasekonzerns aus Bad Soden, im Interview der Börsen-Zeitung. „Darüber hinaus wollen wir in den kommenden Monaten circa 2 Mrd. Euro ausfinanzieren und damit eine kurzfristige Brückenfinanzierung ablösen.“
Kaschenz arbeitete mehr als 20 Jahre im Investment Banking von Morgan Stanley und BNP Paribas. Ende 2020 holte ihn dann der frühere Firmenchef und heutige Aufsichtsratschef Stefan Messer als Strategiechef zu Messer, und 2021 rückte der heute 55-Jährige als CFO ins Management Board auf. Kaschenz fädelte bei Messer den Einstieg des Staatsfonds GIC aus Singapur als Minderheitseigner mit gut 20% für rund 2 Mrd. Euro mit ein. Der Deal trug dazu bei, dass Stefan Messer den Finanzinvestor CVC aus der bedeutendsten Konzerntochter Messer Industries für das Amerikageschäft herauskaufen und wieder die volle Kontrolle gewinnen konnte.
Jetzt folgt der nächste Schritt. „Für die Ausfinanzierung ziehen wir grundsätzlich verschiedene Instrumente in Erwägung, die einem Unternehmen mit implizitem Investment-Grade-Rating zur Verfügung stehen“, sagte Kaschenz. „Dazu zählen Schuldscheine, Anleihen oder die Privatplatzierung von Fremdkapital bei institutionellen Investoren, das sogenannte USPP, also US Private Placement, ein unregistriertes, nicht öffentlich gehandeltes und von der National Association of Insurance Commissioners eingestuftes Instrument.“
Messer, die kein Rating hat, ist mit mehr als 11.000 Beschäftigten sowie mehr als 4 Mrd. Euro Umsatz und 1,3 Mrd. Euro operativem Gewinn (Ebitda) der weltweit größte nicht börsennotierte Industriegasehersteller. Kerngeschäft ist die Zerlegung von Luft in Sauerstoff, Stickstoff, Argon und weitere Gase. Die 125 Jahre alte hessische Familienfirma konkurriert mit den deutlich größeren „Big Three“ – den börsennotierten Konzernen Linde aus Deutschland, Air Liquide aus Frankreich und Air Products aus den USA. Kaschenz hegt jedoch keinerlei Zweifel, dass Messer in diesem Wettbewerb auch dauerhaft eigenständig bleiben kann: Es gebe „noch kleinere Firmen in der ‚Industriegasewelt‘, die seit Jahrzehnten unabhängig erfolgreich sind“. „Allein wegen der Eigentümerstruktur kann Messer nicht ‚geschluckt‘ werden“, sagte Kaschenz. Außerdem hätten die Großkonzerne bereits so viel Marktmacht, dass sie aus kartellrechtlichen Gründen Messer nicht erwerben könnten.