Infineon-Aktionäre monieren Preis für Cypress

Vorstand rechtfertigt 9 Mrd. Euro für Übernahme - Kritik an Aufsichtsrat Diess, viel Lob für Bauer

Infineon-Aktionäre monieren Preis für Cypress

jh München – Aktionäre von Infineon haben Zweifel, dass der hohe Kaufpreis für Cypress gerechtfertigt ist. Für das US-amerikanische Unternehmen bezahlt der deutsche Halbleiterhersteller 9 Mrd. Euro. Zudem gab es auf der Hauptversammlung in München Kritik an Aufsichtsräten wegen fehlender Präsenz in Sitzungen im vergangenen Geschäftsjahr und der Fülle an Mandaten.”Das ist schon ein großer Schluck aus der Akquisitionspulle”, kommentierte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) den Kauf von Cypress. Der Preis liege über dem Jahresumsatz von Infineon und sei möglicherweise zu hoch.Nach Ansicht von Markus Golinski, Fondsmanager von Union Investment, ist der Preis in Höhe des Viereinhalbfachen des Jahresumsatzes von Cypress “absolut an der Schmerzgrenze”. Eine erfolgreiche Eingliederung in den Infineon-Konzern setze gesunde Halbleitermärkte voraus. “Darauf hat Infineon keinen Einfluss, was die Cypress-Übernahme gerade in Zeiten globaler Handelskonflikte zu einer riskanten Wette macht.” Golinski sagte aber auch, die strategische Logik der Übernahme sei aus Unternehmenssicht einleuchtend.Der Vorstand rechtfertigte den Preis für die Akquisition in den USA. Er sei nicht niedrig, gab Finanzchef Sven Schneider zu, “aber wir halten ihn für angemessen”. Konzernchef Reinhard Ploss sagte, die Höhe sei im Halbleitermarkt üblich. “Wir sind davon überzeugt, dass sich der Preis auf jeden Fall rentiert.”Aktionäre wollten wissen, was es Infineon koste, wenn die Übernahme von Cypress platze. Schneider nannte eine Strafzahlung (Break-up Fee) von 425 Mill. Dollar. “Das ist hoch, aber durchaus üblich.” Die für die Refinanzierung begebene Hybridanleihe im Volumen von 1,2 Mrd. Euro könnte zurückgenommen werden.Noch fehlen Infineon die Genehmigungen aus den USA und China für den Abschluss der Übernahme. Ploss sagte wie schon Anfang Februar, er rechne damit Ende dieses oder Anfang des nächsten Quartals. “Mit dem US-amerikanischen CFIUS und der chinesischen SAMR sind wir in produktiven Gesprächen.” Die Coronavirus-Epidemie erschwere derzeit den direkten Kontakt in China. Zunächst hatte Infineon für den vergangenen Herbst mit dem Okay gerechnet. Fünf Mal in Sitzungen gefehltAußer Cypress veranlasste der Aufsichtsrat mehrere Aktionäre zu Anmerkungen und Fragen. Kritisiert wurde Herbert Diess, der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen. Er hatte im vergangenen Geschäftsjahr (30. September) an fünf der neun Aufsichtsratssitzungen nicht teilgenommen. Aktionärsvertreter Hans-Martin Buhlmann monierte, Diess sei so kein Vorbild für die Mitarbeiter von Infineon. Der Kritisierte nahm selbst Stellung und sagte, bei seiner Wahl vor fünf Jahren sei er noch Entwicklungschef von BMW gewesen. Damals sei Infineon sein einziges Aufsichtsratsmandat gewesen. Wegen seines seitdem gestiegenen Zeitaufwands im VW-Konzern sei gemeinsam entschieden worden, dass er sich nicht mehr zur Wahl stelle. Diess wies darauf hin, er habe sich auch außerhalb der Gremiensitzungen mit dem Vorstand ausgetauscht. “Ich bin zufrieden mit dem Beitrag, den ich hier geleistet habe.” Diess wurde mit 98,4 % entlastet. Die Präsenz betrug gut 70 %.Viel Lob gab es für den früheren Vorstandschef Peter Bauer, der sich ebenfalls nicht mehr zur Wahl in den Aufsichtsrat stellte (vgl. BZ vom 14. Januar). “Dass Infineon in schwierigen Zeiten nicht untergegangen ist, haben wir Ihnen zu verdanken”, sagte DSW-Vizepräsidentin Bergdolt. “Sie sind der Mister Chips”, formulierte es Buhlmann. “Für Infineon haben Sie mehr getan als jeder andere.” Bauer wurde wie Diess von den Aktionären mit 98,4 % entlastet.