sck München – Der Konsolidierungsprozess in der weltweiten Chipindustrie könnte noch mehr an Fahrt gewinnen. Nach Angaben des “Wall Street Journal” will der japanische Staatsfonds INCJ seinen Anteil von 69,2 % am Halbleiterhersteller Renesas mit Sitz in Tokio veräußern. Einen Einstieg beim Wettbewerber soll nun angeblich Deutschlands größter Chiphersteller Infineon prüfen, wie die US-Zeitung erfahren haben will.Weder in Japan noch am Infineon-Hauptsitz wollte man dazu Stellung nehmen. “Marktspekulationen kommentieren wir generell nicht”, sagte ein Pressesprecher des Dax-Konzerns aus Neubiberg bei München. Die Anleger können der Geschichte aber etwas abgewinnen. Am Freitag sprang die Renesas-Aktie an der Frankfurter Börse in der Spitze um 16,4 % auf 5,98 Euro. Zugleich büßte das Infineon-Papier kurz nach der Nachricht zeitweise 1,1 % ein, drehte im weiteren Tagesverlauf aber ins Plus und beendete den Xetra-Handel bei 11,92 Euro (+ 1,2 %). Eine Übernahme von Rensesas durch einen Wettbewerber würde die Karten unter den Halbleiterkonzernen, die die Autoindustrie beliefern, neu mischen. Mit einem Marktanteil von 12 % führt Renesas noch das Automotive-Segment in der Chipbranche an. Der niederländische Anbieter NXP macht aber den Japanern diese Position streitig. NXP plant die Übernahme der US-Firma Freescale für 12 Mrd. Dollar. Das neue Gebilde käme auf einen Marktanteil von über 14 %. In dieser Konstellation liefe Infineon (Anteil: 10,5 %) Gefahr, von Platz 2 auf Platz 3 zurückzufallen.Mit dem Erwerb von Renesas könnte Infineon dem Wettbewerber NXP allerdings Paroli bieten. Zusammen mit Renesas kämen die Bayern auf einen Marktanteil von 23 %.Die japanischen Autohersteller sehen die Entwicklung bei ihrem wichtigen Zulieferer skeptisch. Dem Vernehmen nach favorisieren sie eine innerjapanische Lösung. Vor vier Jahren blockierten sie den Versuch des US-Finanzinvestors KKR, Renesas zu kaufen. Daraufhin sprang INCJ ein.—– Wertberichtigt Seite 6