Finanzierungsrunde

Inkitt holt Springer ins Autorenteam

Das Berliner Online-Verlagshaus Inkitt hat frische Mittel bei Investoren eingesammelt. Auch der Berliner Medienkonzern Axel Springer ist mit dabei, und Springer-Chef Mathias Döpfner zieht in den Beirat des Start-ups ein.

Inkitt holt Springer ins Autorenteam

sp Berlin

Das Berliner Online-Verlagshaus Inkitt hat in einer Finanzierungsrunde 59 Mill. Dollar bei Investoren unter der Führung des Berliner Medienkonzerns Axel Springer eingesammelt. Ebenfalls vorneweg gehen der US-Risikokapitalgeber New Enterprise Associates, der deutsche Verleger Stefan von Holtzbrinck und Holtzbrinck Digital, die die digitalen Beteiligungen des Holtzbrinck-Verlages verantwortet. Michael Lynton, der Chairman des Internetdienstes Snap und ehemalige CEO von Penguin Books, der als Manager von Disney die Sparte Disney Publishing gründete, gehört ebenfalls zum prominenten Autorenteam der Finanzierungsrunde von Inkitt. Mit Speedinvest aus Wien, Redalpine aus Zürich und Kleiner Perkins aus dem Silicon Valley sind außerdem drei Risikokapitalgeber aus dem Ausland mit dabei, die auch an der Series A im Sommer 2019 mitgeschrieben hatten, als Inkitt 16 Mill. Dollar einsammelte. Zur Bewertung werden auch dieses Mal keine Angaben gemacht. Das US-Informationsportal Techcrunch beziffert den Unternehmenswert unter Verweis auf informierte Kreise auf 390 Mill. Dollar.

Für die 2013 gegründete Inkitt, die Autoren die Publikation eigener Texte online ermöglicht und abhängig vom Leserinteresse auch längere Textversionen veröffentlicht, ist die Series B die vierte Finanzierungsrunde. Insgesamt hat das Unternehmen 80 Mill. Dollar bei Investoren eingesammelt. Für Axel Springer ist das Investment nach Angaben des Informationsdienstes Crunchbase das vierte Engagement bei einem Start-up in diesem Jahr. „Die Technologie von Inkitt ist außergewöhnlich, sehr erfolgreich und zeigt wirklich die Zukunft des Geschichtenerzählens“, sagte Springer-Chef Mathias Döpfner am Dienstag. Er nimmt zusammen mit NEA-Partner Scott Sandell und Ilya Fushman von Kleiner Perkins im Advisory Board von Inkitt Platz.

Mit den frischen Mitteln will Inkitt das Wachstum der vergangenen Jahre fortsetzen und die globale Expansion vorantreiben. Derzeit zählt das Unternehmen 300000 Autoren und sieben Millionen Nutzer auf der eigenen Plattform – erheblich mehr als die 110000 Autoren und 1,6 Millionen Nutzer zum Zeitpunkt der bislang letzten Finanzierungsrunde vor zwei Jahren.

Die Texte, die Autoren auf die Plattform hochladen, werden von den Algorithmen von Inkitt so kuratiert, dass sie möglichst großes Leserinteresse wecken. Besonders erfolgreiche Texte werden auf der firmeneigenen Bezahl-App Galatea publiziert. Für manche Autoren zahlt sich das richtig aus, wie etwa das Beispiel von Seemran Sahoo zeigt, der mit seinem Online-Bestseller „The Arrangement“ bisher 2,7 Mill. Dollar verdient hat. Sapir Englard hat mit „The Millennium Wolves“ sogar schon 8 Mill. Dollar eingespielt. Die Mehrheit der Autoren, die es mit ihren Texten auf die Bezahl-App schafft, verdient nach Angaben von Inkitt-Gründer Ali Albazaz damit mindestens 100000 Dollar.

Leser werden zu Verlegern

Inkitt will mit diesem Angebot das Verlagswesen „demokratisieren“ und die Entscheidung der Veröffentlichung von Texten in die Hände der Leserinnen und Leser legen. Neben der Publikation von Texten, die nach einer Umfrage der Universität Aston zuletzt auch wegen der Pandemie auf mehr Leserinteresse gestoßen sind (siehe Grafik), will Inkitt auch neue Publikationsformate etwa für Audio-Inhalte in Angriff nehmen. Auch für die Publikation von Filmen, Fernsehshows und Spielen auf der eigenen Plattform gibt es Pläne, wobei auch hier die Nutzer ein entscheidendes Wort über die Publikation mitsprechen sollen.

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