Innogy zweifelt an Ökostrom-Profiten
cru Düsseldorf – Die RWE-Stromnetztochter Innogy will sich mit Investitionen in die Stromerzeugung aus Sonne und Wind zurückhalten. Stattdessen will der seit Oktober börsennotierte Konzern sein Kapital lieber in den Ausbau und die Instandhaltung der lukrativen Stromnetze stecken – oder das Geld an die Aktionäre ausschütten. Das geht aus Ankündigungen bei einer großen Investorenveranstaltung hervor. Auf der “Pennyhill European Conference” der Hamburger Berenberg Bank erhielten 22 Großinvestoren Auskunft von Topmanagern von 17 Energiekonzernen, darunter auch Innogy. Das Fazit: Der Erneuerbare-Energien-Sektor ist überhitzt.Im November habe es abermals ein rekordniedriges Gebot in einer Ausschreibung für einen Windpark gegeben – dieses Mal vom schwedischen Staatskonzern Vattenfall für ein Projekt vor der Küste von Dänemark. Weniger als 5 Cent pro Kilowattstunde hatte der Konzern als garantierten Abnahmepreis gefordert. Die Renditen der Ökostrombranche stünden enorm unter Druck, erklärten Innogy-Manager. Die Gebote bei solchen Ausschreibungen basierten auf zunehmend unrealistischen Annahmen über künftige technische Fortschritte, um so interne Hürden für die Mindestprofitabilität zu umgehen. Laut Berenberg äußerten sich die Innogy-Vorstände insgesamt skeptisch zur Ökostromerzeugung: Der Konzern werde nicht blindlings am Rennen um das niedrigste Gebot teilnehmen – und stattdessen lieber in das Stromnetz investieren oder mehr an die Aktionäre ausschütten.Mit circa 700 Mill. Euro entfällt im Jahr 2016 laut eigener Prognose voraussichtlich ohnehin nur ein Sechstel vom operativen Gewinn der Innogy auf Ökostrom. Finanzchef: Sektor überhitztInnogy-Finanzchef Bernhard Günther habe gesagt, er halte den Erneuerbare-Energien-Sektor für “überhitzt”. “Unsere Sicht der Dinge ist: Lasst sie doch machen. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass wir keine geeigneten Investments finden und das Geld an die Aktionäre zurückgeben”, wird Günther von der Berenberg Bank zitiert. Ähnlich habe sich der für das Ökostromgeschäft verantwortliche Manager Hans Bünting geäußert: Man werde nicht bei Ausschreibungen versuchen, mit einem Gebot zum Zuge zu kommen, nur um ein weiteres Projekt vorweisen zu können.Innogy reagiert damit auf die Wende in der Branche. Das Geschäft mit der Ökostromerzeugung ist in Deutschland bis vor kurzem rasant gewachsen. Doch jetzt dreht sich der Wind. Ab 2017 sehen die Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, das der Branche seit Jahren üppige Subventionen garantierte, völlig anders aus. Neuerdings kommt das marktwirtschaftliche Instrument der Ausschreibung zum Einsatz. Wer einen Wind- oder Solarpark betreiben will, muss bei der Auktionierung ankündigen, welche Subventionen – also welcher Aufschlag auf den Börsenpreis für Strom – für seine Anlage in den nächsten 20 Jahren benötigt wird. Der Bund wiederum gibt vor, wie viel Megawatt Leistung er in einer Ausschreibungsrunde und im Jahr insgesamt genehmigen will. Bis zu dieser Menge werden dann die günstigsten Projekte ausgewählt. Alle anderen, die zu viel Hilfen verlangt haben, fallen durch.