Übernahme

Intel erwägt Milliardendeal

Intel steht womöglich vor der größten Übernahme in der Geschichte des kalifornischen Unternehmens. Der Chipfabrikant lotet den Kauf des US-Halbleiterherstellers Global Foundries aus, wie das „Wall Street Journal“ berichtet. Damit könnte der Konzern die Führung in der Chipproduktion wiedererlangen.

Intel erwägt Milliardendeal

cru Frankfurt – Bei einer Übernahme durch Intel könnte Global Foundries, die dem Staatsfonds von Abu Dhabi Mubadala gehört, mit bis zu 30 Mrd. Dollar (25,4 Mrd. Euro) bewertet werden. Das Intel-Geschäft war zuletzt zunehmend unter Druck von Wettbewerbern geraten. Konzernchef Pat Gelsinger, der den Spitzenposten im Februar übernommen hat, will dadurch gegensteuern, dass der Konzern verstärkt als Auftragsfertiger für andere produziert.

Ein Zukauf des Auftragsfertigers Global Foundries würde Gelsingers Pläne beschleunigen, die einst unangefochtene Führung in der Chipproduktion wiederzuerlangen. Intel hat die dominierende Position in der Herstellung von Computerprozessoren verloren, nachdem sie Boden an die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) und andere Konkurrenten verloren hatte.

Ein Deal ist aber noch lange nicht in trockenen Tüchern. Bisher sind bei den Gesprächen offenbar Entscheider von Global Foundries selbst nicht mit einbezogen. Eine Unternehmenssprecherin erklärte, Global Foundries führe keine Gespräche mit Intel. Auch Intel in Santa Clara wollte den Bericht nicht kommentieren. Global Foundries könnte auch die Vorbereitungen für den geplanten Börsengang fortsetzen, der den Wert des Chipherstellers auf etwa 30 Mrd. Dollar steigern könnte.

Global Foundries gehört zu den weltweit größten spezialisierten Chipherstellern und fertigt ausschließlich im Auftrag für andere. Das Unternehmen entstand als Ab­spaltung von Advanced Micro Devices (AMD). Mubadala und Global Foundries übernahmen 2009 Produktionsstätten von AMD und führten sie später mit Chartered Semiconductor Manufacturing aus Singapur zusammen. Zu den großen Kunden von Global Foundries gehören Apple, Nvidia und Qualcomm.

Intel-Chef Gelsinger will Konkurrenten wie TSMC auch direkt angreifen, indem er die Türen von Intels Fabriken für andere Chiphersteller, einschließlich Konkurrenten, öffnet, und er kündigte an, viel Geld auszugeben, um neue Fabriken zu bauen, die Chips für andere Unternehmen herstellen. „Wir werden Marktführer sein“, sagte Gelsinger, nachdem er das Amt des CEO übernommen hatte. „Denn die Welt braucht mehr Halbleiter, und wir werden in diese Lücke auf eine kraftvolle und sinnvolle Weise eintreten.“ Intel verfügte – bei einem Marktwert von mehr als 225 Mrd. Dollar – zum Ende des ersten Quartals über 22,4 Mrd. an Bargeld und kurzfristigen Anlagen. Global Foundries hat im April bekannt gegeben, dass sie den Hauptsitz nach Malta, New York, verlegt, Standort einer großen Chipfabrik.