Intel gibt sich ohne Apple geschlagen
Mit der Beilegung ihres zwei Jahre dauernden Rechtsstreits haben Apple und Qualcomm im Markt für Mobilfunkchips für klare Verhältnisse gesorgt. Der letzte große US-Herausforderer Intel sah ohne Apple offenbar keine Chance mehr für sich und kündigte wenige Stunden später seinen Rückzug aus dem Geschäft an. Die Aktie von Qualcomm legte am Mittwoch zeitweise um 15 % zu, Intel notierte 4 % fester.scd Frankfurt – Der zwei Jahre dauernde Rechtsstreit zwischen Apple und Qualcomm, der zahlreiche Gerichte in zahlreichen Jurisdiktionen auf mehreren Kontinenten beschäftigt hat, ist außergerichtlich beigelegt worden. Im Ergebnis hat der iPhone-Konzern in fast allen Punkten eingelenkt. So bezieht Apple künftig wieder Mobilfunkchips von Qualcomm, zahlt dem Halbleiterproduzenten zudem Lizenzgebühren und leistet eine Einmalzahlung unbekannter Höhe – wohl als Kompensation für die nicht beglichenen Lizenzgebühren der vergangenen beiden Jahre. Die Vereinbarung, die von den beiden US-Unternehmen in einer gemeinsamen Mitteilung kommuniziert wurde, beendet alle laufenden Verfahren im Zusammenhang mit dem Rechtsstreit – auch jene, die Qualcomm gegen Apple-Auftragsfertiger angestrengt hatte. Der Konzern aus Cupertino hat eine zunächst auf sechs Jahre angelegte Lizenzvereinbarung unterzeichnet, die rückwirkend ab dem 1. April 2019 gilt und eine Option für weitere zwei Jahre beinhaltet. Zudem wurde eine mehrjährige Vereinbarung für den Bezug von Qualcomms Mobilfunkchips unterzeichnet. Die Einigung erfolgte kurz nach Beginn des Hauptprozesses in Kalifornien, der erst am Montag eröffnet worden war. Kein 5G-Chip mehrDie Einigung zwischen Qualcomm und Apple hatte auch direkte Implikationen auf den Mobilfunkchipmarkt. Nur Stunden nach der Bekanntgabe teilte der weltgrößte Chipproduzent Intel mit, aus dem Geschäft mit Mobilfunkchips auszusteigen. “Es hat sich gezeigt, dass es im Geschäft mit Smartphone-Modems keinen erkennbaren Pfad zur Profitabilität und positiven Ergebnissen gibt”, erklärte Intel-CEO Bob Swan. Die zuletzt für 2020 angekündigten Mobilfunkchips der fünften Generation (5G) werden nun nicht mehr entwickelt. Allerdings werde man bestehende Kunden noch weiter mit 4G-Chips versorgen, versicherte er. Das erworbene Know-how im Bereich 5G hofft Intel anderweitig nutzen zu können – etwa im Internet der Dinge.Apple hatte aufgrund des Streits mit Qualcomm in den vergangenen beiden Jahren verstärkt auf Mobilfunkchips von Intel gesetzt, die aber in Tests nie die Leistungsparameter des US-Marktführers für Kommunikationschips erreicht hatten. Bei der neuen Mobilfunktechnologie 5G wurde Intel bereits mindestens ein Jahr Rückstand nachgesagt. Qualcomm bietet den Mobilfunkherstellern bereits 5G-Chips zum Kauf an, während Intel diese frühestens nächstes Jahr zur Marktreife hätte bringen können. Damit war der Rückstand nicht nur auf Qualcomm immens. Auch Huawei ist mindestens ein Jahr voraus. Der chinesische Technologiekonzern hat bereits im Januar einen 5G-Mobilfunkchip vorgestellt. In einem Interview mit US-Medien hatte sich Huawei-CEO Ren Zhengfei offen dafür gezeigt, Apple mit diesen oder Nachfolgemodellen zu beliefern. “Wir sind in dieser Hinsicht offen für Apple”, sagte er.Allerdings hätte eine solche Allianz in den Vereinigten Staaten – noch immer der wichtigste Absatzmarkt des iPhones – Apples über die Jahre aufgebaute Image als besonders datenschutzbewusst gefährdet. Die US-Behörden werfen Huawei Spionage vor und haben das Unternehmen deshalb als Zulieferer für den Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes ausgeschlossen. Auch sind Huaweis Smartphones, die in Europa rasant Marktanteile gewonnen haben, in den USA bei den Mobilfunkbetreibern praktisch nicht im Programm.Die Qualcomm-Aktie gewann am Mittwoch zeitweise 15 % an Wert. Die Intel-Aktie legte bis zum frühen Nachmittag knapp 4 % zu. Apple notierte leicht im Plus.