Interserve-Gläubiger erhalten Eigenkapital

Outsourcing-Dienstleister kämpft ums Überleben

Interserve-Gläubiger erhalten Eigenkapital

hip London – Gläubiger von Interserve müssen sich darauf einstellen, dass ein wesentlicher Teil der Schulden des britischen Outsourcing-Dienstleisters und Baukonzerns in Eigenkapital gewandelt wird. Die Aktie brach in London um mehr als die Hälfte ein. Wie die Gesellschaft mitteilt, soll Anfang kommenden Jahres ein weiterer Rettungsplan für das Unternehmen vorgestellt werden. Die per Ende 2018 auf bis zu 650 Mill. Pfund geschätzte Nettoverschuldung macht Interserve schwer zu schaffen. Im Januar war Carillion, die Nummer 2 der britischen Baubranche, unter ihrer Schuldenlast von 1,5 Mrd. Pfund kollabiert. Auch bei Carillion war zuvor auf einen Debt-to-Equity-Swap spekuliert worden. Zuletzt kündigte der Rivale Kier eine Bezugsrechtskapitalerhöhung an, nachdem die Gläubiger kein Entgegenkommen gezeigt hatten.”Wir machen gute Fortschritte mit unserem Plan für den Schuldenabbau, den wir Anfang 2019 vorstellen wollen”, sagte Interserve-CEO Debbie White. Der Plan sichere langfristig die Zukunft des Unternehmens und werde sowohl von den Gläubigern, die von Emerald Investments, dem Family Office von Alan McIntosh, geführt werden, als auch vom Cabinet Office unterstützt. Die öffentliche Hand ist einer der größten Auftraggeber von Interserve. Das Unternehmen hat sein Tätigkeitsspektrum weit über seine Anfänge in der Bauwirtschaft hinaus ausgeweitet. In England und Wales ist es der größte Anbieter von Bewährungshilfe-Dienstleistungen. Es überwacht für das Justizministerium 40 000 Straftäter. Im Londoner King George Hospital ist Interserve unter anderem für Entsorgung, Raumpflege und Sicherheit verantwortlich. Carillion betrieb fast 900 Schulen, hielt Gefängnisse instand und war der zweitgrößte Auftragsnehmer für die Wartung des Schienennetzes von Network Rail.Zwar sei die endgültige Form des Plans für den Schuldenabbau noch nicht fix, aber “er wird vermutlich die Umwandlung eines wesentlichen Teils der externen Verschuldung der Gruppe in neues Eigenkapital beinhalten, von dem ein Teil an bestehende Aktionäre sowie potenziell auch an andere Investoren verkauft werden könnte”, heißt es in einer Pflichtveröffentlichung von Interserve. Angestrebt wird eine Nettoverschuldung in Höhe des 1,5-fachen Ergebnisses vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda). “Wenn der Plan für den Schuldenabbau in dieser Form umgesetzt wird, könnte er zu einer deutlichen Verwässerung der derzeitigen Aktionäre von Interserve führen.” “Bewertung fast irrelevant”Er habe Schwierigkeiten, ein Szenario zu erkennen, in dem die ausstehenden Aktien noch viel, ja überhaupt noch etwas wert seien, schrieb Liberum-Analyst Joe Brent. “Angesichts der finanziellen Risiken ist die Bewertung fast irrelevant.” Es werde dem Unternehmen im derzeitigen Umfeld schwerfallen, neue Verträge zu erhalten oder Kreditversicherungen abzuschließen.Die Fundamentaldaten des Geschäfts seien weiterhin stark, sagte dagegen White. “Der Plan für den Schuldenabbau wird Interserve eine starke langfristige Kapitalstruktur verschaffen und ein solides Fundament liefern, auf dem sich der künftige Erfolg der Gruppe errichten lässt.”