Immobilien

Investoren lassen Wohnungsbau-Aktien links liegen

Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen ist 2022 ungeachtet rapider gestiegener Baupreise und Zinsen stabil geblieben. Doch der Ausblick sieht trübe aus. Die Aktienkurse von Helma und Instone deuten auf herausfordernde Zeiten hin.

Investoren lassen Wohnungsbau-Aktien links liegen

Investoren meiden Wohnungsbau-Aktien

Notierungen abgestürzt – Helma streicht überraschend Dividende – Gespräche über Refinanzierung – Instone spürt Kaufzurückhaltung

hek Frankfurt

Die Talfahrt des Wohnungsbaus hinterlässt ihre Spuren bei den börsennotierten Branchenunternehmen. Die Aktienkurse von Helma Eigenheimbau und Instone Real Estate sind abgestürzt. Zuletzt sorgte Helma mit der überraschenden Ankündigung, dass die Dividende ausfällt, für lange Gesichter. Der mit dem Geschäftsbericht veröffentlichte Ausschüttungsvorschlag von 0,40 Euro je Aktie ist nun Makulatur. Stattdessen hätten sich Vorstand und Aufsichtsrat entschlossen, die Dividende zu streichen.

Gespräche über Refinanzierung

Helma begründet den Schritt mit den „immensen makroökonomischen Herausforderungen, welche insbesondere durch den signifikanten Zinsanstieg sowie die anhaltend hohen Baukosten geprägt sind“. Zudem will das Unternehmen seine Finanzierung mit Blick auf die in diesem Jahr fälligen Finanzverbindlichkeiten stärken. Man arbeite an der Umsetzung von Refinanzierungsmaßnahmen und befinde sich in konstruktiven Gesprächen mit den finanzierenden Banken, heißt es vage in der Mitteilung.

Die Liquiditätsersparnis durch den vorgeschlagenen Dividendenausfall ist allerdings gering. Bei 4 Millionen Aktien beträgt sie lediglich 1,6 Mill. Euro, gemessen am zunächst angekündigten Ausschüttungsbetrag. Ende 2022 wies Helma 211 Mill. Euro Nettofinanzschulden aus – nahezu das Doppelte des Eigenkapitals. Die Finanzverbindlichkeiten stellten 47% der Bilanzsumme, das Eigenkapital 27,7%. Das kurzfristige Fremdkapital (Restlaufzeit unter ein Jahr) erhöhte sich im vergangenen Jahr um 36,2 Mill. auf 129,6 Mill. Euro. Der Anstieg geht im Wesentlichen auf 2023 fällige Schuldscheindarlehen zurück. Das kurzfristige Fremdkapital absorbierte 28,8% der Bilanz nach 20,7% ein Jahr zuvor.

Generalunternehmer pleite

Neben sprunghaft gestiegenen Zinsen und Baukosten muss Helma die Insolvenz von Natura-Holzbau verkraften, einem vormals wichtigen Generalunternehmer von Helma Ferienimmobilien. Somit kollabierte das Vorsteuerergebnis im Jahr 2022 von 27,3 Mill. Euro im Vorjahr auf 3,5 Mill. Euro.

An der Börse bringt die im Scale-Segment vertretene Aktie nur noch etwa 50 Mill. Euro auf die Waage. Seit Anfang 2022 ist die Marktkapitalisierung um 80% geschrumpft. Im Ausblick für 2023 hat Helma zuletzt ein positives Vorsteuerergebnis und mehr als 300 Mill. Euro Umsatz (2022: 302,5 Mill. Euro) in Aussicht gestellt. Allerdings liegt dieser Prognose die Annahme zugrunde, dass sich die Nachfrage im Jahresverlauf stetig verbessert, was derzeit unsicher ist.

Instone spürt Kaufzurückhaltung

Eine ähnliche Talfahrt wie die Helma- hat die Instone-Aktie hinter sich, die in den Sommermonaten 2021 noch oberhalb von 25 Euro notierte und nun bei 5,70 Euro angekommen ist. Die Nachfrageschwäche zeigt sich vor allem im Vermarktungsvolumen, das im ersten Quartal 2023 von 87,6 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum auf 52,7 Mill. Euro zurückging. Dabei profitierte Instone nach eigenen Angaben von einer institutionellen Transaktion bei sonst unveränderter Kaufzurückhaltung. Der bereinigte Umsatz legte 4% auf 123,5 Mill. Euro zu, was den Baufortschritt verkaufter Einheiten spiegele, und unter dem Strich stehen bereinigt 8,5 (9,3) Mill. Euro Quartalsgewinn.

Die stark gestiegenen Baukosten werden laut Instone durch frühzeitige Preisbindungen, Skalierung im Einkauf und hohe Wertschöpfungstiefe abgemildert. Allerdings hat sich der saisonal negative operative Cashflow im Startquartal auf minus 74,7 Mill. Euro verschlechtert. An der Jahresprognose hält Instone fest.

Baugenehmigungen schrumpfen

Deutschlandweit wird die Zahl der Wohnungsfertigstellungen nach Schätzung des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen im laufenden Jahr auf 240.000 und 2024 auf nur noch 200.000 sinken. Im vergangenen Jahr waren es 295.300 und damit 0,6% mehr als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag bekanntgab. BFW-Präsident Dirk Salewski warnt: „Der Blick in den Rückspiegel trügt. “ Die wirkliche Lage sehe man in den Zahlen für 2023 und 2024.

So gehen die Baugenehmigungen, ein wichtiger Vorlaufindikator für die Branche, seit sechs Monaten mit zweistelliger Rate zurück. Im März erreichte das Minus 29,6%, im Zeitraum Januar bis März waren es 25,7% weniger als im Vorjahreszeitraum.

Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr ungeachtet rapide gestiegener Baupreise und Zinsen stabil geblieben. Doch der Ausblick sieht trübe aus. Die Kurseinbußen der Wohnungsbaufirmen Helma Eigenheimbau und Instone Real Estate deuten auf herausfordernde Zeiten hin.

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