Investoren opponieren bei Henkel
Der Widerstand gegen die im Dax notierten stimmrechtslosen Vorzugsaktien von Henkel wächst. Auf der Hauptversammlung musste der Konzern einen Vorratsbeschluss für die Ausgabe neuer Anteilsscheine zurückziehen. Institutionelle Investoren hatten dem Konsumgüterproduzenten Druck gemacht.ak Düsseldorf – Henkel hat überraschend die Kapitalvorschläge auf der Hauptversammlung zurückgezogen. “Wir werden heute nicht über die Schaffung von neuem genehmigten Kapital abstimmen”, teilte Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah am Montag in Düsseldorf mit. In den vergangenen Wochen habe es zahlreiche Diskussionen mit Investoren gegeben. “Wir wollen zunächst die Gespräche mit unseren Aktionären fortsetzen”, sagte Bagel-Trah bei dem Aktionärstreffen.Henkel wollte sich die Ausgabe von knapp 43,8 Millionen neuen Vorzugsaktien genehmigen lassen. Das entspricht 10 % des gesamten Grundkapitals des Klebstoff- und Konsumgüterkonzerns. Ein Vorratsbeschluss für neue Stammaktien war nicht geplant. Daran entzündet sich nach Angaben eines Unternehmenssprechers die Kritik institutioneller Investoren, die sich grundsätzlich gegen die Existenz zweier verschiedener Aktiengattungen richte.Der Stimmrechtsberater ISS hatte sich im Vorfeld der Hauptversammlung gegen den entsprechenden Tagesordnungspunkt 10 ausgesprochen. “Die Henkel-Familie würde ihr ökonomisches Exposure verringern können, aber ihre Stimmrechte erhalten”, kritisierte ISS. Eine Zementierung des Zwei-Klassen-Systems mit der potenziellen Ausweitung der Vorzugsaktien wäre nicht im Interesse der Minderheitsaktionäre, schrieb ISS.Der andere große Stimmrechtsberater Glass Lewis hatte trotz grundsätzlicher Kritik an einer Aktiengattung ohne Stimmrecht empfohlen, den ursprünglichen Vorschlag der Verwaltung anzunehmen. Zeit bis nächstes JahrDer existierende Vorratsbeschluss für die Schaffung neuer Aktien reicht noch bis April kommenden Jahres. Somit könne Henkel auch noch im kommenden Jahr neues genehmigtes Kapital beantragen, ohne Flexibilität zu verlieren, betonte Bagel-Trah. Der Schaffung von genehmigtem Kapital mit neuen Vorzugsaktien müssen auch die Vorzugsaktionäre zustimmen.Auch von Seiten der Kleinaktionäre sah sich Henkel mehr Kritik ausgesetzt als in den Vorjahren. Der Persil- und Pritt-Hersteller hatte 2018 eine seiner seltenen Gewinnwarnungen herausgegeben. Vor allem im Markenartikelgeschäft in den USA hatten Henkel teilweise hausgemachte Probleme beschäftigt. Auch das Haarpflegegeschäft läuft nicht so wie gewünscht. Im Januar 2019 hatte der Konzern dann einräumen müssen, auch das gekürzte Ergebnisziel verfehlt zu haben. “Sand im Getriebe”Zudem werde aufgrund erhöhter Investitionen vor allem ins Marketing die operative Marge in diesem Jahr erstmals seit vielen Jahren sinken. “Es ist nicht mehr alles Gold, was glänzt bei Henkel”, kommentierte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz und attestierte Henkel vor etwa 1400 anwesenden Aktionären “Sand im Getriebe”.Andere Anteilseigner beklagten, dass der Vorstand recht vage bleibe, wie und wann sich die angekündigten zusätzlichen 300 Mill. Euro jährlich an Investitionen denn auszahlen sollen. Auch an den bereinigten Ergebniskennziffern, die der Vorstand in den Mittelpunkt seiner Kommunikation stellt und die zuletzt stark von den nominalen Zahlen abwichen, übten die Aktionäre Kritik. “Wir wollen die Vergleichbarkeit im Zeitablauf erleichtern”, begründete Finanzvorstand Carsten Knobel die Bereinigung von Kennzahlen.Allerdings hat Henkel selbst die Vergleichbarkeit erschwert, indem der Konzern die traditionelle Prognose des bereinigten Ergebnisses je Aktie kürzlich umgestellt hat. Künftig wird es auf Basis konstanter Wechselkurse vorhergesagt – was im zurückliegenden Geschäftsjahr wegen hoher negativer Währungseffekte einen großen Unterschied ausgemacht hat.Die Präsenz auf der Hauptversammlung betrug 80,1 % des gesamten Grundkapitals. Alle Vorschläge der Verwaltung wurden nach dem Rückzug des Kapitalantrags mit über 98 % angenommen.—– Wertberichtigt Seite 8