Ionity kommt mit Ladeinfrastruktur voran
igo Stuttgart – In der Strategiediskussion der deutschen Autoindustrie zum Thema E-Mobilität spielte der Ausbau der Ladeinfrastruktur eine Hauptrolle. Er müsse zügiger vorangehen und daher stärker gefördert werden, ist sich die Branche einig. Das Gemeinschaftsunternehmen Ionity soll bis Ende kommenden Jahres 400 Schnellladestationen mit einer Leistung von bis zu 350 Kilowatt entlang der europäischen Hauptverkehrsachsen aufbauen. BMW, Daimler, Ford sowie Audi und Porsche haben Ionity Ende 2017 gegründet.CEO Michael Hajesch schließt sich der Forderung seiner Shareholder an. “Fördermittel sind ein Instrument, um politische Ziele umzusetzen. Und nachhaltiger ökologischer Verkehr ist ein politisches Ziel”, sagte er am Mittwochabend vor Journalisten. Die Bundesregierung stellt bis 2022 insgesamt 300 Mill. Euro für den Ausbau der Ladeinfrastruktur zur Verfügung. Auch Ionity habe sich dafür beworben und sei zudem Teil eines europäischen Förderprojekts.Hajeschs Ausführungen zeigen, wie komplex der Aufbau einer Infrastruktur für einen Markt ist, der gerade erst entsteht. Seit der Gründung baut das auf 55 Personen gewachsene Team ein europäisches Netzwerk aus Baufirmen, Ladesäulenlieferanten, Flächenbesitzern und Stromlieferanten auf. In allen 23 Zielländern gebe es unterschiedliche Regeln, so Hajesch. Die Zeit zwischen Antragstellung und Genehmigung reiche von einem Monat bis zu einem Jahr.Beim Bau seien unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten eine Herausforderung. Bei den Energielieferanten suche Ionity Anbieter, die ausschließlich nachhaltigen Strom erzeugten. “Diese Just-in-time-Koordination über mehrere Lieferanten und Partner in ganz Europa ist schon eine Herausforderung”, so Hajesch. Nun sei die Logistik stabil und es gelte, “die Schlagzahl zu erhöhen”.”Wir werden nächstes Jahr fertig”, ist Hajesch bezüglich der Ausbauziele überzeugt. Derzeit seien 65 Stationen mit durchschnittlich sechs Ladepunkten in Betrieb und 52 weitere in Bau. In den nächsten Wochen soll der Bau an 20 bis 30 weiteren Stationen starten, vor allem in Südeuropa. Für 95 % aller geplanten Stationen seien die Verträge mit Tankstellenpartnern und sonstigen Grundstücksbesitzern abgeschlossen.Wie es für Ionity nach 2020 weitergeht, ist offen. “Die Expansionspläne werden gerade in aller Ruhe vorbereitet”, so Hajesch. Sie hingen auch davon ab, wie sich E-Mobilität durchsetze und ob künftig beispielsweise eher mehr Ladeorte in Städten benötigt würden. Dort würden die meisten Kilometer gefahren, was die Umsatzchancen erhöhe.Zu den Investitionen der Eigner in das Unternehmen äußerte sich Hajesch nicht. Dass der Wettbewerb beim Aufbau von Ladeinfrastruktur zunehme, wertet er als gutes Zeichen. Ölkonzerne wie Shell, Energieversorger, aber auch Konzerne wie ABB steigen langsam in das Geschäft ein. Das zeige, dass sie daran glaubten, damit Geld verdienen zu können, so Hajesch. Dass mit Shell und ABB zwei Partner – Ionity baut auf Shell-Standorten Ladepunkte und bezieht Ladesäulen auch von ABB – zu Wettbewerbern werden, störe ihn dabei nicht. Er sieht Ionity durch den frühen Einstieg gut positioniert.