Börsengänge

IPO-Vorbereitungen im Gange

Die beiden Co-Heads der Citigroup im Investmentbanking in Deutschland, Holger Knittel und Christian Schwab, sehen "drei oder vier IPOs in der Pipeline für September/Oktober". Im M&A-Geschäft könnte die Flaute ebenfalls in der zweiten Jahreshälfte enden.

IPO-Vorbereitungen im Gange

IPO-Vorbereitungen im Gange

Citigroup erhofft “drei oder vier” Debüts – Triton macht Renk bereit

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Angesichts der allgemeinen Flaute bei Börsengängen und M&A setzen die Investmentbanker der Citigroup ihre Hoffnungen auf die zweite Hälfte des Jahres. Die beiden Co-Heads im Deutschlandgeschäft, Holger Knittel und Christian Schwab, sehen “drei oder vier IPOs in der Pipeline für September/Oktober”, wie sie am Mittwoch in Frankfurt erklärten. “Dabei legen die Investoren inzwischen weniger Wert auf schnelles Umsatzwachstum als auf schon heute bestehende Profitabilität. Wer auf die Zukunft vertröstet, hat es zumindest an der Börse derzeit schwer”, warnt Knittel mit Blick auf die veränderten Prioritäten. “Fondsmanager werden heute nach früheren IPOs gefragt: Warum hast Du denn da investiert? Sie werden das gefragt, weil es oft nicht gut gegangen ist.”

So ist der Kurs des norwegischen Unternehmens Seacrest Petroleo Bermuda seit dem IPO im Februar um 21% gefallen. Der britische Zahlungsdienstleister CAB Payments verlor nach dem Debüt im Juli 15%. Und die United-Internet-Webhosting-Tochter Ionos büßte seit dem Börsengang im Februar sogar 25% ein.

Allerdings haben die Citigroup-Banker gerade ein IPO begleitet, von dem gehofft wird, dass es die Funktion als Eisbrecher übernehmen könnte, obwohl es ein Sonderfall war. Der Kurs der Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera hat seit der Erstnotiz zum Ausgabepreis von 20 Euro um 15% auf 23 Euro zugelegt. Citigroup begleitet zudem zusammen mit Deutscher Bank und J.P. Morgan auch den für September oder Oktober angepeilten Börsengang des Panzergetriebeherstellers Renk. Noch ist offiziell nicht entschieden, ob das “Dual Track”-Verfahren am Ende in ein IPO oder in einen Verkauf mündet. Doch aus Finanzkreisen wird bestätigt, dass der Renk-Eigentümer Triton die IPO-Vorbereitungen vorantreibt. Der Finanzinvestor reicht dazu dieser Tage eine erste Version des Prospekts bei der Finanzaufsicht BaFin ein. Für einen Börsengang spricht im Vergleich zum Verkauf auch, dass die Bundesregierung mit Renk strategische Interessen verbinden könnte. Der Verkauf an einen einzelnen ausländischen Strategen oder Finanzinvestor wäre deshalb vermutlich weniger gern gesehen.

Als weitere Kandidaten für einen Börsengang im Herbst oder zum Jahresende gelten neben Renk auch der Medikamentenspritzenhersteller Schott Pharma, die Springer-Stellenbörse Stepstone, der Fernbusdienstleister Flix und die Partnervermittlungsbörse Parship. “Der Volatilitätsindex Vix, das Angstbarometer, liegt auf einem niedrigen Stand. Die Aktienkurse im Dax sind hoch. Beides spricht für weitere Börsengänge”, sagt Knittel.

Auch für Fusionen und Übernahmen sehen die beiden Investmentbanker der Citigroup in der zweiten Jahreshälfte Licht am Ende des Tunnels. “Der M&A-Markt wird sich voraussichtlich in kurzer Frist erholen”, erwartet Schwab. “Aus der Makro-Sicht ist das Glas jetzt halb voll, nachdem es vor einem halben Jahr noch halb leer war. Die Unsicherheit über die Entwicklung der Kapitalkosten ist jetzt besser greifbar geworden.”

In der ersten Hälfte des Jahres 2023 ist das M&A-Volumen in Europa von 770 Mrd. Dollar im gleichen Vorjahreszeitraum um rund 40% auf 452 Mrd. Dollar geschrumpft. In Deutschland sank es von 74 Mrd. auf 70 Mrd. Dollar. Größter einzelner Deal hierzulande war der Verkauf der dominierenden Heizungssparte des Familienunternehmens Viessmann an den Wärmepumpen-Wettbewerber Global Carrier aus den USA für 13 Mrd. Dollar.

Vor allem eines macht die Citigroup-Investmentbanker zuversichtlich, dass das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen in der zweiten Jahreshälfte wieder anzieht: “Es werden zahlreiche Deals vorbereitet. Es werden Mandate vergeben. Und bei den Private-Equity-Fonds steigt der Anlagedruck, weil sie so viel noch uninvestiertes Kapital haben”, fasst Knittel zusammen.