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JD.com streckt Fühler nach Ceconomy aus

Die chinesische JD.com lotet einen Einstieg beim Händler für Unterhaltungselektronik Ceconomy aus. Großaktionär Haniel ist nach einem Magazinbericht verkaufswillig.

JD.com streckt Fühler nach Ceconomy aus

JD.com streckt Fühler nach Ceconomy aus

Spekulation verhilft zu stattlichem Kurssprung – Haniel verkaufswillig

ab Düsseldorf

In dem Bestreben, auch in Europa Fuß zu fassen, liebäugelt der chinesische Onlinehändler JD.com mit der Übernahme von Ceconomy, der Obergesellschaft der Handelsketten Media Markt und Saturn. Gespräche führt der Handelsriese aus dem Reich der Mitte dabei mit einigen Altgesellschaftern, wie das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Insider schreibt.

Wenngleich ein Deal noch weit entfernt scheint, hat der Bericht dem seit langem darbenden Aktienkurs von Ceconomy auf die Sprünge geholfen. Mit einem Kurszuwachs über 16% avancierte der Titel am Mittwoch zum Tagesgewinner im SDax.

Freenet nicht angesprochen

Laut dem Magazin spricht JD.com mit dem Duisburger Traditionskonzern Haniel, der mit einem Aktienpaket von 16,7% der zweitgrößte Einzelaktionär ist. Daneben werde aber auch mit der Beisheim Holding und der Meridian Stiftung der Familie Schmidt-Ruthenbeck verhandelt. Die drei Altaktionäre bringen es zusammen auf einen Anteil von knapp 33%. Würde man handelseinig, wäre JD.com zu einem Übernahmeangebot an die restlichen Aktionäre verpflichtet. Doch so weit sind die Beteiligten noch nicht.

Ein weiterer Großaktionär ist der Mobilfunkanbieter Freenet (6,7%), bei dem die Chinesen bislang jedoch nicht angeklopft haben sollen. Größter Einzelaktionär mit knapp 30% ist Convergenta, die Vermögensverwaltungsgesellschaft der Familie Kellerhals. Zur Bereinigung der Gesellschafterstruktur hatte Covergenta ihre direkte Beteiligung an der Media-Saturn-Holding im vorigen Jahr in einer komplexen Transaktion in eine direkte Beteiligung an der Obergesellschaft getauscht.

Die drei Altaktionäre, mit denen JD.com angeblich verhandelt, verbindet eine lange Historie. Sie hatten Mitte der 1960er Jahre den Handelskonzern Metro gegründet und ihre Stimmrechte gepoolt. Als sich Metro 2017 in den Großhandelskonzern und Ceconomy aufgespaltete, erhielten die Altaktionäre an beiden Gesellschaften ihrem Metro-Anteil entsprechend Aktien.

Haniel, die ihre Bande zu den übrigen Großaktionären 2014 endgültig gekappt hatte, verkaufte ihre Beteiligung am Großhändler Metro schrittweise an den tschechischen Investor Daniel Kretinsky. An der Beteiligung an Ceconomy wurde dagegen festgehalten, sah der Familienkonzern darin doch ein Zukunftsgeschäft.

Satte Werteinbußen

Die Realität sah gleichwohl anders aus. Seit Jahr und Tag bringt es Ceconomy auf keinen grünen Zweig. Für das im September abgelaufene Geschäftsjahr hatte der Elektronikfachhändler kürzlich Eckdaten – Umsatz von gut 22 Mrd. Euro und bereinigtes operatives Ergebnis von 240 Mill. Euro – gemeldet. Nach neun Monaten war vor Zinsen und Steuern ein Verlust von 9 Mill. Euro aufgelaufen.

War die Aktie zum Zeitpunkt der Aufspaltung 9,58 Euro wert, sind es heute nur noch 2,38 Euro. Dennoch soll zumindest Haniel verkaufswillig sein.

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