Jetzt geht's dem nächsten Finanzinvestor um die Wurst
wb Frankfurt – Nicht nur die Zitrone lässt sich mehrfach auspressen. Auch Wurstpellen. Mit der US-Beteiligungsgesellschaft Clayton Dubilier & Rice (CD & R) kommt bei Kalle, der einstigen Tochter des untergangenen Chemie- und Pharmakonzerns Hoechst, nun die vierte Beteiligungsgesellschaft zum Zuge.CD & R, die üblichweise größere Tickets schreibt, zahlt 450 Mill. bis 500 Mill. Euro für das Unternehmen aus Wiesbaden. Damit wird etwa das mehr als Achtfache des für 2016 erwarteten Ergebnisses vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 55 Mill. Euro berappt. Verkäufer ist Silverfleet, die sich Kalle 2009 in dem damals hierzulande größten Buy-out nach der Lehman-Pleite zugelegt hatte. Silverfleet hat damit das eingesetzte Kapital mit dem Faktor 3,5 gemehrt, wie mitgeteilt wird. Seit dem Einstieg von Silverfleet habe sich das Investment im Schnitt mit 22,5 % per annum verzinst. Der Finanzinvestor hatte damals inklusive Schulden für 213 Mill. Euro zugeschlagen.CD & R, die in stabile, zyklusresistente Geschäfte investiert, hatte vor zwei Jahren hierzulande den Verpackungshersteller Mauser aus Brühl bei Köln für 1,2 Mrd. Euro erworben und bereitet dessen Börsengang in New York vor. Kalle passt insofern in das Portfolio, als das Unternehmen als solid, stabil und insofern langweilig gilt, da es in einem lediglich langsam wachsenden und weitgehend verteilten Markt tätig ist. Silverfleet hatte in einer schwierigen Marktphase investiert und kann daher ihren Fondsinvestoren – alles eine Frage des Timings – eine stolze Rendite präsentieren.Kalle produziert Kunstdarm für Verarbeiter von Schweine-, Rind- und Geflügelfleisch und für Hersteller vegetarischer Proteinerzeugnisse. Das in neun Ländern operierende Unternehmen setzte 2015 mit Kunden in 100 Ländern 281 Mill. Euro um und produzierte über 850 Millionen Meter Kunstdarm. Das Unternehmen gilt als zweitgrößter Hersteller von Polymerhüllen und Weltmarktführer für spezielle Wursthüllen, die zeitaufwendige Schritte im Produktionsprozess von Wurst überflüssig machen, wie es heißt.CD & R-Partner Vindi Banga, ehemaliger Vorstand von Unilever, wird den Aufsichtsratsvorsitz von Kalle übernehmen, sobald die Transaktion voraussichtlich zur Jahresmitte abgeschlossen ist. CD & R lässt sich von der Investmentbank William Blair beraten. Bank of Ireland, die auch 2009 als Arrangeur der Fremdfinanzierung eingeschaltet war, ING, Unicredit, BNP Paribas, HSBC, Société Générale, Crédit Agricole, Sumitomo Mitsui Banking und Oaktree stellen die Fremdfinanzierung für die Transaktion. Freshfields Bruckhaus Deringer und Debevoise & Plimpton agieren als Rechtsberater. Für Silverfleet sind Rothschild und rechtlich Kirkland & Ellis tätig.Die 1978 gegründete Clayton, Dubilier & Rice investiert in europäische und amerikanische Unternehmen. Bisher wurden 21 Mrd. Dollar in 66 Unternehmen gesteckt, was einen gesamten Transaktionswert von rund 100 Mrd. Dollar bedeutet. Dazu gehören in der Lebensmittelbranche Alliant Foodservice, Brakes und US Foods. CD & R akquirierte 2004 von Merck in Darmstadt das Laborunternehmen VWR für 1,65 Mrd. Dollar (davon 420 Mill. Dollar Equity). Das Unternehmen wurde 2007 für 3,8 Mrd. Dollar an den Finanzinvestor Madison Dearborn verkauft. CVC, Montagu, SilverfleetFünf Jahre nach ihrem Einstieg 2004 hatte Montagu Kalle an Silverfleet für 212,5 Mill. Euro weiter gereicht. Hoechst hatte Kalle 1997 an CVC verkauft. In den 19 Jahren wurde der Umsatz verdoppelt. Seit der Übernahme hat Silverfleet nach eigenen Angaben die Internationalisierung vorangetrieben. 2010 wurde der US-Netzfabrikant Jif-Pak akquiriert. Geführt wird Kalle seit zwei Jahren von Carsten Heldmann, der zuvor für den in London gelisteten Vliesstoffhersteller Fiberweb tätig war und von 1995 bis 2005 für Hoechst sowie die Nachfolgeunternehmen Clariant und Celanese arbeitete.