Kampf um Portugals Wasserkraft

Verbund, Iberdrola und Statkraft bieten um die Wette für Kraftwerke von EDP im Wert von 2 Mrd. Euro

Kampf um Portugals Wasserkraft

Portugals Energiekonzern EDP verkauft Wasserkraftwerke im Milliardenwert. Die Portugiesen erfüllen damit einen Teil der Forderungen des US-Hedgefonds Elliott. Der Portfolioumbau ist das Alternativprogramm zur gescheiterten Komplettübernahme durch den chinesischen Großaktionär China Three Gorges.cru Frankfurt – Nach dem Scheitern der Komplettübernahme durch den chinesischen Großaktionär China Three Gorges (CTG) trifft Portugals Energiekonzern EDP (Energias de Portugal) auf wachsendes Interesse der Bieter an den Wasserkraftwerken des Konzerns im Milliardenwert. Auch Österreichs staatlicher Stromkonzern Verbund plant eine Offerte. “Wir stehen auf der Shortlist”, bestätigte eine Verbund-Sprecherin.Der Energiekonzern aus Wien, der mit 127 Wasserkraftwerken in Österreich und Bayern zu Europas größten Erzeugern von Strom aus Wasserkraft zählt, ist laut Nachrichtenagentur Reuters neben Spaniens Iberdrola und Norwegens Statkraft im Rennen um die portugiesischen Anlagen in der engeren Wahl. Interesse gibt es auch von anderen Energieversorgern, darunter Enel, Engie oder die Investmentgesellschaften Macquarie und Brookfield. Der Wert der EDP-Wasserkraftwerke wird auf 2 Mrd. Euro geschätzt.Der Wasserkraft-Deal ist Teil eines größeren Umbaus von EDP, bei dem die Portugiesen etliche Unternehmensteile verkaufen wollen, um ihren Schuldenberg von fast 14 Mrd. Euro abzubauen und stärker in erneuerbare Energien zu investieren. Für den Wasserkraft-Deal hat EDP die Investmentbank UBS engagiert, die übrigen Verkäufe betreut federführend Morgan Stanley. Verbindliche Angebote sollen bis Ende September vorgelegt werden. Die Verhandlungen könnten sich jedoch bis Oktober hinziehen.Die Neuordnung des EDP-Portfolios ist das Alternativprogramm zur Übernahme durch den staatlichen chinesischen Energieversorger China Three Gorges. Portugals Regierung hätte zwar keine Einwände gegen die Chinesen gehabt. Wegen des Streits zwischen China und den USA stand der Deal jedoch unter besonderer Beobachtung der Strategen von Donald Trump. Elliott mit im SpielVermutlich auch deshalb hatte sich der für seine rüden Methoden berüchtigte US-Hedgefonds Elliott für eine Übernahme von EDP durch China Three Gorges starkgemacht (vgl. BZ vom 15. Februar). Das Kernargument der Amerikaner: Im Falle der Übernahme von EDP durch die Chinesen hätten die Portugiesen ihr US-Geschäft mit erneuerbaren Energien – mit 17% Ebitda-Anteil die Ertragsperle des Konzerns – verkaufen müssen, weil die US-Behörden es nicht zugelassen hätten, dass ein chinesischer Konzern Zugriff auf den Energiesektor in den USA erhält.Die Chinesen halten 23 % der Anteile an EDP, nachdem sie im Mai 2018 mit ihrer 9 Mrd. Euro schweren Offerte für die übrigen 77 % abgeblitzt waren. Elliott hält knapp 3 % der Anteile. An der Börse liegt der Wert von EDP aktuell bei 12,8 Mrd. Euro. Der Unternehmenswert kommt samt Nettofinanzschulden von 14,6 Mrd. auf 27,4 Mrd. Euro.Elliott befürwortet als Alternative zur Übernahme durch die Chinesen den Verkauf von Assets. Vorgeschlagen wurde von den Amerikanern der Verkauf der Brasilientochter EDP Brasil sowie die Veräußerung von 49 % des iberischen Vertriebsgeschäfts und der Stromerzeugung im Heimatmarkt. Für Brasilien rechnet der Hedgefonds mit 2,3 Mrd. Euro, für die Netze mit 3,6 Mrd. und für die Erzeugung mit 1,7 Mrd. Euro. Damit könne sich EDP entschulden, 3,5 Mrd. Euro für Investments in Erneuerbare freisetzen und einen Aktienrückkauf für 1,2 Mrd. Euro starten.Auch der Bieterwettkampf um die auf erneuerbare Energien spezialisierte EDP-Tochter Renováveis – immerhin der viertgrößte Windparkbetreiber auf dem Globus – wird womöglich neu aufgemischt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, hatte der französische Energieriese Engie im Juni eine Offerte von mehr als 7 Mrd. Euro für das Unternehmen erwogen. Renováveis gehört zu 83 % EDP.Auch die Tochter wird vom EDP-Großaktionär China Three Gorges umworben. Die Chinesen hatten im Mai 2018 neben ihrer Offerte für den gesamten EDP-Konzern auch für Renováveis geboten. Mit beiden Offerten, die für zu niedrig befunden wurden, waren sie abgeblitzt.Außer den Chinesen und Engie sind auch andere Unternehmen an Renováveis interessiert. Potenzielle Bieter richten sich darauf ein, dass China Three Gorges im Falle einer erfolgreichen Übernahme Unternehmensteile verkauft, um das Ja der Regulierungsbehörden zu bekommen. Auch Engie sei eigentlich nur an den US-Standorten interessiert. Deshalb könnten sich die Franzosen womöglich auch mit den Chinesen verbünden und diesen Unternehmensteile abkaufen, um grünes Licht aus den USA zu erhalten.