Kartellverfahren

Kartellwächter untersuchen Behinderung von 1&1 durch Vantage Towers

Das Bundeskartellamt ermittelt gegen Vodafone und die Funkturmtochter Vantage Towers, ob sie den Netzausbau von 1&1 behindert haben.

Kartellwächter untersuchen Behinderung von 1&1 durch Vantage Towers

Kartellamt springt 1&1 bei

Behörde prüft Behinderung des Mobilfunkanbieters durch Vodafone und Vantage Towers

hei Frankfurt

Nach einer vorausgegangenen Beschwerde von 1&1 nimmt das Bundeskartellamt offiziell Ermittlungen über eine mögliche Behinderung der United-Internet-Tochter beim Aufbau ihres 5G-Mobilfunknetzes auf. Der Mobilfunkanbieter, der bisher weitgehend das Netz von Telefónica Deutschland für seine Services nutzt, hatte die Vodafone-Tochter Vantage Towers als Hauptlieferant für die Antennenstandorte seines Netzes ausgewählt. Diese war ihren vertraglichen Verpflichtungen wiederholt nicht nachgekommen. 1&1 droht insbesondere wegen der Verfehlung der Ausbauauflagen, die unter anderem die Bereitstellung von 1.000 Standorten bis Ende 2022 vorsahen, eine saftige Geldbuße der Bundesnetzagentur (BNetzA).

Die Aktie von 1&1, die ihren Wert binnen Jahresfrist praktisch halbiert hat, kletterte vor dem Wochenende um knapp 3% auf 10,48 Euro, notiert damit allerdings immer noch unweit ihres 52-Wochen-Tiefs von 10,22 Euro. United-Internet-Titel legten um fast 4% zu. Die Kartellwächter prüfen, ob Vodafone, der 82% an der – noch – börsennotierten Tochter Vantage gehören, und der Mobilfunkturmbetreiber selbst „1&1 bei der Mitnutzungsmöglichkeit von Funkturmmasten behindert und damit eventuell gegen deutsche und europäische Kartellrechtsvorschriften verstoßen haben“, teilte die Behörde mit. Es gehe hier darum, dass marktmächtige Unternehmen den Newcomer nicht „unbillig“ behindern dürften, erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. „Wir werden uns insofern genau ansehen, ob es gute Gründe für eine Verzögerung bei der Bereitstellung von Antennenstandorten für 1&1 gibt“, betonte er.

Dem Vernehmen nach hatte die BNetzA, die den Ausbaufortschritt bei allen Mobilfunklizenznehmern überwacht, durchblicken lassen, dass sie es begrüßen würde, wenn das Kartellamt der Beschwerde von 1&1 nachgeht. Denn die ebenfalls in Bonn ansässige Behörde macht ihre Entscheidung über die Höhe eines Bußgelds auch davon abhängig, inwiefern festzustellen ist, dass 1&1 die Verzögerung beim Ausbau selbst zu vertreten hat.

Die etablierten Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland hatten von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, dass sie den Eintritt eines vierten Wettbewerbers in den deutschen Markt als unerwünscht betrachten. Schließlich hatte Telefónica Deutschland erst in zähen Verhandlungen den Konkurrenten E-Plus geschluckt, um den Markt zu konsolidieren und eine aus Anbietersicht „gesunde“ Wettbewerbs- und Preisstruktur zu erreichen. Vodafone, die als deutsche Landesgesellschaft das Schwergewicht im Konzern darstellt, steckt hierzulande seit längerem in einer Wachstums- und Ertragskrise, die den langjährigen Deutschlandchef Hannes Ametsreiter den Job gekostet hat. Sein Nachfolger Philippe Rogge stemmt sich mühsam gegen Marktanteilsverluste und Umsatzrückgang und kann dabei auf einen neuen Wettbewerber absehbar gut verzichten.

Wie lange die Ermittlungen dauern und mit welchen Konsequenzen Vodafone und Vantage Towers rechnen müssten, falls das Kartellamt zu dem Schluss kommt, dass die Beschwerde von 1&1 gerechtfertigt ist, wollte ein Sprecher auf Anfrage nicht sagen. Er ließ jedoch durchblicken, dass sich die Wettbewerbshüter ein umfassendes Bild darüber machen werden, warum es nicht möglich war, 1&1 Antennenstandorte anzubieten, insbesondere als Co-Location auf bereits bestehenden Funktürmen. Das Unternehmen selbst wird sich zumindest von der BNetzA die Frage gefallen lassen müssen, warum die eklatante Fehlleistung von Vantage Towers erst relativ spät adressiert wurde.

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