Kaufrausch auf Rezept

Bristol-Myers fällt bei Investoren durch - Synergien verfangen nicht - Größte Deals der Pharma geplatzt

Kaufrausch auf Rezept

wb Frankfurt – Übernahmen sind gerade in der Pharma alles andere als ein Allheilmittel. Vielmehr sind sie ein Zeichen, dass es um die eigene Gesundheit nicht zum Besten steht. Und nicht jedes M & A-Rezept schlägt an: Dafür stehen die gescheiterten Versuche in der Industrie, die um große Medikamente wettet.In der Hitliste der größten Pharmaübernahmen dürfte Bristol-Myers Squibb mit der Akquisition von Celgene für mehr als 90 Mrd. Dollar ganz oben stehen. Je nach Datenbasis wäre es mit 94 Mrd. Dollar inklusive Schulden der größte Deal bisher überhaupt oder die Nummer 2 – je nachdem, ob die Akquisition von Warner-Lambert durch Pfizer vor 20 Jahren mit 122,8 Mrd., 118,8 Mrd. oder 88,8 Mrd. Dollar angesetzt wird. Größer allerdings sind zwei gescheiterte Versuche gewesen: So versuchte Pfizer 2015 für 160 Mrd. Dollar Allergan zu schlucken; im Jahr zuvor war AstraZeneca mit drei Offerten ins Visier des US-Konzerns geraten, der für die Briten am Schluss mit 130 Mrd. Dollar ins Rennen ging. Gescheitert war Teva 2015 mit der Attacke auf Mylan im Volumen von 42 Mrd. Dollar und im gleichen Jahr Mylan selbst mit dem Versuch, sich Perrigo für 27 Mrd. einzuverleiben.Fusionen und Übernahmen, bei denen Synergieeffekte beziffert werden, erzielen eine Überrendite bei Bekanntgabe, haben die Berater von Boston Consulting herausgefunden. Bristol-Myers hielt sich daran und bezifferte die Einsparungen auf 2,5 Mrd. Dollar – doch der Kurs rutschte ab. Eher mag man den Strategieberatern abnehmen, dass mehr als die Hälfte aller Käufe Wert vernichten.Von der angekündigten Prämie von mehr als 50 % für Celgene blieben nach Veröffentlichung des Deals nur 18 % übrig, fiel doch die Aktie der Bieterin um 14 % – womit 12 Mrd. Dollar an Marktkapitalisierung verdampften – und kletterte der Kurs der Zielgesellschaft um 21 %. Offeriert werden sollen eine Bristol-Myers-Aktie plus 50 Dollar in bar. So wurden aus den 102,43 Dollar am Tag zuvor 95,12 Dollar; und Celgene blieben mit 80,43 Dollar deutlich unter dem Angebot, das unter dem im Oktober 2017 erreichten Hoch von 146 Dollar liegt. Doch Investoren schauen nun mal nicht auf frühere Kurse, sondern auf die Produktpipeline und den künftigen Cash-flow. Am Freitag legte die Bristol-Myers-Aktie um 4,5 % auf gut 47 Dollar zu, Celgene um 6,4 % auf 85,50 Dollar – macht eine Prämie von 13 %.Löst der aktuelle Deal Nachahmerfälle aus? Schon vor Jahresfrist wurde nach den ersten Januarwochen voller Ankündigungen, angeführt von Sanofi mit zwei Übernahmen über 20 Mrd. und Celgene mit 9 Mrd. Dollar für Juno, über eine neue Welle spekuliert. Immerhin kam dann mit Takeda aus Japan, die sich Shire für 76,9 Mrd. Dollar sicherte, ein Blockbuster.Die Konzerne suchen vor allem Blockbuster-Krebsmedikamente, doch der Druck auf der Kostenseite ist groß. Denn die Unternehmen haben selbst mit enormen Preiserhöhungen in den USA das Rad überdreht und sind vor allem damit beschäftigt, Konkurrenz zu blockieren. Dies könnte dazu führen, dass sie ihre Wetten über die Diversifizierung verbreitern – und so doch wieder für M & A sorgen.