Torqeedo wird verkauft

Kehrtwende bei Deutz

Der Hersteller von E-Bootsmotoren Torqeedo galt als Hoffnungsträger und Keimzelle für alternative Antriebe bei Deutz. Doch jetzt ist der Traum aus. Die Tochter soll verkauft werden.

Kehrtwende bei Deutz

Deutz will einstigen Hoffnungsträger loswerden

E-Motoren-Bauer Torqeedo steht zum Verkauf

ak Köln

Der Motorenbauer Deutz will sich von seiner Tochter Torqeedo trennen. Der Konzern hatte den Hersteller und Weltmarktführer elektrischer Bootsmotoren erst vor wenigen Jahren übernommen und den Zukauf damals als Kern für eine E-Strategie herausgestellt. Doch zuletzt liefen die Geschäfte gar nicht mehr gut: Im abgelaufenen dritten Quartal halbierte sich Zahl der verkauften Bootsmotoren fast. Deutz-Chef Sebastian Schulte führte das in einer Telefonkonferenz am Mittwoch auch auf die Pandemie zurück, in der Freizeitgüter wie Campingmobile, aber auch Boote sehr gefragt waren, die Kunden jetzt aber eine gewisse Zurückhaltung zeigten. Fakt ist aber auch, dass Deutz in juristischen Auseinandersetzungen mit Kunden steckt, weil eine neuere Baureihe der Torqeedo-Motoren sich als sehr störanfällig erwiesen hat, wie das "Manager Magazin" kürzlich berichtet hatte.

Schulte wollte jedoch von einem Notverkauf nichts wissen. Deutz befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen mit mehreren Interessenten. Der Abschluss werde für das kommende Jahr erwartet. "Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass wir einen Verkaufserlös erzielen, der zu einer Abschreibung führt", betonte der Deutz-Chef am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Der SDax-Konzern hatte 2017 für Torqeedo rund 74 Mill. Euro gezahlt. Das Segment "Green", das im Wesentlichen aus dem Bootsmotorengeschäft besteht, fuhr in den ersten neun Monaten bei 36 Mill. Euro Umsatz einen bereinigten operativen Verlust von fast 40 Mill. Euro ein. Deutz habe keine oder nur wenig Kompentenz für Motoren auf dem Wasser, gab Schulte zu. Der erhoffte Technologieübertrag in Sachen Elektrifizierung sei mit Torqeedo aber gelungen.

Deutz will sich künftig bei alternativen Antrieben auf Wasserstofftechnik fokussieren. Hier vermeldete das Unternehmen einen ersten Auftrag für eine Kleinserie von Wasserstoff-betriebenen Stromgeneratoren aus China. 100 Stück sollen im kommenden Jahr ausgeliefert werden.

Ergebnisprognose erhöht

Der Umsatz mit Dieselmotoren legte im dritten Quartal um 14% zu, der operative Gewinn entwickelte sich überproportional. Der Auftragseingang des Kerngeschäfts, das weit über 90% der Konzernerlöse ausmacht, nahm im dritten Quartal wieder leicht um knapp 1% zu, im ersten Halbjahr dagegen war er rückläufig. Der Deutz-Vorstand macht dafür Vorzieheffekte im Jahr 2022 verantwortlich.

Das angestammte Geschäft mit Diesel-Motoren dagegen lief zuletzt rund. Der Vorstand erhöhte die Konzernfinanzziele deshalb und geht jetzt von einer bereinigten Ebit-Rendite zwischen 5,3 und 5,8% aus. Bisher waren 5,0% avisiert worden.

in Mill. Euro9 Monate 20239 Monate 2022
Auftragseingang1.4361.520
Absatz Diesel-Motoren (Stück)137.559130.875
Absatz Torqeedo-Motoren (Stück)27.50838.477
Umsatz1.5401.396
Ebit9257
Ebit-Rendite (%)6,04,1
Konzernergebnis6645
Free Cashflow-13-70
Deutz 9 Monate nach IFRS
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