IM INTERVIEW: ROLF BREIDENBACH

"Keine Parallelen zum Börsengang von Evonik"

Hella-Chef: Privatplatzierung sichert Kontrolle - Guter Investorenmix gelungen - Ausschüttungsquote wird auf 30 Prozent erhöht

"Keine Parallelen zum Börsengang von Evonik"

– Herr Dr. Breidenbach, Hella geht via Privatplatzierungen an die Börse. Das erinnert stark an Evonik, die sich auch über vorbörsliche Platzierungen an die Börse geschlichen hat. Warum haben Sie diesen Weg gewählt?Wir sehen keine Parallelen zum Börsengang von Evonik. Bei der von uns gewählten Transaktionsstruktur ist das Listing bereits mit der Ankündigung heute gesichert und folgt unmittelbar auf die zweite Privatplatzierung. Dadurch gibt es hinsichtlich des Zeitplans keine Unsicherheit. Wir haben den Börsengang lange geplant und haben in der ersten Phase sehr intensiv mit den Investoren gesprochen. Mit der getroffenen Auswahl sind wir sehr zufrieden. Den Weg haben wir gewählt, weil er hohe Transaktionssicherheit bietet, zugleich aber auch sehr attraktiv ist für Investoren.- Am Ende bringen Sie es aber auch nur auf einen Streubesitz von 15 %. Was macht Sie sicher, dass die Aktie dennoch liquide ist?Weil wir mit der Auswahl der Investoren sehr zufrieden sind. Wir gehen davon aus, dass es von Anfang an eine gute Handelbarkeit der Aktie gibt. Gemäß der Ankündigung, dass wir den MDax mittelfristig anstreben, werden weitere Schritte aller Voraussicht nach folgen. Im Übrigen ist das absolute Volumen des Free Floats ausreichend groß.- Können Sie etwas zur Zuteilung der ersten Privatplatzierung sagen? Wie ist das Material zwischen kurz- und langfristig orientierten Investoren aufgeteilt?Im Rahmen der Privatplatzierung haben wir eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterzeichnet. Daher kann ich keine Details nennen. So viel kann ich aber sagen: Es ist ein guter Mix aus angelsächsischen und anderen europäischen Investoren, es sind Family Offices, Long-Term Institutionals und auch Hedgefonds dabei.- Warum haben Sie sich beim zweiten Schritt abermals für eine Privatplatzierung entschieden, wenn Sie doch eigentlich eine Publikumskapitalgesellschaft sein wollen?Weil das Interesse am Markt sehr groß ist und wir glauben, auf diesem Weg noch weitere interessante institutionelle Investoren frühzeitig an Bord zu bekommen. Mit der Privatplatzierung haben wir den Prozess sehr gut unter Kontrolle und hundertprozentige Transparenz. Wichtig war uns, Einfluss auf das Anfangsset der Investoren zu haben. Ab dem 11. November kann jeder interessierte Anleger die Aktie kaufen.- Hella ist eine Kommanditgesellschaft auf Aktien. In dieser Rechtsform gibt es vielfältige Möglichkeiten für eine Familie, die Fäden in der Hand zu behalten. Warum gilt bei Ihnen eine Aktie, eine Stimme?Das ist die Philosophie der Familie. Wer eine Aktie hat, soll auch eine Stimme haben. Das ist auch für Investoren attraktiv. Die Familie legt sehr großen Wert auf eine Gleichbehandlung aller Aktionäre. Zudem ist die Familie mit der KGaA-Struktur sehr vertraut. Das Unternehmen ist seit zehn Jahren in dieser Rechtsform. Mit Blick auf die Börsennotierung sehen wir keine Nachteile gegenüber einer klassischen AG.- Bislang hat Hella ein Viertel des Nachsteuerergebnisses an die Familie ausgekehrt. Wie sieht das künftig aus?Wir erhöhen die Ausschüttungsquote auf 30 %. Damit wollen wir dem Kapitalmarkt Rechnung tragen, die höhere Ausschüttung macht die Aktie attraktiver. Im Vergleich zu anderen Unternehmen liegen wir damit nach unserer Einschätzung in einer attraktiven Bandbreite.- Wie lange haben Sie sich auf den Börsengang vorbereitet?In die spezifische Planung sind wir etwa vor zwölf Monaten eingestiegen. Fasst man den Blick weiter, ist es aber eine Aneinanderreihung von logischen Schritten in der gesamten Unternehmensentwicklung. Der Umwandlung in eine KGaA im Jahr 2004 folgte 2009 das Debt-IPO. Damit haben wir begonnen, Kapitalmarkterfahrung zu sammeln und verschiedene Kapitalmarktwerkzeuge zu nutzen. Letztlich arbeiten wir seit vielen Jahren kontinuierlich auf den Börsengang hin. Daran erkennt man auch, dass der Börsengang losgelöst vom aktuellen Kapitalmarktumfeld angegangen wurde.—-Das Interview führte Annette Becker.