Kion geht Übernahme gestärkt an
Mit der Verkündung von stärker als erwartet ausgefallenen Ergebnissen im zweiten Quartal und einem bestätigten Ausblick für 2016 hat Kion gestern Investoren gelockt. Am Abend wurde eine beschleunigte Kapitalerhöhung zur Akquisitionsfinanzierung angekündigt. Die Platzierung spielt etwa 450 Mill. Euro ein. Sie dient der Übernahme des Intralogistikers Dematic für 3,2 Mrd. Dollar (inklusive Schulden).wb Frankfurt – Gabelstaplerhersteller Kion übernimmt den Intralogistikspezialisten Dematic aus einer Position operativer Stärke. Im zweiten Quartal wuchs das Unternehmen dank des florierenden Geschäfts in Westeuropa stärker als erwartet. Die Ziele für das Gesamtjahr bekräftigt der MDax-Konzern.Die am Morgen ad hoc präsentierten Ergebnisse überzeugten am Markt, auch wenn Kion das Kursplus nicht halten konnte. Am Abend wurde die erwartete Kapitalerhöhung angekündigt. Mit Goldman Sachs werden 9,89 Millionen neue Aktien im Schnellverfahren platziert. Auf Basis des am Montag um 1,4 % auf 46,43 Euro gestiegenen Kurses ergibt sich ein Volumen von etwa 450 Mill. Euro je nach Discount. Die Kapitalerhöhung zur Teilfinanzierung der Dematic-Übernahme trägt zu 60 % Ankeraktionär Weichai Power aus China, der damit seinen Anteil von bisher 38,25 % etwas erhöht. 40 % werden im beschleunigten Bookbuilding bei institutionellen Investoren gestreut.Kion hatte Ende Juni angekündigt, mit der milliardenschweren Übernahme das Geschäft vor allem in den USA auszubauen. Die einstige Linde-Tochter rückt mit dem Spezialisten für Automatisierung und Lieferkettenoptimierung zur Weltspitze der Anbieter intelligenter Intralogistik-Lösungen auf. Die Transaktion soll im vierten Quartal 2016 abgeschlossen werden. Daraus entstehe “ein globaler Anbieter der Materialfluss-Industrie” mit knapp 30 000 Beschäftigten, über 6,7 Mrd. Euro Umsatz (Basis 2015) und einer kombinierten bereinigten Ebit-Marge von rund 9,4 %. Neuer KapitalrahmenFinanziert wird zunächst mit einem Brückenkredit über 3 Mrd. Euro. In einem ersten Schritt wird dieser jetzt mit der Kapitalerhöhung reduziert. Darüber hinaus werde die Akquisition mit langfristigen Kapitalmarktschulden und Bankenkrediten refinanziert. Kion habe “eine konservative Finanzpolitik, die auf eine gute Cross-over-Kreditbonität mit verlässlichem Zugang zu Fremdkapitalmärkten ausgerichtet” sei. Daher will der Vorstand die Aktionäre zu einem späteren Zeitpunkt um Zustimmung zu weiterem genehmigtem Kapital von bis zu 10 % bitten.Im Ausblick auf das laufende Jahr sind Effekte aus der Dematic-Akquisition nicht berücksichtigt. Demnach erwartet der Konzern einen Auftragseingang zwischen 5,35 Mrd. und 5,5 Mrd. Euro. Beim Konzernumsatz bewegt sich der Zielwert zwischen 5,2 Mrd. und 5,35 Mrd. Euro. Für das bereinigte Ebit wird ein Korridor von 510 Mill. bis 535 Mill. Euro angestrebt. Die bereinigte Ebit-Marge soll höher ausfallen als 2015 mit 9,5 %. Der freie Cash-flow wird unterdessen in der Bandbreite von 280 Mill. und 320 Mill. Euro erwartet; die Akquisition von Retrotech sei dabei berücksichtigt.Nach einem soliden Jahresstart legte der Auftragseingang des nach Toyota weltweit Größten der Branche von April bis Juni um 8,3 % auf 1,43 Mrd. Euro zu. Besonders die anhaltende Dynamik im Kernmarkt Westeuropa habe dazu beigetragen. Das Orderpolster belief sich auf 1,01 Mrd. Euro, das sind 16,8 % mehr als per Ende 2015. Der Umsatz kletterte um 7 % auf 1,34 Mrd. Euro, und das operative Ergebnis (vor Steuern und Zinsen, Ebit) legte um 20,9 % auf 140,8 Mill. Euro zu. Dadurch erreichte Kion im zweiten Quartal eine Ebit-Marge von 10,5 %. Zum überproportionalen Plus im operativen Ergebnis trug bei, dass das Ebit im Vorjahresquartal von einem Aufwand von 6,5 Mill. Euro für eine Zahlung an einen ehemaligen Händler nach einem Gerichtsurteil belastet wurde. Die Ebit-Marge stieg aufs Halbjahr gesehen von 8,7 auf 9,3 %. Netto wurden von April bis Ende Juni 64,0 Mill. nach 52,5 Mill. Euro im Vorjahresquartal verdient. Das entspricht einem Plus von 21,9 %. Im Februar wurden für die Neugestaltung der Finanzierung 25,7 Mill. Euro aufgewendet. Das Ergebnis je Aktie lag für die erste Jahreshälfte bei 0,97 nach 0,94 Euro. Cash-flow bricht einDer freie Cash-flow floss mit 9,9 Mill. deutlich spärlicher als vor Jahresfrist mit 28,8 Mill. Euro. Nach sechs Monaten war es ein Abfluss von 10,5 Mill. nach einem Zufluss von 9,2 Mill. Euro. Dem höheren Ebit und dem optimierten Working Capital standen jetzt die Akquisition der Retrotech sowie höhere Steuervorauszahlungen mindernd gegenüber, heißt es weiter.”Die deutliche Steigerung unserer Marge im zweiten Quartal ist ein klares Signal, dass wir bei der Verbesserung unserer Profitabilität weiter vorankommen”, sagt Vorstandschef Gordon Riske, dem gerade der Vertrag bis 2022 verlängert wurde. Mit Dematic rücke Kion zu einem weltweit führenden Anbieter von Lösungen rund um Intralogistik 4.0 auf.—– Wertberichtigt Seite 8