KKR will mehr Zeit für TIM-Offerte
Verzögerung bei
TIM-Neuorganisation
Milliarden-Offerte für Festnetzgeschäft verzögert sich
bl Mailand
Die Unsicherheit über die Zukunft bei Telcom Italia (TIM) hält an. Die börsennotierte US-Beteiligungsgesellschaft KKR hat um eine Verlängerung der Frist für die Vorlage eines rechtlich bindenden Angebots für die Festnetz-Infrastruktursparte der Gesellschaft bis zum 15. Oktober gebeten, das aus TIM herausgetrennt werden soll. Der TIM-Verwaltungsrat beriet am Mittwoch über die Bitte. Zu Redaktionsschluss lag aber noch keine Entscheidung vor.
Das Bieterkonsortium, zu dem auch F2i und das italienische Wirtschafts- und Finanzministerium gehören, will mehr Zeit für eine due-diligence-Prüfung. Es geht auch um die Bewertung von Unternehmen wie die Kabelgesellschaft Sparkle, die womöglich herausgelöst werden soll. Die Frist für die Vorlage eines bindenden Angebots lief ursprünglich bis zum 30. September.
Für das Festnetzgeschäft ist ein Preis von bis zu 23 Mrd. Euro im Gespräch. Der italienische Staat hat für eine Beteiligung bis zu 2,2 Mrd. Euro zur Verfügung. Rom sieht das Festnetz als strategisch an und will mit der Beteiligung angebliche Sicherheitsinteressen des Landes wahren.
Widerstand kommt vom französischen TIM-Großaktionär Vivendi (23,75%), der das Kaufangebot für viel zu niedrig hält und bei einem Verkauf des Festnetzgeschäfts Erlöse von um die 30 Mrd. Euro für gerechtfertigt hält. TIM hat juristische Urteile eingeholt, ob im Fall eines Verkaufs eine Hauptversammlung einberufen werden muss. Demnach genügt dafür die Zustimmung des Verwaltungsrats. In einer Hauptversammlung könnte Vivendi einen Verkauf vermutlich mit seinen Stimmenanteilen blockieren.
Vivendi hat ein Treffen mit Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti verlangt, dem dieser grundsätzlich zugestimmt hat. Wann ein solches Treffen jedoch stattfinden soll, ist derzeit noch unklar. Die Franzosen haben mit ihrem Engagement bei TIM viel Geld verloren.
TIM-Chef Pietro Labriola, der einen Strategieplan mit einem massiven Personalabbau und der Übertragung eines Teils der Schulden in Höhe von 26 Mrd. Euro auf die Festnetzsparte erarbeitet hat, will das Angebot prüfen, sobald es vorliegt und strebt eine schnelle Entscheidung an. Er braucht dringend Geld für Investitionen. Das Thema blockiert die Entwicklung von TIM seit nunmehr fast zwei Jahren. Telecom Italia leidet vor allem im Heimatmarkt Italien - und dort vor allem im Mobilfunkgeschäft - unter einem massiven Wettbewerb. Zuletzt ist es aber immerhin gelungen, die Einnahmen im Heimatmarkt zu stabilisieren. Die Impulse kommen jedoch vor allem von der brasilianischen Tochter und aus dem Geschäft mit Geschäftskunden.
KKR hatte vor rund zwei Jahren eine Offerte für das ganze Unternehmen vorgelegt, die jedoch zurückgewiesen worden ist. Daraufhin waren zwei Angebote für das Festnetzgeschäft vorgelegt worden, eines unter Führung von Macquarie und eines unter Führung von KKR, dem letztlich Exklusivität eingeräumt worden ist.