Kleinaktionäre schelten Audi-Führung

Vorstandschef Rupert Stadler warnt vor längerer Vertriebsschwäche in China

Kleinaktionäre schelten Audi-Führung

sck München – Auf der ordentlichen Hauptversammlung von Audi am Standort Neckarsulm haben Kleinaktionärsvertreter ihrem Ärger über die Dieselmanipulationsaffäre freien Lauf gelassen. Sie warfen der Verwaltung eine unzureichende Aufarbeitung des Skandals vor, der Audi bislang 1,9 Mrd. Euro kostete.”Es ist Audi nicht gelungen, den Dieselskandal gegenüber der Öffentlichkeit und gegenüber den Aktionären transparent aufzuarbeiten”, kritisierte Felix Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger laut dpa-afx. Andreas Breijs von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz schimpfte über die hohen Boni für Vorstandschef Rupert Stadler. “Die gelungenste Innovation bei Audi ist der Kleber, mit dem sie hier auf ihren Stühlen sitzen”, sagte er. Eine Woche zuvor musste sich die Führung der Muttergesellschaft Volkswagen auf dem Aktionärstreffen in Hannover mit ähnlichen Vorwürfen auseinandersetzen. Audi-Aufsichtsratschef Matthias Müller, der zugleich VW führt, wies die Kritik zurück: “Aufsichtsrat und Vorstand kommen ihren Pflichten vollumfänglich nach und treiben die Aufklärung mit Nachdruck voran.”Stadler räumte ein, dass die Aufarbeitung der Dieselmanipulationen länger dauern werde. “Der Weg des Aufarbeitens ist noch lange nicht abgeschlossen”, sagte der langjährige CEO, dessen Vertrag der Aufsichtsrat tags zuvor um weitere fünf Jahre bis Ende 2022 verlängerte. “Deal” zum Vertrag des CEOIn der dazugehörigen Pressemitteilung von Audi deutete die Arbeitnehmerseite im Kontrollgremium an, dass ihre Zustimmung zu Stadlers Verlängerung an Auflagen gebunden gewesen sei. Peter Mosch, Audi-Gesamtbetriebsratsvorsitzender und Aufsichtsratsmitglied, ließ sich wie folgt zitieren: “Wir Arbeitnehmer knüpfen ganz klare Bedingungen an diese Vertragsverlängerung. Rupert Stadler muss die Beschäftigung an unseren deutschen Standorten langfristig sichern, für Auslastung unserer Werke sorgen und Technologien konsequent vorantreiben, die unserem Unternehmen eine erfolgreiche Zukunft garantieren.” Das lässt vermuten, dass die Gewerkschafter ihre Zustimmung zur Verlängerung an eine Beschäftigungsgarantie geknüpft haben, die der Vorstand Anfang Dezember erneuerte (vgl. BZ vom 6.12.2016).Derweil räumte der CEO ein, dass der Rückgang der Verkaufszahlen in China andauere. Im ersten Quartal brach der Absatz in der Volksrepublik um 22 % auf 108 707 Fahrzeuge ein. Chinesische Händler sind verärgert, dass Audi neben dem bisherigen Joint-Venture-Partner FAW zusätzlich eine Kooperation mit SAIC anstrebt. Die Händler fordern Ausgleichszahlungen. Anfang Dezember legte Audi die Pläne mit SAIC vorerst auf Eis (vgl. BZ vom 2.12.2016).