KlöCo sucht Investoren für Handelsplattform

Mittelfristig Rückzug auf Minderheit - 2019 Ergebnisplus dank Bilanzierungseffekt - Stabile Dividende

KlöCo sucht Investoren für Handelsplattform

ab Düsseldorf – Klöckner & Co (KlöCo) hat für die digitale Handelsplattform Xom eine erste Finanzierungsrunde eingeläutet. Im Wege einer Kapitalerhöhung will der Stahlhändler seine Beteiligung an der offenen Industrieplattform Xom Materials auf 75 % zurückfahren. Neben strategischen Investoren wollen die Duisburger dabei auch Venture-Capital-Geber an Bord holen, sagte KlöCo-Chef Gisbert Rühl vor der Presse.Mit dem Closing wird in Kürze gerechnet. Zwei größere strategische Investoren haben die Duisburger an der Angel, wie Rühl durchblicken ließ. Abgezielt wird auf einen mittleren bis höheren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Damit wäre die Finanzierung für die nächsten zwei Jahre gesichert, sagte Rühl, der die KlöCo-Beteiligung mittelfristig auf eine Minderheit senken will. Damit wäre die Neutralität der Plattform, auf der auch Rivalen ihre Produkte anbieten können, auch gegeben.Letztlich könnte die Plattform – für die der Börsengang als langfristige Option gilt – höher bewertet werden als der Mutterkonzern, der aktuell knapp 700 Mill. Euro auf die Waage bringt. Die Digitalisierung, in die KlöCo vor Jahren eingestiegen ist, sieht Rühl als Ausweg aus dem klassischen Stahlhandelsgeschäft, das extrem volatil ist und aufgrund der Marktbedingungen kaum Ergebnissteigerungen erlaube. Seit 2011 habe das Unternehmen 2 500 Beschäftigte abgebaut, die damit erzielten Produktivitätsgewinne seien aber nahezu vollständig in den Markt abgegeben worden. Um diesen Trend zu brechen, habe KlöCo den Weg der Digitalisierung eingeschlagen und mit Kloeckner-i ein Kompetenzcenter für Digitalisierungsthemen in der Gruppe aufgesetzt. Seit kurzem bietet Kloeckner-i auch Beratungsdienste für Dritte an. Hier wird neben Technologieberatung auch Beratung im Change Management angeboten. Wachstum allein am BauDass sich KlöCo mit der Trennung von Xom des erarbeiteten Wettbewerbsvorteils entledige, glaubt Rühl nicht. Für den Manager steht fest, dass an der Digitalisierung des Geschäfts kein Weg vorbeiführt und sich auf Sicht die Konsolidierung beschleunigen wird. Als Vorreiter in der Digitalisierung wäre KlöCo nach Einschätzung von Rühl in der Lage, die Konsolidierung aktiv mitzugestalten.Das alles ist allerdings noch Zukunftsmusik. Denn zur operativen Wahrheit gehört, dass der klassische Stahlhandel in Europa schwierig bleibt. Einzig der Bauindustrie gesteht Rühl in Europa im laufenden Turnus größere Wachstumsraten zu, während insbesondere in der Autoindustrie mit einem anhaltenden Abwärtstrend zu rechnen sei. Anders sieht es dagegen in den USA aus. Dort rechnet Rühl aus allen relevanten Branchen mit Rückenwind. Letztlich erwartet KlöCo im laufenden Geschäftsjahr im Absatz mit einem leichten Zuwachs und dank höherer Absatzpreise im Umsatz ein deutliches Plus nach 6,8 Mrd. Euro im abgelaufenen Turnus.Im operativen Ergebnis wird dagegen mit einem “deutlichen Rückgang” gerechnet. Mit 227 Mill. Euro hatte KlöCo – vornehmlich getrieben von satten Preissteigerungen in den USA – 2018 das beste operative Ergebnis (Ebitda) seit acht Jahren erwirtschaftet. Dank der neuen Leasing-Bilanzierung wird das Zahlenwerk jedoch besser aussehen, beschert die Anwendung von IFRS 16 doch einen positiven Ebitda-Effekt von 40 Mill. bis 45 Mill. Euro. Entsprechend lautet die offizielle Prognose: Unter Berücksichtigung des neuen Standards IFRS 16 wird mit einem leichten Anstieg im operativen Ergebnis gerechnet.Diese Aussage gepaart mit einer stabilen Dividende von 0,30 Euro je Aktie bescherte dem SDax-Wert am Dienstag einen Kurssprung um gut 13 % in der Spitze. An der düsteren Aussicht auf das erste Quartal, über die KlöCo schon im Februar mit einer Gewinnwarnung berichtet hatte, hat sich dagegen nichts geändert. Erwartet wird ein Ebitda zwischen 20 Mill. und 30 Mill. Euro, berücksichtigt ist dabei der Bilanzierungseffekt.