Knorr-Bremse geht mit Zuversicht in das Jahr 2020

Industriekonzern fühlt sich gerüstet für bisher registrierbare Folgen der Coronakrise - Bahntechnik soll stabilisieren

Knorr-Bremse geht mit Zuversicht in das Jahr 2020

mic München – Knorr-Bremse fühlt sich gut gerüstet für die bisher registrierbaren Folgen der Corona-Krise und die seit längerem prognostizierte Abschwächung der weltweiten Nutzfahrzeugproduktion. Vorstandsvorsitzender Bernd Eulitz begründete dies mit dem Ausgleich durch das langzyklische Geschäft der Sparte Bahntechnik und dem schnellen Hochlaufen der Produktion in China nach der Infektionswelle.Außerdem habe das Münchner Unternehmen sehr früh ein Effizienzprogramm gestartet: “Wir sind überzeugt davon, dass das auch für das Jahr 2020 hilft.” Finanzvorstand Ralph Heuwing blies angesichts eines sehr starken Ordereingangs im vierten Quartal in das gleiche Horn: “Mit einem Auftragsbestand von 4,7 Mrd. Euro blicken wir recht zuversichtlich in das neue Jahr.”Der Weltmarktführer für Bremsen in Schienen- und Nutzfahrzeugen stuft dennoch einen Umsatzrückgang als wahrscheinlich ein. Die Erlöse werden demnach zwischen 6,5 Mrd. und 6,9 Mrd. Euro liegen (ohne geplante Übernahme des US-Lenksystemspezialisten Sheppard). Im vergangenen Jahr stiegen die Erlöse um 5 % auf 6,94 Mrd. Euro. Als Vergleichswert 2019 für die laufende Periode gelten jedoch jene 6,8 Mrd. Euro, die sich ohne zwei mittlerweile verkaufte Unternehmen ergeben (Powertech und Kiepe). Treibender Faktor für einen Rückgang wäre das Nutzfahrzeuggeschäft, das der Prognose zufolge um bis zu 12 % auf 2,9 bis 3,1 Mrd. Euro schrumpft.Die operative Marge (Ebitda) wird der Prognose zufolge ausgehend von 18,8 % zwischen 18 % und 19 % landen. Dabei traut der Vorstand der Nutzfahrzeugsparte mit 14,5 % bis 16 % maximal das Erreichen des Vorjahreswertes (16 %) zu, während die Schienenfahrzeugsparte ihre Profitabilität mit 21 % bis 22,5 % leicht besser verteidigen soll. Im Vorjahr hatte sie 22,3 % abgeliefert.Der Vorstand stellte die Prognose unter den Vorbehalt, dass die Auswirkung von Corona begrenzt und das gesamtwirtschaftliche Umfeld stabil bleibe. Heuwing begründete dieses Ausklammern von Corona-Folgen damit, dass der Markt sich orientieren solle an der zugrunde liegenden Marktentwicklung. Zugleich gelte: “Wenn sich im Sommer aufgrund der Temperaturen und der Maßnahmen das Thema Corona deutlich eindämmt, dann sehen wir gute Chancen, die Prognose einhalten zu können.” Dann könne der Februar-Umsatzausfall von 60 Mill. Euro in China aufgeholt werden.Den Optimismus begründete Heuwing damit, dass die Lieferketten nicht beeinträchtigt seien. In China seien in fast allen Werken 80 % der Beschäftigten wieder an Bord, Ende des Monats könne mit normaler Auslastung gearbeitet werden. Eulitz lobte die chinesische Regierung ausdrücklich für die Umsetzung ihrer Maßnahmen. In Europa und Nordamerika liefen die Werke normal.Heuwing hält auch die Effekte auf der Kundenseite derzeit für überschaubar. Im Bahngeschäft würden die Staaten eher konzertiert Nachfrage schaffen, lautete seine Prognose. Dies könne bei der Produktion von Lastkraftwagen anders aussehen. In der Prognose sei jedoch eine Marktkorrektur berücksichtigt: ein Rückgang der Nutzfahrzeugproduktion in Nordamerika von 20 % bis 30 %, in Europa von 10 % bis 20 % und in Asien/Pazifik von bis zu 15 %. Diese Werte hatte Knorr-Bremse allerdings schon im November und damit vor Ausbruch der Infektionen genannt. Reverenz an ThieleAuf seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Knorr-Bremse-Chef betonte Eulitz, dessen Vorgänger Klaus Deller im vergangenen Frühjahr im Streit gegangen war, die bisherige Strategie des Unternehmens sei absolut richtig. Eulitz, der in seiner Rede mehrmals den Mehrheitsaktionär Heinz Hermann Thiele lobte und dessen 50-jähriges Jubiläum bei dem Unternehmen als einen der Höhepunkte 2019 nannte, sprach von einer Evolution statt von einer Revolution. In der Konfrontation mit dem schwedischen Konkurrenten Haldex, an dem Knorr-Bremse etwas mehr als 10 % hält, signalisierte er eine gewisse Offenheit: “Wir sind natürlich offen, dass Vertreter der Firma Haldex das Gespräch mit uns aufnehmen.” Er fügte wohl mit Blick auf das Aktienpaket hinzu: Bis dahin seien keine Veränderungen geplant.Eulitz zeigte sich sehr zufrieden mit dem Geschäftsverlauf 2019: “Wir haben ein erneut sehr erfolgreiches Jahr hinter uns.” Beide Sparten seien schneller gewachsen als der Markt, betonte der Vorstandsvorsitzende. Knorr-Bremse erreichte die Prognose. Dass weder Nettogewinn noch Cash-flows genannt wurden, begründete Heuwing damit, dass man klassischerweise bei Vorlage vorläufiger Zahlen keine Bilanzzahlen und keinen Cash-flow nenne.Tatsächlich tun dies jedoch andere Unternehmen in aller Regel – wie zuletzt der Autozulieferer Continental vor wenigen Tagen. Knorr-Bremse will den Geschäftsbericht am 23. April vorlegen.