Knorr-Bremse traut sich mehr zu
sck München – Nach einem guten ersten Quartal und der Übernahme von Hitachi Automotive Systems hat Knorr-Bremse ihren Jahresausblick erhöht. Der Weltmarktführer für Schienen- und Nutzfahrzeugbremsen peilt einen Umsatzzuwachs um bis zu 7 % auf 6,9 Mrd. bis 7,1 Mrd. Euro an. Bisher stellte der Konzern eine Spanne von 6,8 Mrd. bis 7 Mrd. Euro in Aussicht. In Bezug auf das operative Ergebnis (Ebitda) soll die Umsatzrendite auf eine Bandbreite von 18,5 bis 19,5 (i.V. 17,8) % steigen. Zuvor avisierte das Unternehmen 18 bis 19 %.Finanzvorstand Ralph Heuwing sprach in einer Unternehmensmitteilung von einem starken Jahresauftakt. Der Auftragsbestand von rekordhohen 4,7 (4,4) Mrd. Euro verspreche eine “gute Entwicklung auch für das restliche Geschäftsjahr”.Der Börsen-Zeitung sagte er, dass es sich weitgehend um eine technische Anpassung der Prognose handele. Der Konzern erwarb die Sparte des japanischen Unternehmens Ende März für 165 Mill. Euro. Das Management berücksichtigte nun erstmals den Zukauf in der Prognose. Allein von der um 75 Mill. Euro erhöhten Erwartung für den Umsatz stammten 60 Mill. Euro vom Neuerwerb.Knorr-Bremse übertraf mit dem Zahlenwerk die Analystenschätzungen. Die Aktie gewann am Mittwoch in der Spitze 2 %, fiel im Tagesverlauf zeitweise ins Minus und beendete den Xetra-Handel bei 98,20 Euro (+1,3 %). Vor acht Monaten brachte Knorr-Bremse das Papier zu 80 Euro an die Börse. US-Geschäft zieht anAufgrund der guten Konjunktur steigerte der Konzern von Januar bis März den Umsatz um 9 % auf 1,75 Mrd. Euro. Das Ebitda legte um 13 % auf 334 Mill. Euro zu. Das operative Ergebnis profitierte unter anderem von der erstmaligen Anwendung der Bilanzierungsregel IFRS 16, nach der Leasinggeschäfte anders verbucht werden. Dies habe sich mit 13 Mill. Euro positiv ausgewirkt, berichtete Knorr-Bremse. Die operative Umsatzrendite verbesserte sich um 0,7 Punkte auf 19 %. Nach Steuern blieben 193 (159) Mill. Euro hängen – ein Plus von 20 %.Treiber des Geschäfts waren unter anderem Ersatzteil- und Reparaturdienste im Segment Schienenfahrzeugsysteme. Das operative Ergebnis des Segments legte um 27 % auf 200 Mill. Euro zu, der Umsatz um 9 % auf 911 Mill. Euro. Die Marge des Bereichs stieg auf 21,9 (18,8) %.Trotz des sich abschwächenden Lkw-Marktes verbuchte Knorr-Bremse im Segment Nutzfahrzeugsysteme Zuwächse. Bei einem Umsatzplus von 8 % auf 846 Mill. Euro steigerte der Bereich das Ebitda auf 141 (132) Mill. Euro. Die Marge hingegen sank leicht um 0,3 Punkte auf 16,6 %. Knorr-Bremse führte dies auf einen veränderten Produktmix zurück.Eine hohe Nachfrage in den USA stützte das Geschäft. “Insbesondere das Wachstum bei Fahrerassistenzsystemen sowie die anhaltende Migration von Druckluft-Trommelbremsen zu -Scheibenbremsen waren die Haupttreiber für die positive Entwicklung des nordamerikanischen Geschäfts”, berichtete der Konzern. Der Anteil Nordamerikas am Gesamtumsatz wuchs auf 23 (20) %. Zum Vergleich: Die Region Europa/Afrika macht zwar mit 48 (51) % weiterhin rund die Hälfte aus, verlor aber etwas an Gewicht.Trotz der gute Geschäftslage verringerte sich der freie Cash-flow im Quartal um 15 Mill. auf 27 Mill. Euro. Der CFO begründete das auf Nachfrage mit einem erhöhten Working Capital und deutlich gestiegenen Investitionen. Knorr-Bremse verwendete laut Heuwing mehr Mittel für den Ausbau der Kapazitäten für Scheibenbremsen an zwei US-Standorten und Erweiterungen am Hauptsitz in München. Infolgedessen sprangen die Investitionen auf 99 (42) Mill. Euro. Der Finanzvorstand merkte aber an, dass zu Beginn 2018 die Investitionsquote mit 2,6 % noch deutlich unter dem Jahresdurchschnitt von 4,7 % lag. Anfang 2019 stieg die Quote auf 5,6 %.Derweil ist das Unternehmen noch auf der Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden. Ende April ging Klaus Deller überraschend. Als Grund nannte der Konzern “unterschiedliche Auffassungen von Führung und Zusammenarbeit”.